Schule Am Auetal ist mit dem begehrten Titel MINT-Schule ausgezeichnet worden und gehört jetzt zu einem exklusiven Netzwerk.

Ahlerstedt/Stade. "Das ist doch viel besser, als von der Tafel was abschreiben", sagt der zwölfjährige Jonas Lühmann und streut mit einem Salzstreuer Partikel von Kupfer, Magnesium und Zink in die Flamme des Bunsenbrenners, die so in verschiedenen Farben den Metallstaub verbrennt. Auch Laura, Isabella, Kira, Tobias, Svea und Katharina sind sprichwörtlich Feuer und Flamme für ihre Chemieexperimente. Die Schüler der 6. Klasse an der Ahlerstedter Schule Am Auetal ergründen in den naturwissenschaftlichen Fächern biochemische Sachverhalte gemeinsam mit ihrer Lehrerin Nicole Fieger Metag. Zum Beispiel wie viel Fett in Chips enthalten ist. "Das lösen wir mit Aceton unter Erhitzen aus, es wird grün und wir haben plötzlich gar keinen Appetit mehr auf Chips" sagt Carolin Schlichting (12).

Die Ahlerstedter Oberschüler erschließen sich Wissen und Fertigkeiten mit praxisnahem Unterricht, der ihnen solide Grundlagen für die spätere Berufswahl bietet und für den ihre Schule jetzt mit dem Titel MINT-Schule ausgezeichnet wurde.

Die Oberschule Am Auetal ist damit eine der beiden jüngst als MINT-Schule Niedersachsen ausgezeichneten Schulen der Sekundarstufe I. Maßgeblich für die Juroren, den Titel zu vergeben, ist ihre überdurchschnittlich erfolgreiche Schwerpunktbildung in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT). Lehrer Gerd Ifland hatte die Bewerbung ins Rollen gebracht und über den Erfolg sind nun Schüler und Lehrer gleichermaßen glücklich.

Kultusministerin Frauke Heiligenstadt und Dr. Thomas Klischan, Vorstand der Nordmetall-Stiftung sowie Vertreter der niedersächsischen Stiftungen der Metall- und Elektroindustrie nahmen die Schulen bei einem Festakt im CFK-Valley in Stade in das Netzwerk der MINT-Schulen auf, überreichten einen Scheck über 2000 Euro und das begehrte MINT-Schild für das Schulportal. Die ausgezeichneten Schulen hatten die Jury in einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren zu überzeugen, dass sie ihre Bildungsschwerpunkte über das normale Maß hinaus in den MINT-Fächern setzen, so Schulleiter Axel Keusemann.

"Besonders in unserem Profil Technik konnten wir punkten", sagt Keusemann. "Dabei ist es uns sehr wichtig, Mädchen für Technik zu interessieren." So werden an der Ahlerstedter Schule zum Beispiel in Physik Mädchen und Jungen getrennt unterrichtet, weil die Sichtweisen und Wahrnehmungen in diesem Fach zwischen beiden Geschlechtern unterschiedlich sind. Auch Kontakte mit dem Flugzeugbauer Airbus oder CFK-Valley in Stade soll Mädchen noch mehr für technische Berufe vorbereiten.

Mit Stolz führt Keusemann ins Technikkabinett, denn hier steht ein Glanzstück der Schule. Entwickelt haben es die Techniklehrer Reinhard Altrock und Dennis Schönbeck gemeinsam mit Schülern der 9. Klasse. "Wir haben mit unserer computergesteuerten Heißdraht-Schneidemaschine eine Messeidee umgesetzt", sagt Altrock. "Sie schneidet Segmente für Brücken-, Flugzeug- oder Bootsmodelle aus Styrodur, genau so wie wir sie gemeinsam mit den Schülern programmieren." In Teams arbeiten die älteren Schüler ab der 8. Klasse dann sehr praxisnah an einem Modell, und zwar so, dass am Ende alle Zulieferteile exakt passen. "Ob solarbetriebener Katamaran oder die Statik verschiedener Brückentypen, die direkte Anwendung von Technik ist die beste Vorbereitung für eine Berufsorientierung", sagt Dennis Schönbeck. Schüler wie Jona Piffel und Marven Sumfleth sind so vom Entwickeln von Flugzeugmodellen fasziniert, dass sie in den Pausen ins Technikkabinett gehen und "Erfinden als Schulfach" klasse fänden.

Das mit der MINT-Auszeichnung verbundene Preisgeld von 2000 Euro ist Ansporn, neue Projekte zu entwickeln. "Technisch mit zeitgemäßen Geräten aufzurüsten, ist natürlich immer mit Geld verbunden und so kämpfen wir um Sponsoren", sagt Altrock.

Als MINT-Schule erhalten die Ahlerstedter neben der Finanzhilfe für die weitere Ausstattung Zugang zu exklusiven Angeboten wie Fortbildungen, jährlichen Netzwerktreffen und Tagungen.

Die niedersächsische Kultusministerin Heiligenstadt nannte die Preisträger-Schulen "Leuchttürme in der niedersächsischen Bildungslandschaft", die zeigen, dass in den MINT-Fächern hervorragende Arbeit geleistet wird. Vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Fachkräftemangels im MINT-Bereich sei dieses Engagement ein wichtiger Beitrag, so Heiligenstadt. "Es ist unser besonderes Anliegen, das Interesse unserer Jugendlichen an den MINT-Fächern zu fördern und damit auch die Zahl von Studienanfängern und ganz besonders Studienanfängerinnen in diesen Studiengängen an den Hochschulen in Deutschland zu erhöhen und die Studienabbrecherquoten zu senken", sagte die Ministerin.