Die vier Klappbrücken im Harburger Hafen müssen dringend saniert werden. Die Politik fordert schnelles Handeln

Harburg. Die Investoren im Harburger Binnenhafen werben für ihre Wohnprojekte am Wasser mit Bildern vom eigenen Boot am eigenen Anleger vor der Haustür. Für stolze Bootseigner, die sich fürs Wohnen am Wasser im Harburger Binnenhafen entscheiden, aber könnte der östliche Bahnhofskanal bald zur Schlickfalle werden. Denn die Östliche Bahnhofskanalklappbrücke, die unter Denkmalschutz steht, soll saniert, aber nicht wieder als Klappbrücke genutzt werden. Damit bleibt der Kanal für Baggerschiffe geschlossen.

Dabei wurde die Brücke gerade erst saniert. Allerdings setzt der Brücke die ständige Belastung durch den Schwerlastverkehr durch den Binenhafen zu. Für den östlichen Bahnhofskanal jedenfalls kann das die völlige Verschlickung bedeuten, weil keine Baggerschiffe mehr in den Kanal kommen. Wegen großer Schäden an der Klappbrücke wurde vor geraumer Zeit ein Tempo-30-Limit für die Brücke erlassen.

Die Sanierung der anderen, genauso maroden Brücken schleppt sich dahin. Zum einen sind die Zuständigkeiten zwischen Bezirk und Behörden äußerst kompliziert. Hamburg Port Authority (HPA) hatte dem Bezirk den Binnenhafen in seine Zuständigkeit übergeben, damit der seine Quartiersentwicklung im Hafen vorantreiben konnte. Nun ist das Bezirksamt Harburg zuständig für die Verkehrssicherung und Verkehrswege auf den Brücken. Laut HPA aber ist der Bezirk nun auch zuständig für die Wasserflächen. Das heißt, er muss den Bahnhofskanal aus eigener Tasche entschlicken. Der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) ist zuständig für die Instandsetzung der Brücken. Die HPA betreibt die Brücken, öffnet und schließt sie, und führt kleinere Wartungsarbeiten durch.

„Das ist alles gut und schön. Aber am Ende war es so, dass die HPA jahrelang nichts in den Binnenhafen, auch nicht in die Brücken investiert hatte, bevor sie dem Bezirk den Binnenhafen übergab. Die ganzen Anlagen verrotteten, und jetzt wurden auch noch die Sanierungsmittel, zum Beispiel für die Kaianlagen, vom Senat wegen der Haushaltskonsolidierung gestreckt“, sagt CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Ralf-Dieter Fischer.

Laut Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation (BWVI), sie ist für die Investitionen zuständig, sollen in den Unterhalt und den Betrieb der vier Brücken im Binnenhafen jährlich 760.000 Euro fließen. Das sei bei weitem nicht ausreichend, so Fischer und seine Fraktionskollegen. Für Grund- und Instandsetzungsarbeiten stehen für die Harburger Brücken in den nächsten Jahren 8,3 Millionen Euro im Haushalt des Senats bereit. In der Summe sind auch die Kosten für die neue Drehbrücke über den Lotsekanal enthalten, wenn sie denn jemals gebaut werden sollte.

Auch Jürgen Heimath, Fraktionschef der SPD ist nicht begeistert davon, dass sich der Sanierungsplan gerade für die Brücken in die Länge zieht. „Wir kennen das Dilemma mit den Brücken im Binnenhafen sehr genau. Aber dasselbe Problem haben wir mit den Straßen vom CDU-Senat übernommen. Das ist der Grund, warum wir jetzt so viel Geld in Sanierung und Unterhalt der Brückenbauwerke unter anderem im Binnenhafen investieren müssen“, sagt Susanne Meineke, Sprecherin der BWVI. Der CDU-Senat habe insbesondere die Brücken stark vernachlässigt, so Meineke weiter. „Und wir haben jetzt das Vergnügen, die Versäumnisse aufzuarbeiten“, so die BWVI-Sprecherin. Das sei äußerst ärgerlich, aber in der Fachbehörde sei man sich dessen bewusst, so Susanne Meineke, das da kein Weg vorbei führe. Aus Sicht der Behörde aber reichen die veranschlagten Summen für Betrieb und Unterhalt sowie für Grund- und Instandsetzungsarbeiten an den Brücken im Harburger Binnenhafen aus.

Jürgen Heimath sieht die ursächliche Fehlerquelle wenigstens zum Teil im CDU-Senat. „Dennoch müssen wir uns jetzt beim Senat dafür einsetzen, dass die nötigen Mittel schneller fließen“, sagt Heimath. Zehn Jahre gibt sich die Fachbehörde Zeit für die Grundsanierungen und Instandsetzungen der vier Brückenbauwerke im Binnenhafen.

Und in der Tat scheint die HPA fein raus zu sein. Zum einen ist sie, wenn die Sanierung der Bahnhofskanalbrücke abgeschlossen ist, nicht mehr für deren Betrieb zuständig. Zum anderen schickt die HPA ihre Baggerschiffe nur noch dann los, wenn der Bezirk bezahlt.