1,50 Euro pro Stunde. Umstrittener Beschluss des Stadtrats gilt ab 8. April

Buxtehude. Nur noch wenige Tage, dann wird das Parken in der Estestadt nicht nur teurer sondern auch problematischer als es derzeit in der Innenstadt ohnehin schon ist. Ab 8. April müssen alle neuen Automaten mit jeweils 1,50 Euro pro Stunde bestückt werden, wenn man weder Knöllchen noch Abschleppen riskieren will. Lediglich am Krankenhaus bleiben die Gebühren wie gehabt. Die meisten Buxtehuder Bürger und Besucher sind sauer, nur wenige finden die Preiserhöhung akzeptabel. "Man fragt sich doch inzwischen, was nicht teurer wird, und wenn jemand morgens nur fix Brötchen kaufen möchte, ohne kilometerweit zu laufen, werden die zum teuren Genuss", sagt Margitta Nachtwey aus Buxtehude. "Ich bin gegen diese Preiserhöhung, weil sie sich gravierend auf den Einzelhandel unserer schönen Innenstadt auswirken wird."

Die Buxtehuderin Petra Staak hingegen findet es nicht zu teuer. "In Hamburg oder anderen Städten ist es teilweise noch teurer. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass Buxtehude die Preise viel früher erhöht."

Das sieht das Ehepaar Liselotte und Christian Hackl, das aus Nürnberg zu Gast in Buxtehude ist, ganz anders: "Als Besucher möchte man eine Stadt in Ruhe entdecken können, ohne dauernd an die Parkuhr denken zu müssen. Da ist man beim Einkaufen und Sehenswürdigkeiten anschauen viel freier. Und Parkflächen, die vom Zentrum weit entfernt sind, sind für Ortsunkundige wenig attraktiv."

Kritik kommt auch vom Altstadtverein, dem Sprachrohr der Buxtehuder Kaufmannschaft. Denn zusätzlich werden die bislang noch kostenfreien Parkplätze "Grün" und "Pastorengarten" an der Hansestraße mit in die so genannte "Parkraumbewirtschaftung" aufgenommen - also gebührenpflichtig. So haben es die Buxtehuder Politiker entschieden, obwohl dies von Seiten der Verwaltung in den Beratungen als bedenklich eingestuft wurde.

Bislang waren im Haushalt rund 300.000 Euro Einnahmen aus Parkgebühren veranschlagt. Mit der neuen Parkgebührensatzung erhoffen sich die Buxtehuder rund 800.000 Euro von den Autofahrern - also satte 500.000 Euro mehr, die in die Stadtschatulle fließen könnten. Bei diesen Berechnungen wurde davon ausgegangen, dass die zusätzlichen Einnahmen sprudeln, wenn die Parkplätze "Grün" zu 60 Prozent und "Pastorengarten" zu 50 Prozent ausgelastet sein werden.

Diese bisher kostenlosen, innenstadtnahen Parkmöglichkeiten wurden überwiegend von Langzeitnutzern, meist Pendlern, die in Buxtehude arbeiten, belegt. Sie müssen nun auf die Flächen an der Estebrügger Straße, an der Festhalle und auf dem Schützenplatz ausweichen und weitere Fußwege in kauf nehmen.

Während die Stadtverwaltung und auch Politiker nicht die Prognose teilen, dass künftig rund 300 Langzeitparkplätze fehlen werden, wartet der Altstadtverein immerhin mit konkreten Ergebnissen einer Erfassung der tatsächlich benötigten Langzeitparkplätze auf. Demnach werden allein in Spitzenzeiten etwa 320 Plätze in Altstadtnähe fehlen.

Peter Schmidt, Vorsitzender des Altstadtvereins und Inhaber eines Musikgeschäfts in der Innenstadt hatte im Interesse seiner Zunftkollegen gehofft, dass die Stadt die Gebührenpflicht für die kostenfreien Parkplätze an der Hansestraße auf Eis legt und auf die Argumente der Kaufmannschaft eingeht. Die Mitglieder des Altstadtvereins kritisieren die vom Rat der Stadt Buxtehude beschlossene Anhebung der Parkgebühren auf die Höhe der Nachbarstädte nicht grundsätzlich, allerdings den Zeitpunkt, so Schmidt. Dass Politiker sich auch um die Einnahmenseite einer Stadt kümmern müssen, sei kaufmännisch betrachtet selbstverständlich. Aber Schmidt sagt auch: "Ganz und gar nicht kaufmännisch schlau ist es, wenn ich die Preise für Parkplätze erhöhe und die Ware, eben ein schönes Einkaufserlebnis, noch in einer Umbauphase ist."

Das hatte Buxtehudes FDP-Chef Rudolf Fischer mit Blick auf die Großbaustelle und Baulücken im Rathausviertel auch ins Kalkül gebracht. Er sagte, dass die Parkgebührenerhöhung zur Unzeit komme, solange die Altstadt "'ne zahnlose Alte" ist. Man wolle, dass Besucher auch während der Bauzeit nach Buxtehude kommen, so teilte er die Argumente des Altstadtvereins.

Zudem wurde im Vorfeld auch kontrovers diskutiert, dass der Parkdruck in den Nebenstraßen zunehmen werde. Auch die Überlegungen, mit einer so genannten "Brötchentaste" Kurzzeitparkern in der Innenstadt entgegenzukommen, verpufften. "Der Segen des Geldes wäre relativ zu sehen und eine Brötchentaste schmälert die Einnahmen", sagte SPD-Ratsherr Hans-Uwe Hansen.

Mit der neuen Gebührenregelung, werktags von 8 bis 18 Uhr und Sonnabend von 8 bis 14 Uhr ist Buxtehude nun deutlich teurer als die Hansestadt Stade, die ihren Besuchern werktags ab 16 Uhr zum Feierabendeinkauf und am Wochenende die Freiluftparkplätze kostenlos anbietet. "Wir haben durchweg positive Resonanz, seit wir diese Regelung eingeführt haben. Die Innenstadt ist voll und die Bürger sind dankbar für dieses Angebot", sagt Kirsten Bock vom Ordnungsamt Stade.

Mihaela Schradieck aus Stade, die mit ihren Kindern einen Ausflug nach Buxtehude gemacht hat, ist empört: "Das ist unverschämt, man bekommt jetzt schon kaum einen Parkplatz in der Altstadt. Wenn nun für die bislang freien Parkmöglichkeiten auch noch kassiert wird, fühlt man sich abgezockt und fährt lieber woanders hin."