Besonders in der Medizin leistet die Paprikaschote gute Dienste. Sie verhalf einem Chemiker zum Nobelpreis und lindert Schmerzen im ABC-Pflaster

Lüneburg/Buchholz. Wer sein Gemüse ausschließlich im Supermarkt kauft, wird nur eine Form der Paprika kennen: zylindrisch und etwa sieben Zentimeter lang. Die sogenannte Block-Paprika. Mehr Auswahl gibt es an den Markständen des Familienbetriebs Hof Harwege in Buchholz und Lüneburg. Drei Sorten baut Hendrik Harwege auf seinem Demeter-Hof bei Dahlenburg an. „Wir haben Spitz- und Snackpaprikas und die kleineren Pimientos, Gewürzpaprika, die nicht roh gegessen wird“, sagt er.

Alle Sorten wurden Mitte Februar ins geheizte Gewächshaus gesät. „Die Temperatur darf nicht unter 22 Grad fallen, sonst entwickeln sich die Pflanzen nicht richtig“, sagt Hendrik Harwege. Haben sie es warm genug, sind die Paprikapflanzen recht anspruchslos. An den Boden stellen sie wenig Anforderungen, es muss nur, wie bei allen Gemüpspflanzen, ausreichend Stickstoff vorhanden sein. Hendrik Harwege düngt den Boden mit Kuhmist und Menasse um ihn reichhaltig genug für seine Paprika-Pflanzen zu machen. „Paprika gedeiht zwar auch auf kargen Sandböden, doch je besser der Boden, desto besser sind auch die Früchte“, sagt er.

Ursprünglich kommen die Verwandten der Kartoffel, Aubergine und Tomate aus Mittel- und Südamerika. Bereits um 7000 vor Christus wurden wilde Pflanzen bereist als Nutzpflanzen angebaut. Erste Züchtungen kamen zwischen 5200 und 3400 vor Christus auf. Kolumbus brachte die Paprika dann als Gewürzpflanze mit nach Europa, zum ersten Mal in Deutschland erwähnt wurde sie 1542. Damals war sie besonders als Topfpflanze verbreitet.

Im April wurden die Setzlinge dann ausgepflanzt und die Gewächshausheizung abgestellt. „Wenn die Pflanze dann die sogenannte Königsblüte bildet, wird die abgebrochen“, sagt Harwege. Diese erste Blüte, die die Paprikafrucht bildet, wird entfernt, damit die Pflanze mehr trägt. Lässt man die Königsblüte dran, ist der Ertrag um die Hälfte geringer. „Außerdem sorgen wir dafür, dass die Pflanze nur drei Haupttriebe hat, sonst wird sie buschig und die Äste können das Gewicht der Früchte nicht tragen. Sie brechen ab“, sagt der gelernte Gemüsegärtner. Die einzelnen Triebe werden an ein von der Decke hängendes Netz gebunden. Die Pflanze wird so etwa mannshoch.

Theoretisch könnte man Paprika in Deutschland auch im Freiland anbauen. „Dann würde man jedoch nur grüne Früchte ernten können. Weil die Temperaturen nachts so stark absinken, können sie nicht durchreifen“, sagt der 33-Jährige. Im Gewächshaus werde es nicht kälter als 16 Grad, das stecke die Pflanze noch gut weg.

Eigentlich sind die Paprikapflanzen selbstbestäubend. „Doch da wir in den Gewächshäusern auch andere Pflanzen wie Tomaten anbauen, haben wir überall Hummelkästen“, sagt Hendrik Harwege. Sozusagen nebenbei bestäubten die Insekten auch Harweges 1500 Paprikapflanzen.

Von Hand werden die Paprikaschoten geschnitten. Dabei haben Harweges drei Sorten die unterschiedlichsten Qualitäten. Die langen und schmalen Schoten der Spitzpaprika schmecken pfeffrig-pikant. Bei den roten Schoten kommt noch eine leichte Süße hinzu. Die kleinen Snackpaprikas schmecken besonders süß. „Die Pimientos sind Gewürzpaprika. Sie werden in der Regel gebraten mit Steinsalz gegessen“, sagt Harwege.

In den letzten Jahren ist das Gemüse immer bunter geworden. Auch Paprika gibt es jetzt nicht mehr nur in Grün, Gelb und Rot. Auch weiße, braune, violette oder minzgrüne Züchtungen werden verkauft. Violette, weiße und minzgrüne Paprika erinnern geschmacklich an die markante Würze der grünen Paprika. Braune Schoten schmecken etwas süßlicher. Das besondere an der violetten Schote ist zudem, dass sie ihre Farbe ändert: Beim Kochen wird die violette Paprika grün.

Egal welche Farbe sie haben, Paprikaschoten enthalten recht viel Vitamin C. So viel, dass sie dem ungarischen Chemiker Albert Szene-Györgyi 1937 zum Medizin-Nobelpreis verhalfen. Aus der Paprika konnte er erstmals Vitamin C in genügender Menge isolieren. Vitamin C ist wichtig für den menschlichen Körper. Es stärkt das Immunsystem und verhindert so, dass Viren und Bakterien Körperzellen infizieren können.

Neben viel Vitamin C steckt in Paprika mit 212 Milligramm pro hundert Gramm auch viel Kalium. Der Mineraslstoff ist für den Menschen lebenswichtig und hat verschiedene Aufgaben im menschlichen Körper. So reguliert Kalium das Zecllwachstum, hält den normalen Blutdruck aufrecht und beeinflusst die Freisetzung von Hormonen, wie zum Beispiels Insulin. Auch der Säure-Basen-Haushalt wird durch Kalium im Gleichgewicht gehalten.

Bereits die amerikanischen Ureinwohner nutzten Paprika außerdem als Heilmittel, vor allem gegen Zahnschmerzen und Arthrose. Heute steckt Paprika in den sogenannten ABC- oder Wärme-Pflastern, die bei rheumatischen Schmerzen eingesetzt werden.

Beim Kauf sollte man vor allem darauf achten, dass die Frucht sich fest anfühlt. Gummiartige Früchte sollten lieber nicht mit nach Hause genommen werden. „Kleine Eindellungen der Schoten mindern die Qualität nicht“, sagt Harwege. Die seien teilweise sortenbedingt, teilweise von Schädlingen verursacht. Wenn Letztere die Blätter befielen, käme es auch vor, dass die Früchte Stellen davontrügen. Ein weiterer Frische-Indikator ist der Stilansatz. „Ist der noch schön grün und im besten Fall nicht eingetrocknet, ist die Schote frisch“, sagt Harwege.