„Marias Ballroom“ im Phoenix-Viertel wird auch bei Rockmusikern aus dem Ausland immer beliebter

Harburg. Marias Ballroom, der kleine Musikclub im Harburger Phönix-Viertel, wird bei internationalen Künstlern immer beliebter. Trotzdem wissen die Macher um ihre Wurzeln und haben auch die örtliche Musikszene stets im Blick.

Jay Tamkin ist erst 26 und hat schon mit 16 vor der königlichen Familie gespielt. Danach wechselte er Instrument und Stil von Bass und Jazz auf Gitarre und Bluesrock – und gilt seither als der aufgehende Stern am Gitarristenhimmel. Genregrößen wie John Mayall oder The Fabulous Thunderbirds holten ihn schon zu sich auf die Bühne. An diesem Donnerstagabend steht er allerdings in einem kleinen Club in Hamburg-Harburg auf der Spanplatte und das – Talent hin, Queen her – nicht einmal vor vollem Haus. Egal: Der junge Mann zählt an und lässt es krachen. Das Publikum rockt mit, die Stimmung in „Marias Ballroom“ ist ausgelassen.

Der kleine Musikclub im Harburger Phoenix-Viertel hat sich in den erst zwei Jahren seines Bestehens nicht nur etabliert, sondern richtig gemausert. Die Lasallestraße ist dank des Ballrooms eine Adresse, die auch immer mehr internationale Künstler in ihr Navi tippen. „Allerdings nur für Termine unter der Woche“, weiß Programmplaner Heimo Rademaker. „Freitags oder Sonnabends spielen die zu ganz anderen Konditionen in viel größeren Läden.“

Zwar ist das Publikumsaufkommen unter der Woche kaum berechenbar, aber trotzdem kann sich Rademaker vor Anfragen von Künstlern, die entweder eine große Zukunft oder eine strahlende Vergangenheit haben, kaum retten.

„Zum einen haben uns die Managements solcher Künstler mittlerweile auf dem Zettel, zum anderen empfehlen sich die Musiker diesen Club gegenseitig – und viele, die hier einmal gespielt haben, wollen wieder kommen.“

Über die Gründe kann Rademaker nur mutmaßen. „Viele schätzen den direkten Kontakt zum Publikum in einer kleinen Location wie unserer und auch die persönliche Atmosphäre“, sagt er. „Wir kümmern uns um die Künstler und unser Catering ist selbstgemacht – zwar nur einfache Dinge, aber eben etwas anderes als das ewige Backstage-Essen-Einerlei.“

Neben Kontakt und Kartoffelsalat sind es wohl auch die Kosten, die die Künstler ins Phönix-Viertel ziehen. In vielen Clubs nördlich der Elbe müssen Musiker erst einmal Geld auf den Tisch legen, bevor sie spielen dürfen. An Wochentagen kann man da schon mal draufzahlen. Bei Rademaker und seinen Mitstreitern werden die Künstler ohne solche Abzüge am Eintritt beteiligt. So hat man zumindest etwas Handgeld sicher.

Das Team von Marias Ballroom besteht aus 10 Enthusiasten. Heimo Rademaker ist nur das bekannteste Gesicht unter ihnen. Die eigentliche Chefin ist Gastwirtin Maria Stricker, in deren Lokal der Musikclub liegt – einmal durch den Schankraum, durch einen Gang, vorbei an den Toiletten. Mit 150 Gästen ist der Clubraum so gefüllt, dass man menschliche Wärme spürt.

Bei allem internationalen Interesse wissen die Marias-Macher, dass sie ein Harburger Club sind und dass auch in Harburg Musik gemacht wird: „Es gibt allein im Harburger Kerngbiet mindestens ein Dutzend Künstler und Bands, die bei uns nicht nur als Lokalmatatdoren für volles Haus sorgen, sondern auch, weil sie wirklich gut sind“, weiß Rademaker. „Dazu kommt noch der Landkreis sowie Bands aus Hamburg.“

Die Harburger Rockmusikerszene fördert der Musikclub aktiv und auf verschiedenste Arten: Zum einen durch Auftrittsmöglichkeiten, zum anderen durch die regelmäßige Jam-Session. Und wenn Übungsraum-Not am Mann war, hat das Team Musikern den Club auch schon mal für eine dringende Bandprobe aufgeschlossen.

Darüber hinaus ist Marias Ballroom über den Verein SüdKultur mit allen anderen Harburger Veranstaltern und Kulturträgern vernetzt und bringt sich auch außerhalb der Räumlichkeiten an der Lasallestraße in das Harburger Geschehen ein: Die Ballroom-Crew veranstaltete das Lasalle-Straßenfest im Juli und war auf dem Außenmühlenfest mit einer Bühne verteten. Auf der standen die Harburger Bands, die Rademaker als Lokalmatadoren so schätzt.

Mit dieser Mischung aus Harburger Künstlern und internationelen Gästen will Rademaker auch in Zukunft weitermachen. „In nächster Zeit werden wir wohl mehr Pakete schnüren, so dass an einem Abend zwei oder drei Bands hintereinander auftreten.

Das nächste internationale Highlight im Ballroom ist die US-Gitarristin Janet Robin am 29. August. Sie tourte zuletzt zusammen mit dem Fleetwood-Mac-Gründer Lindsey Buckingham.