Anstieg der Zuwandererzahl macht nach Containern in Buchholz weitere neue Unterkünfte notwendig

Winsen. Der Landkreis Harburg wird künftig deutlich mehr Asylbewerber unterbringen müssen als bisher. „Nach 90 im Jahr 2011 und 105 im vergangenen Jahr haben wir bis Mitte September 272 aufgenommen. Dazu kommen 220 Bewerber, die bereits vor 2013 Anträge gestellt haben“, sagte Reiner Kaminski, der Bereichsleiter Soziales des Landkreises, am Montag im Sozialausschuss. Wie sehr sich die Lage durch die Krisen in Syrien, dem Iran, Afghanistan oder Somalia verändert hat, zeigen die bundesweiten Zahlen. Beim Bundesamt für Migranten und Flüchtlinge in Nürnberg haben von Januar bis August 62.464 Personen Asyl beantragt. Zum Vergleich: 2012 waren es im gleichen Zeitraum 33.284.

„Jede Woche weist uns das Land 20 Betroffene zu. Darunter war in diesem Jahr nur ein Mal eine Familie. Ansonsten handelt es sich vor allem um junge Männer“, sagte Kaminski. Insgesamt wohnen im Kreis 600 Asylbewerber, bei denen zum Teil bereits über ein längeres Aufenthaltsrecht entschieden wurde. Rein rechnerisch gilt dies nach den Zahlen des Bundesamtes derzeit für etwa ein Viertel aller Antragsteller in Deutschland.

In den vom Kreis angemieteten 20 Unterkünften wohnen 450 der 600 Asylbewerber. Bis zum Jahreswechsel sollen noch neun Quartiere mit 390 Plätzen hinzu kommen. Darunter ist ein größeres Projekt, zu dem Kaminski aber keine Einzelheiten nannte. „Die Verhandlungen laufen noch.“ Klar ist für den Bereichsleiter, dass die jeweiligen Bürgermeister und Anwohner rasch informiert werden müssen. Für das neue Gebiet in Buchholz, wo in der Straße Fischbüttenweg Container aufgestellt werden sollen, wurden die Einladungen zu einer Informationsveranstaltung am Dienstag verschickt. Wie schwierig es derzeit ist, notwendige Gebäude für die nach Deutschland geflüchteten Menschen ausfindig zu machen, zeigt eine andere Zahl. Kaminski und seine Mitarbeiter haben inzwischen 150 Unterkünfte geprüft, die sich dann als nicht geeignet erwiesen.

Die Wahl für neue Gebäude fällt derzeit vor allem auf ehemalige Hotels oder Altenheime, Pensionen, Ferienwohnungen oder einzeln vermietete Wohnungen. Die Unterbringung in Turnhallen konnte der Kreis bisher vermeiden. Der Grüne Erhard Schäfer kritisierte im Ausschuss zwar, dass in dem Ende August in Betrieb genommenen Containeranlage in Buchholz sanitäre Anlagen unzureichend seien. „Es gibt nicht einmal genug Handtuchhalter für die Nutzer.“ Kaminski verwies aber darauf, dass die Anlage sofort nach der Fertigstellung bezogen werden musste. „Es geht erst einmal darum, allen ein Dach über den Kopf zu sichern. Die Ausstattung wird noch nachgebessert.“

In die Bemühungen um Unterkünfte ist auch die Integrationsbeauftragte des Kreises, Ute Köchel, einbezogen. Ihre Stelle, die bis zum Jahresende vom Land finanziert wird, soll der Kreis übernehmen. Hintergrund ist, dass das Fördermodell ausläuft. Künftig will das Land die Arbeit über ein angekündigtes, noch nicht verabschiedetes Programm, noch mit der Hälfte der Personalkosten unterstützen. Den Rest muss der Kreis tragen. Im Ausschuss war man sich aber einig, die Arbeit fortzusetzen. Der Beschluss, die Stelle beim Kreis einzugliedern, fiel einstimmig.