Viele Bewohner wünschen sich nichts sehnlicher, als die Tiere endlich loszuwerden. Die Jagd im Steinbachtal ist allerdings problematisch.

Holm-Seppensen. Dort, wo sonst im Frühjahr immer die Maiglöckchen blühen, sind die Wildschweine gewesen. Die Zeichen trügen nicht, alles ist durchwühlt. Die Tiere müssen direkt am Zaun entlang gelaufen sein, denn auch an der Auffahrt zum Grundstück von Lothar und Henni Rehfeldt am Seppenser Mühlenweg ist der Boden einmal kräftig umgepflügt worden. Der 81-Jährige blickt auf die Stelle am Straßenrand und schüttelt den Kopf. "Gesehen haben wir die Wildschweine noch nie", sagt er. Sie kommen immer nachts. Aber dass sie da waren, ist am nächsten Morgen anhand ihrer Erdzeichen unübersehbar.

Wie viele andere Bewohner des Holm-Seppenser Steinbachtals wünscht sich das Ehepaar Rehfeldt nichts sehnlicher, als die Wildschweine endlich loszuwerden. "Wir sind eigentlich Tierfreunde", sagt Lothar Rehfeldt und zählt die willkommenen Bewohner und Besucher ihres 5000 Quadratmeter großen, baumbestandenen Grundstücks auf: Rehe, Eichhörnchen, Mäuse und unzählige Vogelarten. Nur mit den Wildschweinen habe es in den vergangenen Jahren immer mehr Probleme gegeben, mittlerweile würden sie den ganzen Garten auf den Kopf stellen. Für ihn steht deshalb fest, dass es so nicht mehr weitergeht. "Es muss etwas geschehen."

Das weiß auch die Stadt Buchholz, die in der Pflicht steht, Gefahren für ihre Bürger abzuwehren. Denn vor allem Bachen mit Frischlingen können gefährlich werden, wenn sie sich beispielsweise von einem Hund bedroht fühlen und in Panik geraten. Einige besorgte Anlieger hätten sich bereits im Rathaus gemeldet, sagt Stadtsprecher Heinrich Helms. Auch die Stadt wolle, dass im Steinbachtal etwas passiere. Wie genau das aussehen könne, müsse aber die Jägerschaft entscheiden.

Die wiederum betont, dass es gerade die Stadt Buchholz war, die lange Zeit keinen Grund zum Handeln sah. "Wir haben immer gesagt, dass wir zur Verfügung stehen", sagt Kreisjägermeister Norbert Leben.

Das Problem an der Sache ist nämlich, dass das Steinbachtal ein sogenanntes befriedetes Gebiet ist, in dem Jäger eigentlich nur vergrämen, aber nicht schießen dürfen. Ein möglicher Eingriff muss mit dem Naturschutzamt, dem Veterinäramt und der Stadt Buchholz abgeklärt sein, erst dann können die Jäger handeln.

Welche Möglichkeiten es gibt, das Wildschwein-Problem zu lösen, will Leben nun kommende Woche in einem Gespräch mit Experten des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung in Hannover herausfinden. Denn einfach Tabula rasa zu machen, kommt für die Jäger nicht in Frage. "Wir müssen ganz genau abwägen und dann eine Wahl treffen", sagt Leben. Ungefähr acht bis zwölf Wildschweine befänden sich in Holm-Seppensen, schätzt er. Würde man den Bestand in Ruhe lassen, würde die Zahl immer größer werden. "Es läuft darauf hinaus, dass wir die Schweine der Wildbahn entnehmen müssen", formuliert er es diplomatisch. Aber mit großem Kaliber würde er dort nicht schießen, fügt er hinzu. Eine Alternative wäre zum Beispiel, einen sogenannten Sauenfang aus Holz oder Metall zu errichten, in dem das Wildschwein wie in einer Falle gefasst wird.

"Die Frage ist dann, ob wir es vor Ort erschießen oder erst woanders hinbringen", sagt Leben. Auch müsse man aufpassen, dass man keine Bache erwische, die so von ihren Frischlingen getrennt wird. Eine regelmäßige Kontrolle so einer Falle hält der Kreisjägermeister in diesem Fall deshalb für unabdingbar.

Mit allzu großen Einschränkungen wegen der Brut- und Setzzeit, die offiziell vom 1. April bis zum 15. Juli dauert, rechnet er nicht. Frischlinge dürfen ganzjährig bejagt werden und ältere Tiere, die sogenannten Überläufer, seit dem 1. April. Einzig die erwachsenen Tiere haben bis zum 1. August, manchmal auch nur bis Mitte Juni, Schonzeit. Eine Ausnahme bilden wiederum Bachen mit Frischlingen, die generell nicht bejagt werden dürfen, es sei denn, man stellt sicher, dass alle Frischlinge ebenfalls getötet werden.

Bis zu 14 Tage werde es theoretisch dauern, das Steinbachtal von den wühlenden Wildschweinen zu befreien, schätzt Leben. Wie lange dann aber Ruhe herrscht, müsse sich zeigen. Denn: Das ruhige Tal mit seinem Flusslauf, dem Schilf und der Erde voller Würmer und Engerlinge bietet jedenfalls hervorragende Lebensbedingungen für die Tiere.