Programm “Frühe Hilfen“ wird aus Fördermitteln des Bundes gespeist. Harburger Familienteams helfen auch Alleinerziehenden.

Harburg . Künftig erhalten Familien mit kleinen Kindern im Bezirk Harburg noch mehr Hilfe als bislang. Voraussichtlich noch im ersten Halbjahr dieses Jahres werden zwei "Familienteams" im Kernbereich Harburgs und im Süderelberaum ihre Arbeit in Büros des ASB Süderelbe und im Gesundheitsamt an der Wilhelmstraße aufnehmen. Ziel ist es, Alleinerziehenden und besonders jungen Familien mit problematischem psychosozialen und finanziellen Hintergrund weitere niedrigschwellige Angebote zur frühen Hilfe geben zu können.

Möglich wird die Angebotserweiterung durch Fördermittel des Bundes, der das Programm "Frühe Hilfen" aufgelegt hat. Konkret geht es im Bezirk Harburg um die Finanzierung von 1,5 Stellen. In der jüngsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses stellten jetzt Heide Augustin-Gittermann und Maike Kampf vom Gesundheitsamt des Bezirks und der Jugendhilfe das vorläufige Konzept für dieses Programm den Ausschussmitgliedern vor. Das Konzept wird gerade von den beiden zuständigen Fachbehörden, der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration und der Behörde (BASFI) sowie der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BGV), geprüft. "Wir sind zuversichtlich, dass unser Konzept positiv beschieden wird, und wir dann an die praktische Umsetzung gehen können", sagt Sophie Fredenhagen, Fachamtsleiterin für Jugend- und Familienhilfe im Bezirksamt Harburg.

Schon seit 2007 kooperieren die Mitarbeiter des Harburger Gesundheitsamtes und der Jugendhilfe, um gezielte Angebote an Familien mit Kindern vom Säuglingsalter bis zu drei Jahren anbieten zu können. "Damit war Harburg der erste Hamburger Bezirk, der in diesem Bereich so früh mit speziellen und niedrigschwelligen Angeboten aus eigenen Mitteln begonnen hat", sagt Fredenhagen. Dieses Engagement resultiere auch daraus, dass der Bedarf in Harburg, einem Bezirk mit überdurchschnittlich vielen Migranten und Alleinerziehenden, hamburgweit besonders hoch sei, sagt Fredenhagen. Das Hilfssystem beginnt kurz nach der Geburt des Babys. So besuchen Mitarbeiter der Harburger Mütterberatungsstellen bereits seit Jahren junge Mütter mit ihren Säuglingen in den Geburtskliniken, schon hier werden erste Kontakte geknüpft, Ängste vor Behörden abgebaut. In den vergangenen Jahren konnten die Akteure dieser Harburger Angebote ein enges Netzwerk aufbauen, mit der Prämisse: Prävention statt Intervention. Dieses regionale Netzwerk zwischen den freien Trägern im Bezirk, dem Allgemeinen Sozialen Dienst, der Mütterberatung und den zuständigen Harburger Behörden soll künftig verstärkt und ausgebaut und damit ein "System durchgängiger Unterstützung sichergestellt" werden, heißt es in dem Konzeptentwurf.

Hebammen, Krankenschwestern, Erzieher, Mediziner und Psychologen arbeiten in Harburg bereits jetzt eng zusammen. Die Frage, wie viele Eltern und Alleinerziehende bereits jetzt die Hilfen im Bezirk in Anspruch nehmen, lassen sich nur schwer festmachen. Aus Sicht aller Beteiligten aber, das wurde in der Sitzung des Jugendhilfeausschusses deutlich, ist die Zahl der Hilfesuchenden sehr groß. Für Flüchtlinge, deren Status hier nicht geklärt sei, oder die gar illegal in Harburg lebten, sagt Sophie Fredenhagen, sei beispielsweise das Angebot der frühkindlichen ärztlichen Untersuchungen für ihre Kinder sehr wichtig.

Erkennen die Mitarbeiter schon in der Geburtsklinik erhöhten Bedarf an Hilfe bei jungen Eltern, besuchen sie diese auch zu Hause und bieten weitere Hilfen an. Künftig können die "Familienteams" die Hilfesuchenden direkt an die benötigten Angebote von Gesundheitsamt oder Jugendhilfe weiterleiten. Es gehe darum, so Maike Kampf, ein System zu entwickeln, das eine Verlaufskontrolle der Unterstützungsmaßnahmen ermöglicht, damit die Hilfekette nicht unterbrochen wird. "Der Erfolg dieses ganzen Hilfesystems beruht natürlich auf der Freiwilligkeit. Aus diesem Grund ist es so wichtig, die Angebote passgenau auf den individuellen Bedarf jeder Familie anzupassen und die Angebote niedrigschwellig zu belassen", sagt Maike Kampf.

Wie die beiden neuen "Familienteams" im Einzelnen für Eltern erreichbar sein werden, muss noch geklärt werden. Fakt ist, sie können in Harburg bereits auf ein gut funktionierendes Netzwerk aus verschiedensten Akteuren und Angeboten zurückgreifen.