Mehr Kreuzfahrtschiffe im Hamburger Hafen, weniger Güterumschlag. Wird Erweiterung unnötig? Hafenentwicklungsplan, so der SPD-Abgeordnete Schinkel, sei kein starres Gebilde.

Moorburg. Ausgerechnet der Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) macht jetzt den Moorburgern Mut. Seine öffentlichen Äußerungen zu einem dritten Kreuzfahrtterminal im ehemaligen Freihafen und seine Haltung zur Bedeutung des Hamburger Hafens für die Kreuzfahrt lassen in Moorburg darauf hoffen, dass dieser Schwenk vom Containerumschlag zum Tourismus auch Konsequenzen für den Hafenerweiterungsplan haben könnte. "Auch die aktuellen Zahlen beweisen, dass die Prognosen für den Hamburger Containerumschlag beileibe nicht erreicht wurden. Im Umkehrschluss heißt das wiederum, dass der Hafen auch nicht den prognostizierten Flächenbedarf in Zukunft hat", sagt Sören Schinkel.

Schinkel ist Moorburger - und er ist SPD-Abgeordneter in der Harburger Bezirksversammlung. Gemeinsam mit seinem Fraktionskollegen Michael Dose hat Sören Schinkel jetzt namens seiner Fraktion einen Antrag an die Bezirksversammlung gerichtet. Die möge, so die Forderung der beiden Abgeordneten, "einen Vertreter der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation in den Ausschuss für Wirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz einladen, damit dieser dem Ausschuss unter Bezugnahme auf den aktuellen Hafenentwicklungsplan über die Veränderungen der Planungen im Bereich des ehemaligen Freihafens berichten kann".

Ein Hafenentwicklungsplan, so Schinkel, sei immerhin kein starres Gebilde. Um die HafenCity bauen zu können, sei auch diese Fläche aus dem Hafenerweiterungsgebiet heraus genommen worden. Wenn die Entwicklung des Hafens jetzt also in Richtung Passagierschifffahrt gehe, sei die Moorburger Fläche auch nicht mehr von Interesse für eine Hafenerweiterung. Der Plan, sagt Sören Schinkel, müsse dann umgeschrieben werden. Für Moorburg, so der SPD-Politiker, seien die jüngsten Äußerungen des Wirtschaftssenators mehr als ein Hoffnungsschimmer. "Es könnte der erste Schritt in Richtung Bestandsschutz für das Elbdorf Moorburg sein", gibt sich Schinkel optimistisch. Für die neue Ausrichtung Hamburgs vom Containerumschlag zur Passierschifffahrt spreche auch, dass im Tourismus weit mehr Arbeitsplätze geschaffen würden, als in der Logistik, so Schinkel.

Die Zahlen zum Seegüterumschlag im Hamburger Hafen, die die Hamburg Port Authority (HPA) jüngst für das Jahr 2012 veröffentlichte, zeigen auf jeden Fall eines: Die Ergebnisse liegen unter dem Vorjahresergebnis. In 2012 erreichte der Hafen einen Seegüterumschlag von 130,9 Millionen Tonnen. Das entspricht einem Minus von einem Prozent gegenüber 2011. Der Stückgutumschlag liegt mit 91,5 Millionen Tonnen 1,2 Prozent unter dem Vorjahresergebnis, und der Massengutumschlag hat um 0,4 Prozent abgenommen. Vom noch kurz nach der Finanzkrise prophezeiten Warenboom im Hamburger Hafen liegen diese Ergebnisse weit entfernt. "Auf der Fläche in Steinwerder, die ursprünglich als Container-Terminal geplant war, müsste nicht mal viel investiert werden, um sie zum Kreuzfahrtterminal umzufunktionieren. Zudem haben wir ausreichend Flächen im Hafen, die bei Bedarf für Container Terminals umgerüstet werden könnten, beispielsweise am Burchardkai oder am Eurogate. Moorburg wird da definitiv nicht mehr gebraucht. Der Hafenentwicklungsplan ist lediglich ein Strategiepapier. Wenn die Strategie geändert wird, liegt es nach meiner Ansicht nahe, auch das Papier zu ändern", sagt Sören Schinkel.

Bei der HPA sieht man die Ankündigung Horchs, auf der Fläche in Steinwerder ein drittes Kreuzfahrtterminal zu planen, weit nüchterner, als in Moorburg. "Diese Fläche könnte als Interimslösung für die Kreuzfahrt genutzt werden", sagt HPA-Sprecher Alexander Schwertner. Eine Änderung des Hafenentwicklungsplanes gehe damit nicht automatisch einher. Moorburg sei bislang ohnehin nicht konkret überplant, der Stadtteil an der Elbe sei lediglich eine "Erweiterungsoption, ein Gebiet, das man sich auf lange Sicht sichern wollte", so Schwertner.

Ob eine Neuausrichtung des Hamburger Hafens zum Tourismus nun für Moorburg die Rettung sein könnte, scheint auch SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath kritischer zu sehen. Dennoch trägt er den Antrag in der Bezirksversammlung mit.