Die Decatur-Brücke über den Rangierbahnhof Maschen ist marode. 7,5 Millionen Euro würde die Instandsetzung kosten. Gemeinde hofft auf Finanzhilfe der Bahn.

Maschen. Die Kosten sind gewaltig und von der Gemeinde Seevetal allein nicht zu stemmen. 7,5 Millionen Euro würde die dringend notwendige Instandsetzung der Decatur-Brücke über den Rangierbahnhof Maschen kosten - eine Tatsache, die Ulrich Sauck (SPD) in der Sitzung des Verkehrsausschusses am Dienstag als "gruselig" bezeichnete. Alle Anwesenden waren sich darüber einig, dass die Gemeinde nach Wegen suchen muss, wer sich an dem Projekt beteiligen könnte oder welche anderen Möglichkeiten es gibt. "Ich denke, es ist klar, dass hier niemand die Hand für 7,5 Millionen heben wird", sagte Ausschussvorsitzender Norbert Fraederich (CDU) am Ende der Diskussion.

Zuvor hatten sich die Politiker ausführlich von Thorsten Löwe von der Firma Löwe Plan aus Hildesheim und der Seevetaler Verwaltung erläutern lassen, warum das 1973 fertiggestellte Bauwerk über den 1977 eingeweihten Rangierbahnhof dringend saniert werden muss. Problematisch sind demnach vor allem die zahlreichen Betonabplatzungen und freiliegenden Stellen an den Kappen, also den Geh- und Radwegen an beiden Seiten, die mit einer Planke von der Fahrbahn abgetrennt sind. Die Abplatzungen haben zur Folge, dass der Beton karbonisiert und so ein Korrosionsschutz der Kappen nicht mehr ausreichend gegeben ist.

Das wiederum führt dazu, dass zum einen die Sicherheit des Geh- und Radwegverkehrs beeinträchtigt ist. Zum anderen besteht aufgrund der fortschreitenden Korrosion die Gefahr, dass mittel- bis langfristig auch die Standsicherheit der sogenannten auskragenden Berührungsschutzelemente in Frage gestellt wird. Damit sind die äußersten, waagerechten Enden der Brücke gemeint. Diese Enden könnten eines Tages auf die Bahngleise stürzen, sollten die Kappen nicht instand gesetzt werden, erklärte die Verwaltung.

Es gibt aber auch Auswirkungen auf die vom Pkw- und Lkw-Verkehr genutzte Fahrbahn. Sie war erst im vergangenen Jahr für mehrere Wochen gesperrt, weil die Übergangskonstruktionen an beiden Widerlagern für 300.000 Euro erneuert werden mussten - eine Angelegenheit, die so dringend war, dass sie nicht mehr aufgeschoben werden konnte. Weil in den Fahrbahnaufbau Feuchtigkeit eindringt, bilden sich Blasen auf dem Belag. Die Ursache dafür sind vermutlich die Querfugen in den Kappen.

Deren Funktionsfähigkeit ist laut Verwaltung aufgrund ihrer Konstruktion und ihres Alters nicht mehr gewährleistet, weshalb die Empfehlung eindeutig ist: All diese Schäden sind nur in den Griff zu kriegen, wenn die alten Kappen durch fugenlose Kappen ersetzt werden und die Abdichtung unter den Kappen ersetzt wird. Erst dann kann der Fahrbahnbelag zwischen den Kappen erneuert werden. Allein diese Arbeiten würden inklusive des Baus von Schutzplanken bereits fast sechs Millionen Euro kosten.

Löwe zeigte aber auch Sparpotenziale auf. So könnte man beispielsweise auf die Schutzplanken verzichten, wenn man nach der Sanierung nur noch Tempo 50 statt derzeit 100 auf der Brücke erlaubt. 400.000 Euro ließen sich so einsparen. Weitere Möglichkeiten wie eine Einbahnstraßenregelung oder der Aufbau einer Ampel könnten ebenfalls zu geringeren Kosten führen.

Ein weiteres Problem stellt die Abstimmung mit der Bahn dar. Um die Arbeiten an der Brücke überhaupt ausführen zu können, sei man auf Sperrungen der Gleise und das Abschalten der elektrifizierten Oberleitungen angewiesen, erläuterte Löwe. Der Vorlauf für die Genehmigung ist aber lang, er reicht bis zu einem Dreivierteljahr. Für die Gleise, die vom ICE genutzt werden, liegt er sogar bei einem Jahr. Man könne deshalb nur dann die Vorbereitungen aufnehmen, wenn man sicher sei, die Mittel für die Instandsetzung zu haben, betonte die Verwaltung.

Dass das wiederum kein Leichtes sein wird, machte Bauamtsleiter Gerd Rexrodt deutlich. Allein für die Unterhaltung der Seevetaler Straßen seien pro Jahr eigentlich 700.000 Euro nötig, im Haushalt konnten aber nur circa 350.000 Euro veranschlagt werden. Damit wollte er sagen: Wenn schon dafür das Geld knapp ist, woher soll die Gemeinde dann 7,5 Millionen Euro für eine Brücke nehmen? Größere Arbeiten an dem Bauwerk hat es neben denen im vergangenen Jahr bereits 1997 und 2008 gegeben.

Man könnte sich nun die Frage stellen, warum die Gemeinde und nicht die Bahn für die Brücke über den Rangierbahnhof verantwortlich ist. Zwar hat die Bahn die Brücke gebaut, 1995 fiel sie aber im Zuge von Gesetzesänderungen in die Zuständigkeit der Gemeinde. Als Zugabe gab es 3,6 Millionen D-Mark zur Unterhaltung, doch dieses Geld ist mittlerweile aufgebraucht. Die Gemeinde hofft nun, dass es Hilfe von der Bahn, dem Land oder dem Bund gibt. Als Argument könnte sie vorbringen, dass die Unterhaltung viel aufwendiger ist, als man damals dachte, und dass schließlich auch die Bahn für ihre Logistik auf die Brücke angewiesen ist.