Als Fünfzehnjähriger fotografierte Roman Jupitz den amerikanischen Präsidenten in Berlin. Jetzt geht der TU-Wissenschaftsfotograf in den Ruhestand

Harburg. Es war der 26. Juni 1963, jener denkwürdige Tag, an dem der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika jenen legendären Satz sagen sollte, der auf Deutsch übersetzt so geht: "Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf sagen zu können: Ich bin ein Berliner."

An jenem Sommertag war der damals 15 Jahre alte Roman Jupitz zu Besuch bei seinen Großeltern in Berlin. Mit seiner ersten 4 x 4 Zentimeter Rollfilmkamera, einer Bilora Bella 44, zog Roman auf die Straßen West-Berlins, denn der damals mächtigste Mann der Welt sollte durch die Stadt fahren: John F. Kennedy. "Ich stand inmitten der Menschenmenge, in der ersten Reihe am Straßenrand", sagt der Wilstorfer. "Auf einmal kam ein dunkelblauer Cabrio-Schlitten angerollt. Darin standen Kennedy, Bundeskanzler Konrad Adenauer und Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt. Der Wagen fährt an mir vorbei, ich drücke den Auslöser. Genau in dem Moment lächelt der amerikanische Präsident zu mir herüber."

Der Schnappschuss erschien später im "Lokalboten" in Rothenburgsort - und entzündete in Roman Jupitz eine Leidenschaft für die Fotografie. Zur Profession hat er sie aber erst 13 Jahre später gemacht. Nach dem Realschulabschluss ging der gebürtige Eimsbütteler erst einmal sechseinhalb Jahre zum Bundesgrenzschutz, in den Aufklärungs- und Sicherungszug, den Vorgänger der GSG 9. Ein Jahr arbeitete er als Personenschützer in der Deutschen Botschaft im jugoslawischen Belgrad. Als es dann in die Berufsförderung ging, kaufte er sich eine 6 x 6 Zentimeter Hasselblad und entschloss sich zum Studium an der Hamburger Fotoschule. "Ich war neugierig auf Menschen und wollte Bilder machen."

Sein erster Job war der des Polizeifotografen bei der Hamburger Polizei. Roman Jupitz fotografierte Straftäter, Leichen, Verletzte. Er dokumentierte mit seiner Kamera Einbrüche, Tatortspuren, Motorradopfer und Leichenteile. 1982 bekam er dann das Angebot, als Wissenschaftsfotograf an die Technische Universität Hamburg-Harburg (TUHH) zu kommen - am 2. Januar 1983 fing er an.

30 Jahre lang war Roman Jupitz der Hoffotograf auf dem Harburger Campus. Jetzt geht er nach 44 Jahren im öffentlichen Dienst in den Ruhestand. Der bald 65-Jährige kennt jeden Quadratmeter der Uni, alle Institutsleiter und fast alle Forschungsprojekte. Er fotografierte die Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeiter bei der Arbeit. Sein Job war es, Forschung fotografisch eindrucksvoll darzustellen. "Es macht mir Spaß, selbstständig und kreativ zu arbeiten", sagt Roman Jupitz. Jetzt will er sich mehr um seine Frau Britta, 49, seine Hunde Rocky, neun Wochen, und Nelly, 13, seine Menkun-Katzen Tobby und Giselle, beide 4, sein Haus, Baujahr 1925, und seinen 400 Quadratmeter großen Garten kümmern. Roman Jupitz erfreut sich bester Gesundheit, er ist ein gläubiger Mensch, Mitglied der St.-Petrus-Gemeinde Heimfeld. "Wichtig im Leben", sagt der TU-Fotograf, "ist es mir, ehrlich, authentisch und fair zu sein und christliches Gedankengut zu pflegen." 40 Jahre lang war Roman Jupitz in seiner Freizeit Sporttaucher, zum Schluss als Abteilungsleiter bei der Turnerschaft Harburg. Vor sechs Jahren hat er das Tauchen aufgegeben und frönt nun auf einer Kawasaki VN 1700 seinem neuen Hobby, dem Motorradfahren - am liebsten mit den "Hansebikern" aus Harburg.

Roman Jupitz hat alle Präsidenten der TUHH kommen und gehen sehen, sie tausendfach fotografiert. Hier seine Einschätzung zu seinen Chefs: Gründungspräsident Hans-Günter Danielmeier "war der dynamische Macher, ein Unternehmergeist mit Ausstrahlungskraft". Der erste Präsident Heinrich Mecking "war ein Pragmatiker - bodenständig und ehrlich". Sein Nachfolger Hauke Trinks "war ein kreativer Wirbelwind, den mochte ich am liebsten. Ich bewundere seine Forscheraktivitäten in der Arktis".

Der dritte Präsident Christian Nedeß, sagt Roman Jupitz, "war der Herr Generaldirektor mit selbstbewusster Ausstrahlung". Die Nummer vier, Edwin Kreuzer: "Ein sehr netter, höflicher Mensch, der ist authentisch und lebt nach christlichen Werten."

Und die Nummer fünf, Garabed Antranikian? "Mir gefällt an ihm besonders, dass er das Bild unserer Hochschule für Studenten und Besucher optisch aufgewertet hat. Er ist immer sehr freundlich und kreativ. Ich habe ihm einmal vorgeschlagen, während einer internationalen Konferenz einen Hubschrauber für ein Gruppenfoto zu buchen. Er hat sofort gesagt: 'Mach mal!'"

Sein Ziel sei es immer gewesen, die Hochschule "positiv und interessant mit meinen Stilmitteln" ins Bild zu setzten, sagt Roman Jupitz. "Die wissenschaftliche Arbeit in den Instituten war mir wichtiger, als Helmut Kohl oder Helmut Schmidt auf dem Campus zu fotografieren." So scheidet der Fotograf denn auch mit einer Kritik an seiner Uni: "Ich kann nicht verstehen, dass die TUHH schon wieder eine Service-Einrichtung schließt und meine Stelle als Wissenschaftsfotograf nicht wieder besetzen wird."