Buchholzer Geschichtsverein will Gebäude bis Ende des Jahres fertigstellen. In Seppensen befinden sich bereits eine historische Dorfschule, ein Backhaus und eine Durchfahrtsscheune von 1780.

Seppensen. Sollen Dichtstreifen dran oder nicht, das ist hier die Frage. Ulrich Berthold braucht sie sich im Grunde gar nicht zu stellen, er ist dagegen. "Solche Streifen gehören nicht zu historischen Gebäuden", sagt der zweite Vorsitzende des Geschichts- und Museumsvereins Buchholz und Umgebung und klopft gegen einen der dicken Holzbalken der alten Schmiede, die der Verein derzeit auf dem Grundstück des Museumsdorfs Seppensen errichtet. Trotzdem hätten einige Maurer geraten, einen Dichtstreifen zwischen Balken und Mauerwerk aus Schutzgründen anzubringen, erzählt er. An diesem Vormittag ist Maurermeister Rolf Krischker aus Rotenburg da, um mit den Vereinsmitgliedern die weiteren Details des Wiederaufbaus zu besprechen, und auch er ist ein Gegner der Dichtstreifen. Ulrich Berthold kann aufatmen, sie werden also nicht kommen.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das der Geschichtsverein dort auf dem Areal an der Straße Zum Mühlenteich umsetzt. Und ein ungewöhnliches noch dazu. Als der Schmied Arnold Kahnenbley dem Verein sein Lebenswerk, das gesamte Inventar seiner alten Dorfschmiede mit mehreren Hundert Einzelstücken, vermachte, knüpfte er es an die Bedingung, dass bis zum April 2014 ein geeigneter Ausstellungsraum für die Gerätschaften geschaffen sein müsse. Ansonsten wolle er sie zurückhaben. Die Wette galt, der Verein machte sich auf die Suche nach einem passenden Gebäude.

Im Landkreis Rotenburg wurde er fündig. Ein alter Schulfreund des ersten Vorsitzenden Erhard Deisting hatte in Lüdingen bei Visselhövede ein altes Backhaus aus dem Jahre 1800 aufgetan, dessen noch verwertbare Teile die Buchholzer auf das Gelände des Museumsdorfs brachten. "Eigentlich waren nur noch die Eichenbalken intakt", sagt Deisting. Der Rest musste erneuert werden und soll, nachdem Anfang des Jahres mit den Arbeiten begonnen wurde, im Idealfall noch vor Jahresende fertig sein.

Was dann in Seppensen vorzufinden ist, ist ein einzigartiges museales Ensemble bestehend aus der 1880 erbauten Dorfschule, in der das Heimatmuseum untergebracht ist, dem Sniers Hus, das im 17. Jahrhundert in Regesbostel errichtet und 1985/86 in Seppensen wiederaufgebaut wurde, dem rund 100 Jahre alten Backhaus, der Durchfahrtsscheune aus dem Jahr 1780 und eben der wiederaufgebauten Schmiede. Als I-Tüpfelchen kommen noch der im vergangenen Jahr eröffnete Schaubienenstand, der Bauerngarten am Sniers Hus, der Brunnen sowie zahlreiche landwirtschaftliche Geräte hinzu.

"Mit dem Kiekeberg können wir uns nicht messen", sagt Deisting. Dennoch wolle der Verein mit seinen 375 Mitgliedern alles daran setzen, mehr Besucher auf das Areal zu locken und ihnen anschaulich zeigen, wie in alten Zeiten gelebt und gearbeitet wurde. "Buchholz hat ja nur wenig Geschichtsträchtiges, diese Lücke wollen wir füllen." Geplant sind beispielsweise Schmiedekurse für Schulklassen und jedermann, die auch Arnold Kahnenbley persönlich anbieten möchte, sowie weitere Veranstaltungen auf dem Museumshof.

"Das, was wir hier haben, sind unschätzbare Werte", sagt Kassenwart Hartmut Matthies. Der Verein sehe es als seine Pflicht an, sie zu erhalten und sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Diesen professionellen Anspruch unterstreicht auch der neue Nutzungsvertrag, der im Frühjahr zwischen Stadt und Verein geschlossen wurde. Er sieht unter anderem vor, dass der Verein als Träger für laufende Kosten verantwortlich ist und die Stadt als Eigentümerin für Instandsetzungsarbeiten. Vor allem aber soll das Museumsdorf stärker als bisher die Werbetrommel rühren und jüngere Besucher ansprechen. Dafür sind etwa neue Infotafeln aufgestellt worden.

Vereinsvorsitzender Deisting weiß aber auch, dass der Einsatz der Vereinsmitglieder nicht unbegrenzt ist. "Man darf nicht vergessen, dass wir alle nur ehrenamtlich tätig sind", sagt er. Bereits die Arbeiten an der Schmiede versucht der Verein so gut es geht in Eigenleistung zu erbringen, um Geld zu sparen. 40.000 Euro kommen von der Stadt Buchholz, voraussichtlich 10.000 Euro vom Ortsrat Holm-Seppensen, 5000 Euro von der Haspa und weitere 5000 Euro von privaten Spendern. "Dafür sind wir sehr dankbar, aber die Schmiede können wir davon immer noch nicht bezahlen", sagt Kassenwart Matthies. Zumal ja auch noch die bestehenden Gebäude unterhalten werden müssten. Weitere Spenden sind deshalb sehr willkommen.