Eine Ausstellung in den Räumen der Handelskammer zeigt Entwürfe des geplanten Jahrhundertbauwerkes im Hafen. Für die Verbindung der A1 mit der A7 wird die Brücke über die Süderelbe nötig.

Harburg. Hamburgs Hafenquerspange, die Autobahnverbindung zwischen der A1 und der A7, steckt zwar noch in der Planung, nimmt mit Computergrafiken und Modellansichten inzwischen aber schon deutlich Gestalt an. Und was da mit Bauwerken auf die Bewohner Harburgs, Moorburgs und Wilhelmsburgs eines Tages an Veränderungen zukommen wird, das ist schon jetzt anzuschauen. Die mit der Projektentwicklung befasste DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) eröffnete gestern im Beisein von Bezirksamtsleiter Thomas Völsch, Bezirkspolitikern und den Gewinnern eines Realisierungswettbewerbs eine bis 27. Juli dauernde Ausstellung im Elbcampus, in der Straße Zum Handwerkszentrum1. Im Anschluss wird die Ausstellung, die einen Querschnitt aller Entwürfe wiedergibt, nördlich der Elbe in den Räumen der Handelskammer gezeigt.

Für die künftige Autobahnquerverbindung zwischen der A1 bei Stillhorn und der A7 bei Moorburg wird der Bau einer Brücke über die Süderelbe notwendig. Sie wird das Herzstück der Querverbindung. Zwölf Architektur- und Ingenieurbüros hatten sich dafür an einem Realisierungswettbewerb beteiligt. Eine Jury entschied sich ohne Gegenstimme für den Entwurf einer Arbeitsgemeinschaft aus den Büros spb GmbH (Stuttgart), WTM Engineers (Hamburg) sowie Dissing+Weitling (Kopenhagen). Die beteiligten Firmen haben bereits Erfahrungen mit vergleichbaren Brückenkonstruktionen in Indien und Hongkong. Die neue Süderelbebrücke soll ähnlich aussehen wie die im September 1974 eröffnete Köhlbrandbrücke. Mit zwei 140 Meter hohen Pylonen wird die Schrägseilbrücke aber fünf Meter höher in den Himmel ragen. Schiffe bis 53 Meter Höhe sollen darunter durch fahren können. Auf 535 Metern Länge wird sie die Süderelbe von einem zum anderen Ufer überspannen. Auf Moorburger und Wilhelmsburger Seite fügen sich mehrere Hundert Meter lange Vorlandbrücken an das Bauwerk. Das Autobahn-Herzstück soll zu einem neuen Wahrzeichen der Stadt werden.

Bezirksamtsleiter Thomas Völsch erklärte bei der Ausstellungseröffnung, dass mit diesem Modell das ganze Projekt einen entscheidenden Schritt vorwärts gekommen sei. Harburg verspricht sich von dem Autobahnbau seinen Worten nach eine große Verkehrsentlastung. Die Querverbindung entsteht in Verlängerung der A26, die derzeit in Etappen von Stade in Richtung Hamburg gebaut wird und mit ersten Vorbereitungen bereits die Landesgrenze bei Neu Wulmstorf erreicht hat.

DEGES-Bereichsleiter Bernd Rothe erklärte, warum statt der Brücke kein Tunnel gebaut werden soll. Rothe: "Der Brückenbau wird etwa 230 Millionen Euro kosten. Ein Tunnelbau wäre mit 400 Millionen Euro fast doppelt so teuer und technisch nur mit deutlich größerem Aufwand herzustellen. Für den Brückenbau wird mit einer Lebensdauer von 80 bis 100 Jahren gerechnet.

Wann überhaupt ist mit dem Bau zu rechnen? Rothe: "Hamburg will den Autobahnbau mit der Süderelbebrücke für den neuen, ab 2015 geltenden Bundesverkehrswegeplan mit Einstufung in den Vordringlichen Bedarf anmelden. Es könnte bei Genehmigung somit ab 2016 mit ersten vorbereitenden Arbeiten begonnen werden. Das wäre beispielsweise die Verlegung bestehender Versorgungsleitungen."

Die A26 soll bis 2019 auf Hamburger Gebiet mit einem Autobahnkreuz an die A7 bei Moorburg anschließen. Im weiteren Verlauf von Moorburg über die Süderelbebrücke nach Wilhelmsburg/Hohe Schaar ist ein Anschluss mit einem Autobahndreieck an die A1 in Höhe Stillhorn geplant. In dem südlichen Wilhelmsburger Abschnitt befinden sich die Hochhaus-Siedlung Kirchdorf-Süd sowie Wohnbebauung an Katenweg und Siebenbrüderweide. In diesem Bereich soll die Autobahn in einem Tunnel unter der Erde verschwinden sowie in einem nach oben offenen Trog gebaut werden. Zahlreiche Bewohner Wilhelmsburgs sind keine Befürworter der Autobahn, sehen keine Notwendigkeit. José Ortolano und Nils Ratschke von der Hafencity Universität (HCU) besuchten die Ausstellung, um die "Ingenieurkunst" der Bauwerke beurteilen zu können. Ratschke: "Natürlich kann man Veränderungen ablehnen. Aber Menschen brauchen auch Infrastruktur für Mobilität. Sie hält eine Stadt, eine Region und ein Land am Leben."

Die ursprüngliche, vor fast 30 Jahren angefangene Querspangenplanung sah eine Autobahn durch den Wilhelmsburger Norden vor, zwischen Veddel und Waltershof. Dagegen hatten Bewohner lange Zeit in öffentlichen Bürgerbeteiligungs-Veranstaltungen protestiert. Als Alternative war die Variante durch den Wilhelmsburger Süden entwickelt worden, die auch vom Bundesverkehrsministerium seit 2011 als festgelegte Linie verfolgt wird.

Die Ausstellung des Realisierungswettbewerbs kann bis zum 27. Juli täglich bis auf sonntags angesehen werden - montags bis freitags von 7 bis 22 Uhr und sonnabends von 7 bis 16 Uhr.