Lüneburger Krankenhaus weiht Palliativstation mit acht Einzelzimmern ein. Klinik sieht sich als Versorger für die umliegenden Landkreise

Lüneburg. Wenn ein Mensch unheilbar krank ist, ist ein Krankenhaus nicht mehr der richtige Ort für den Patienten – schließlich geht es hier um Heilung. Dass so ein Denken nicht mehr zeitgemäß ist, dass sterbende Menschen nicht länger tabuisiert werden, zeigt das Städtische Klinikum Lüneburg: Dort hat Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt am Montag gemeinsam mit Oberbürgermeister Ulrich Mädge eine Palliativstation für Lüneburg und die umliegenden Landkreise eröffnet.

„Wenn wir über Erfolge in der Medizin sprechen, geht es in erster Linie um Heilung“, sagte Rundt am Rande der Veranstaltung. „Hier aber geht es ums Sterben in Würde, ohne Schmerzen.“ Noch immer sei das Thema ein Stück weit tabuisiert. „Daher ist es gut, dass sich hier ganz gezielt dieser Thematik angenommen wird.“

Vor allem das große ehrenamtliche Engagement durch den Freundeskreis Hospiz lobte die Ministerin – warnte jedoch davor, die Ehrenamtlichen nicht psychisch und oder physisch zu überfordern. Aber auch die Mitarbeiter sind auf einer Palliativstation anders gefragt als in den übrigen Abteilungen: „Sie sind auf einmal nicht mehr Pfleger oder Lebensretter, sondern Sozialarbeiter, Psychologen“, sagte Professor Christian Frenkel, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, der die neue Station zugeordnet ist. „Menschen“, ergänzte Cornelia Rundt.

Insgesamt gebe es auf diesem Gebiet einen riesigen Nachholbedarf, sagte Frenkel. „Doch seit etwa zehn Jahren haben Politik und Kostenträger erkannt, dass es sich lohnt, in Palliativmedizin zu investieren.“

Bezahlt hat den Umbau der Station mit acht Einzelzimmern zu einem Großteil der Freundeskreis Hospiz Lüneburg mit 150.000 Euro, 28.000 Euro hat das Krankenhaus beigesteuert. Doch über solche Zahlen wollte Geschäftsführer Dr. Michael Moormann am Montag gar nicht sprechen. „Eine Kosten-Nutzen-Rechnung verbietet sich hier. Wir sichern die Versorgung der umliegenden Landkreise, und diese Station gehört neben den zahlreichen zertifizierten Zentren dazu. Das darf man nicht finanziell betrachten.“

Ganz neu ist die Abteilung Palliativmedizin im Lüneburger Klinikum indes nicht. 2004 sind die ersten zwei Zimmer eingerichtet worden, 2007 kamen drei hinzu. Mit der Vergrößerung auf acht erreicht das Krankenhaus den offiziellen Status einer Palliativstation mit eigenem Stationsarzt und eigener Pflegegruppe. Etwa 120 Patienten sind bisher im Jahr versorgt worden, in Zukunft werden es rund 200 sein. Hier arbeiten nicht nur Ärzte und Schwestern, sondern auch Psychoonkologen, Physiotherapeuten, Seelsorger, Musiktherapeuten, Kollegen aus dem Sozialdienst und zahlreiche Ehrenamtliche, die der Freundeskreis Hospiz koordiniert und auf eigene Kosten fortbildet.

Gelb, Orange und Rot an den Wänden, an der Decke leuchten kleine Lämpchen wie ein Sternenhimmel, hinter der Tapete versteckt sich eine Magnetwand für Fotos, die Spiegel im Badezimmer sind für Rollstuhlfahrer kippbar, und es gibt Übernachtungsmöglichkeiten für Angehörige: So sehr wie zu Hause fühlen wie möglich sollen sich die Patienten.

„Wir decken die körperlichen, seelischen und spirituellen Bedürfnisse der Menschen“, sagte Manon von Flotow, Erste Vorsitzende des Freundeskreises Hospiz – mit 400 Mitgliedern und 80 Ehrenamtlichen einer der größten Vereine Niedersachsens in diesem Bereich.

Wieder ins echte Zuhause zurück zu können ist dabei das Ziel der ganzheitlichen Behandlung: Symptome werden gelindert und der Mensch so weit stabilisiert, dass er seine letzte Lebenszeit im Idealfall in seiner gewohnten Umgebung, also möglichst zu Hause, verbringen kann. Bei etwa einem Drittel der Patienten war das in der Vergangenheit möglich, die ambulante Weiterbetreuung der Menschen erfolgt dann in Zusammenarbeit mit dem St. Marianus Hospiz in Bardowick. Erst wenn keine ambulante Versorgung mehr möglich ist, steht das Hospiz für den letzten Weg offen.

Der Freundeskreis Hospiz finanziert sich ausschließlich durch Spenden. Die Unterstützung durch den Verein ist kostenlos. Neben Trauerbegleitung und Gesprächskreisen für Angehörige wird ein Kochkursus für Witwer angeboten. Informationen gibt es unter Telefon 04131/731500 – und das 24 Stunden am Tag. Auch im Internet ist der Verein mit seinem Angebot zu finden unter www.hospiz-verein-lueneburg.de.