Die Not der Organisatoren des 34. Kirchentages, der in Hamburg stattfindet, ist groß. Die Sammelunterkünfte, zum Beispiel in Schulen, sind ausgebucht.

Neugraben . "Der Kirchentag kann keine Unterkunft in einem Privatquartier mehr garantieren. Eine Unterkunft in einem Gemeinschaftsquartier kann nicht mehr vermittelt werden", steht auf der Internetseite des Deutschen Evangelischen Kirchentages Hamburg. Die Not der Organisatoren des 34. Kirchentages, der in Hamburg stattfindet, ist groß. Die Sammelunterkünfte, zum Beispiel in Schulen, sind ausgebucht. Acht Wochen vor dem Großereignis stehen gerade mal 6000 Privatunterkünfte bereit. Gebraucht werden aber rund 12.000 Betten.

"Hamburg ist die erste Stadt, in der es nicht klappt, rechtzeitig ausreichende Quartiere für die Besucher des Kirchentages zu finden", sagt Pastorin Bettina von Thun. Gemeinsam mit einigen Mitgliedern der Michaelisgemeinde in Neugraben steht sie an diesem Vormittag auf dem Neugrabener Wochenmarkt und rührt die Werbetrommel für mehr Privatquartiere. "Gastfreundschaft ist heute leider nicht mehr selbstverständlich. Ich höre immer wieder, dass die Menschen Ängste haben, Fremde bei sich aufzunehmen", sagt die Pastorin, die sich extra für diese "Werbetour" einen rotgestreiften Bademantel übergezogen hat. Zudem, so von Thun, gebe es in Hamburg inzwischen derart viele Großveranstaltungen, dass der "Kirchentag einfach untergeht". Viele Gäste hätten bereits auch in Neugrabener Schulen eine Sammelunterkunft gefunden, aber gerade älteren oder behinderten Besuchern sei die Unterbringung in solch großen Schlafsälen einfach nicht zuzumuten, sagt Bettina von Thun. "Wir freuen uns über jeden, der uns heute hier auf dem Wochenmarkt anspricht und ein Bett zur Verfügung stellt", so die Pastorin.

Rund 1000 Menschen, vorwiegend Jugendliche, werden während dieser vier Tage im Mai in der Stadtteilschule Süderelbe, im Gymnasium Süderelbe und in der Frieda-Stoppenbrink-Schule übernachten. Verpflegt und betreut werden sie von Mitgliedern der Michaelisgemeinde. Insgesamt 100.000 Menschen werden in der Zeit vom 1. bis zum 5. Mai in der Hansestadt erwartet. Auch die Neugrabener Michaelisgemeinde hat Aktionen für die Gäste des Kirchentages, der in diesem Jahr unter dem Motto "So viel du brauchst" steht, vorbereitet. Unter anderem wird der Liedermacher Clemens Bittlinger in der Michaeliskirche auftreten. An zwei Abenden soll die Michaeliskirche zur "Lounge-Oasen-Kirche" werden. Licht, Farben und Musik werden die Besucher der Kirche erleben. Und passend zum Motto des Kirchentages werden Antworten von Menschen aus der Region auf die Frage, was sie zum Leben brauchen, zu lesen sein. Wer möchte, kann bis zum 18. März seine Antwort auf diese Frage Regionalpastor Christoffer Sach (Tel.: 040/76 96 95 40, E-Mail: sach@kirche-suederelbe.de) mitteilen.

Aber vorerst ist die dringendste Sorge der Gemeinde, noch möglichst viele Privatquartiere zu organisieren. Es ist kalt an diesem Vormittag auf dem Neugrabener Wochenmarkt. Nach etwa einer Stunde packen die Sänger und Pastorin von Thun daher ihre Sachen zusammen. Sie hatten ein Feldbett aufgebaut und einen Schlafsack auf das Pflaster gelegt. Die Bilanz: Zwei vielleicht drei Betten, die Passanten spontan in Aussicht gestellt haben, hat die Aktion gebracht. Einige SPD-Abgeordnete der Bezirksversammlung und Harburgs SPD-Bürgermeister Thomas Völsch sind vorbei und mit den Sängern ins Gespräch gekommen. Muammar Kazanci bietet an, in seinem Garten ein Zelt für Kirchentag-Gäste aufzustellen, ein wohl nicht ganz ernst gemeintes Angebot. Einzig Thomas Völsch sagt zu, sich die Sache noch mal zu überlegen. "Wir freuen uns wirklich über jedes zusätzliche Bett, das wir im Mai unseren Gästen anbieten können", sagt Bettina von Thun.