Mit 5,35 Millionen Euro soll das SEZ Neugraben saniert werden. Geschäftsleute fürchten, dass selbst das nicht reicht

Neugraben. Durch das Glasdach tropft der Regen auf die Kleiderständer der Boutique im Erdgeschoss. Große Teile der abgehengten Deckenverkleidung im Erdgeschoss fehlen. Darunter liegen die blanken Rohre. Es ist Sonnabendmittag. Im Süderelbe Einkaufszentrum (SEZ) herrscht Tristesse. Nur wenige Kunden sind in der Ladenmeile an der B73 zu sehen. Viele Geschäfte stehen leer. Die Geschäftsleute, die geblieben sind, haben wenig Hoffnung, dass Stimmung und Umsätze hier noch mal besser werden.

Und das, obwohl – wie berichtet – der Verwalter des SEZ, die Unternehmensberatung Densch und Schmidt, angekündigt hatte, in den kommenden sieben Jahren 5,35 Millionen Euro in die Sanierung und Aufwertung des in die Jahre gekommenen Einkaufszentrum zu investieren. Pläne, die mit der Hamburger Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft erarbeitet worden waren, wurden unlängst vom Neugrabener Stadtteilbeirat mehrheitlich begrüßt. die Hansestadt Hamburg beteiligt sich an den Investitionen.

„Bis 2020 sind wir doch alle pleite. Von Sanierung wurde hier schon sehr viel geredet, passiert ist aber wenig. Und dass die Inhaber jetzt in sieben Jahren 5,35 Millionen Euro in dieses Einkaufszentrum und dessen Sanierung investieren wollen, das glaube ich erst, wenn ich es sehe“, sagt Eberhard Mannigel. Er ist Juwelier.

Im Oktober vor 31 Jahren eröffnete der Kaufmann sein Geschäft im SEZ. „Neugraben ist eigentlich eine wirklich gute Gegend, aber ich fürchte, ich erlebe das nicht mehr, dass dieses Einkaufszentrum vernünftig saniert wird“, sagt er. Mannigel ist der Überzeugung, dass nur ein „vernünftiger Rundumschlag“ das andauernde Ladensterben im SEZ beenden könne.

Bislang kenne er keine Sanierungspläne, bislang habe er aber auch nie die Inhaber des SEZ, den dänischen Konzern MCProperty Found, zu Gesicht bekommen. Und der Verwalter des SEZ glänze aus seiner Sicht nicht unbedingt damit, sich vor Ort zu engagieren. „Der Hausmeister und das Personal, das hier vor Ort ist, die geben sich wirklich Mühe", aber ansonsten könne hier von Service keine Rede sein, sagt der Juwelier. „Als Geschäftsmann verliert man hier schon das Vertrauen. Seit Jahren hören wir, dass sich was tun soll, dass das SEZ modernisiert wird“, so Eberhard Mannigel.

Gülbeden Bayram zeigt im ersten Stock des SEZ auf die kaputte Stahlkonstruktion des Glasdachs. Das sei schon mehrmals repariert worden. Dennoch, so sagt die Geschäftsfrau, regne es immer wieder durch. Im Februar dieses Jahres eröffnete die Schneiderin ihre Änderungsschneiderei im ersten Stock des SEZ. Ihr Vorgänger, auch eine Änderungsschneiderei, sei 30 Jahre hier gewesen, sagt die Unternehmerin.

Für ihre 39 Quadratmeter kleine Schneiderei zahle sie ungefähr 700 Euro, so Bayram. „Das ist zu viel, und für das nächste Jahr hat der Verwalter mir bereits eine Mieterhöhung auf mehr als 800 Euro angekündigt. Aber es fehlen die Kunden. Hier kommt doch keiner mehr her, bei all den Leerständen“, beklagt sie.

Sie wisse nicht, wie lange sie das hier im SEZ finanziell durchhalte und wie lange sie das mitmache. Von einer Sanierung, sagt Gülbeden Bayram, wisse sie noch nichts. Aber, und davon ist die Geschäftsfrau überzeugt, wenn hier nicht bald etwas passiere, könne man das ganze Einkaufszentrum dicht machen. Tatsächlich sehe die Realität für die Mieter im SEZ traurig aus: Viele, dringend notwendige Reparaturen am Gebäude und an der Technik würden einfach nicht erledigt. „In der Tiefgarage ist sogar mal das Garagentor auf das Dach meines Transporters gekracht“, sagt sie.

Gezahlt habe ihr niemand den Schaden. Auch in die Fußgängerüberüberführung regne es herein. „Es wird hier wirklich nur das Nötigste gemacht“, kritisiert die Unternehmerin. Vor allem, sagt sie, müsse der Verwalter dafür sorgen, dass die leeren Ladenflächen besetzt werden. Nur dann würden die Kunden wieder ins SEZ kommen und die Geschäftsleute wieder Umsatz machen.

Dass sich die leeren Ladenflächen wieder füllen, neue Geschäfte ins SEZ kommen, das ist auch die große Hoffnung von Bayrams Nachbarin Liliana Brummer. Die Jungunternehmerin hat sich hier im Februar 2013 mit einem Second-Hand-Laden selbstständig gemacht. Aber die Kunden bleiben aus. Das SEZ sei zu trist, zu viele Leerstände, und die Miete sei zu hoch. Es müsse hier schnell etwas passieren, sagt sie, sonst bleibe ihr nichts anderes übrig, als die Segel zu streichen, den Laden dicht zu machen. Und das wolle sie auf keinen Fall.

Heute, am Montag, 2. September, werden die Pläne für die SEZ-Sanierung in der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Bildung, Sport und Stadtteilentwicklung der Bezirksversammlung Harburg in öffentlicher Sitzung vorgestellt. Die Sitzung im Kulturzentrum Rieckhof (großer Sitzungssaal) beginnt um 18 Uhr.