Heike Harms, Köchin der Genusshandwerkerei in Drage, verwendet gern regionale Zutaten und verzichten für die Gesundheit und das gute Gefühl dabei auf Fertigprodukte

Ehestorf. Schnell und gesund kochen, ohne auf Convenience und Fast Food zurückzugreifen - Heike Harms ist überzeugt, dass das problemlos zu machen ist. Die Köchin aus Drage erklärt, wie das funktionieren kann, wann ein Gericht gut für die Gesundheit ist und warum die Menschen wieder mehr Mut in der Küche zeigen sollten.

Abendblatt:

Frau Harms, was bedeutet eigentlich gutes und gesundes Essen?

Heike Harms:

Kurz gesagt: Regionale, saisonale Speisen mit dazu passenden Gewürzen - und eine große Portion Liebe für die Menschen, für die man kocht. Das schmeckt man hinterher - und das sorgt für das Wohl der Gäste.

Aber ob sich jemand beim Essen wohlfühlt, sagt doch noch nichts darüber aus, ob er sich auch gesund ernährt...

Harms:

Stimmt. Aber ich bin mir sicher, dass sich gesundes und gutes Essen nicht nur über Kalorien und Inhaltsstoffe definiert, sondern auch darüber, wie es zubereitet und in welcher Umgebung es gegessen wird. Kochen ist auch ein Stück Heimat, eine große Geste.

Reicht das regionale Angebot an Obst und Gemüse denn aus, um sich gesund und ausgewogen zu ernähren?

Harms:

Ja. Wer im Winter Grünkohl isst, nimmt jede Menge Vitamine auf. Da braucht man die Ananas eigentlich nur noch als Genussmittel.

Wie gesund sind Fertiggerichte und Gerichte aus der Dose?

Harms:

Ich bin keine Ökotrophologin, aber mein Verstand sagt mir: Was in Dosen unterwegs oder in Plastik verpackt ist, kann nicht wirklich gut sein. In den meisten Fertiggerichten stecken einfach zu viele Zusatzstoffe, die kein Mensch braucht. Verteufeln würde ich Fertigkost aber nicht. Natürlich darf auch mal eine Fertig-Pizza gegessen werden. Aber wer sie selber macht, mit gutem Parmesan, einer Tomate und ein bisschen Rucola wird feststellen, dass sie meist viel besser schmeckt - und darüber hinaus keinen Analog-Käse enthält.

Wenn frisch im Grunde besser schmeckt, warum greifen dann immer mehr Menschen auf Tütenwaren zurück?

Harms:

In erster Linie, weil sie Zeit sparen wollen. Weil sie dabei nicht so viel über Ernährung nachdenken müssen. Und weil sie sich das Kochen oft nicht zutrauen. Vielen fehlt das Grundverständnis und anderen die Traute. Sie denken, das Zubereiten einer Speise sei furchtbar kompliziert. Ist es aber gar nicht. Man muss es einfach nur machen. Und wie bei vielen Dingen gilt auch am Herd: Übung macht schließlich den Meister.

Können denn auch Berufstätige mit wenig Zeit ein gesundes und gutes Essen auf den Tisch zaubern?

Harms:

Sicher. Dafür brauchen sie maximal 30 Minuten. Soviel sollte jeder für eine so wichtige Sache wie die Ernährung übrig haben.

Wer selbst kocht, muss aber auch mehr für den Einkauf einplanen.

Harms:

Das ist ein weit verbreiteter Trugschluss. Ich bin überzeugt davon, wer mehr mit frischer Ware statt mit Convenience Food kochen würde, könnte langfristig die Kosten für Nahrung um gut die Hälftesenken. Das wäre für viele Familien ein echter Gewinn.