CCH macht seit Jahren Verlust. Defizitäres Kongresszentrum soll teilprivatisiert werden. SPD will Tagungsstandort Hamburg stärken.

Hamburg. Die Hansestadt soll zu einem führenden Tagungs- und Kongressmarkt in Deutschland entwickelt werden. Bereits morgen wird die Bürgerschaft einen SPD-Antrag zur Bündelung sämtlicher Kongressaktivitäten Hamburgs an einem Ort beraten. Noch vor der Sommerpause wird sich der Senat mit konkreten Vorschlägen zum Umbau des CCH befassen. Nach Informationen des Abendblatts ist eine Teilprivatisierung des Kongresszentrums geplant. Ziel der Maßnahmen ist es, die Anzahl der Veranstaltungsbesucher um mindestens 50 Prozent zu steigern.

Ähnliches ist schon einmal gelungen: Mit dem Erweiterungsbau des Kongresszentrums am Dammtor im vergangenen Jahrzehnt konnte die Zahl der Kongressbesucher von rund 130.000 auf knapp 200.000 im vergangenen Jahr gesteigert werden. Derzeit ist das Kongresszentrum an die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) verpachtet. Mit der Hinzuziehung eines weiteren, professionellen Betreibers könnten zusätzliche Veranstaltungen nach Hamburg gezogen werden, so die Hoffnung. Andere Kongressstandorte, die diesen Schritt bereits vollzogen haben, sind damit erfolgreich. Aus der Wirtschaftsbehörde heißt es, das CCH sei gut im Geschäft, könnte aber bei Umbau und zusätzlichem Input noch erfolgreicher sein.

Der Altbau des CCH wurde 1973 fertiggestellt und seitdem im Wesentlichen nicht mehr angepasst. Auch die Gebäudetechnik ist seit 40 Jahren nicht erneuert worden. Formal fasst das CCH 12.000 Besucher. Aufgrund des baulichen Zuschnitts ist es mit 4000 aber schon annähernd voll. Die Auslastung liegt bei mehr als 50 Prozent. Dennoch macht das CCH seit Jahren Verlust. 2012 waren es 4,9 Millionen Euro.

Die Behörde hat deshalb ein Markterkundungsverfahren bei Investoren und europaweit tätigen Kongressbetreibern eingeleitet, dessen Ergebnisse in den kommenden Wochen vorliegen. Anschließend werden die rund ein Dutzend Vorschläge bewertet. Dabei zeichnet sich aber bereits ab, dass die Tunneldurchfahrt der Marseiller Straße unter dem Vorplatz des CCH für den öffentlichen Verkehr künftig gesperrt werden muss. Lediglich die Zufahrt zur Tiefgarage bleibt offen. Grund sind die neuen EU-Vorschriften für Brandschutzvorrichtungen in Tunnels. Zwar ist die Röhre unter dem CH nur 80 Meter lang, aber allein ihre Sanierung würde rund zwölf Millionen Euro verschlingen, hieß es. Allerdings wird eine andere Option geprüft: nämlich die Überdeckelung der Marseiller Straße für den Bau eines zusätzlichen Kongresshotels, der von einigen potenziellen Investoren erwogen wird.

Das Interesse an einem Einstieg beim CCH ist dem Vernehmen nach sehr groß. Ein Grund dafür ist die hervorragende Lage in der Innenstadt mit der guten verkehrlichen Anbindung. Ein anderer Grund ist, dass das CCH mit der Ausrichtung von Weltkongressen, wie in diesem Jahr dem Treffen des Lions Clubs und des Kirchentags, bereits einen Namen hat und im Norden ohne Konkurrenz ist. Der Name darf aber nicht vergessen werden. Deshalb sollen für die zweijährige Umbauphase, in der das CCH ab Januar 2017 geschlossen bleiben muss, Ausweichquartiere für Kongresse bereitstehen. HMC erarbeitet dazu ein Konzept. Ein Teil der Veranstaltungen soll in die neuen Messehallen ausgelagert werden.

Doch nicht nur das CCH hat die SPD-Regierung im Visier. Bisher hat sie über den Geschäftstourismus in der Stadt kaum einen Überblick, weil viele Hotels ihre Tagungen selbst vermarkten. Die SPD-Fraktion hat jetzt einen Antrag in das Parlament eingebracht, der den Senat dazu auffordert, eine zentrale Anlauf- und Koordinierungsstelle, also eine Art Convention-Büro, einzurichten. Solche Einrichtungen vermarkten bereits erfolgreich Tagungen in Wien, Barcelona und Berlin. Angesiedelt werden soll diese Anlaufstelle bei der Hamburg Marketing GmbH. Deren Geschäftsführer, Thorsten Kausch, erarbeitet derzeit ein neues Kongressmarketing. Rund eine Million Euro soll der Senat nach dem Willen der SPD-Fraktion jährlich für die Arbeit des neuen Büros bereitstellen.

"Der Kongressmarkt, insbesondere für Wissenschafts- und Verbandstagungen, sowie Corporate Business wird national und international weiter wachsen. Hamburg hat gute Ausgangsbedingungen, um daran teilzuhaben", sagt der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion, Jan Balcke. Der Geschäftstourismus habe eine enorme Bedeutung für die Hamburger Wirtschaft. Hotels könnten jährlich allein durch Tagungen und Kongresse rund eine Viertelmillion Übernachtungen verzeichnen. Aber auch Gastronomie, Zulieferer, Einzelhandel und weitere Wirtschaftszweige würden profitieren, so der Politiker.

"Wir wollen es aber genauer wissen, um zukünftig erfolgreicher steuern zu können. Deshalb fordern wir die Einrichtung eines Kontrollsystems", so Balcke. Dieses soll die einzelnen Veranstaltungen erfassen und hinsichtlich ihrer Relevanz für die Wertschöpfung und ihrer Auswirkungen auf den Standort überprüfen. "Hier gibt es deutlichen Verbesserungsbedarf", so Balcke.