Das Wohnungsbauvorhaben Neugraben-Fischbek 66 muss neu geplant werden. Zustimmung trotz noch mehr geplanter Wohneinheiten.

Fischbek. Unendliche Geschichte "Röttiger-Kaserne": Klappe, die Dritte. Und ab sofort führt die städtische IBA GmbH die Regie bei Planentwicklung und Vermarktung des bereits 2009 gestarteten Wohnungsbauprojekts zwischen Cuxhavener Straße und Fischbeker Heide - nicht mehr das Immobilienmanagement von Finanzbehörde und HSH-Nordbank. Die erste Variante zählte noch 450 Wohneinheiten. Gegen die zweite mit 767 Wohneinheiten kochte auf Seiten von CDU, Grünen und FDP der Protest wegen der erheblichen Wohnungsbauverdichtung hoch. Ein Bürgerbegehren dagegen war sogar geplant. Jetzt sieht die dritte, von der IBA vorgelegte Version, sogar 798 Wohneinheiten vor. Doch wider Erwarten gibt es keinen Protest dagegen. In der Sitzung des Stadtplanungsausschusses zeigten sich alle voll des Lobes für die von IBA-Vertretern vorgetragenen Vorschläge.

Die erst Ende Februar vom Senat beauftragte IBA GmbH soll sich neben dem Röttiger-Projekt auch um die Entwicklung und Vermarktung des Neubaugebiets "Elbmosaik" in Neugraben-Fischbek kümmern. Da die Entwicklung des Elbmosaiks bereits weiter fortgeschritten ist, steht das Projekt derzeit weniger im Fokus. Dagegen steht das im November 2009 erstmals öffentlich vorgestellte und diskutierte Bauvorhaben auf dem Gelände der früheren Röttiger-Kaserne nun wieder fast am Anfang. Das Drehbuch oder wie es in der Sprache der Stadtplaner heißt, der "Bebauungsplanentwurf Neugraben-Fischbek 66", muss noch einmal neu geschrieben werden.

Karen Pein, zuständig für die Projekte der Internationalen Bauausstellung (IBA) im Gebiet des Bezirks Harburg, wies vor dem Stadtplanungsausschuss auf mehrere Problemzonen des bisherigen Planentwurfs hin. Pein: "Der Entwurf macht Ghettobildung erkennbar. Es gibt zu viele Straßen, die teuer erschlossen und bezahlt werden müssen. Und es gibt eine viel zu große Anzahl von Entwässerungsgräben, deren Unterhalt auf Dauer ebenfalls teuer werden würde."

IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg erklärte, dass die IBA die Aufgabe habe, die Planungen von Elbmosaik und Röttiger-Kaserne auf Wirtschaftlichkeit und Plausibilität zu überprüfen. Hinzu kommen Gespräche mit Investoren wie auch den Entwicklern im benachbarten niedersächsischen Neu Wulmstorf. Hellweg: "Es ist zu prüfen, was am Markt absetzbar ist."

Die IBA-Vertreter kritisierten nicht nur den bestehenden Bebauungsplan-Entwurf sondern brachten auch eine neue Entwicklung des Baugebiets in vier Stufen zur Sprache. Stück um Stück solle das Gesamtgelände aus Verkaufserlösen erschlossen und bebaut werden. Die erste Erschließungsstufe des insgesamt 53,8 Hektar großen Kasernengeländes befindet sich zwischen den beiden Hauptzufahrten, zwischen der neuen und der alten Kasernenwache. Statt - wie bisher gedacht - öffentlich geförderten Geschosswohnungsbau entlang der Bundesstraße 73 (Cuxhavener Straße) zu schaffen, steht nun wieder - wie anfangs - eine gewerbliche Nutzung auf dem Papier, daneben eine bunte Mischung auch Mehrfamilienhäusern, Einzel-, Reihen- und Doppelhäusern.

Die zweite Stufe der Erschließung soll östlich und westlich angrenzen, die dritte und vierte Stufe nach Süden in Richtung Fischbeker Heide. Dort liegt der Schwerpunkt auf Einzelhausbebauung. Von den 798 Wohneinheiten sollen 314 in Geschosswohnungsbau entstehen, 264 in Reihenhäusern, 38 in Doppelhäusern und 182 in Einfamilienhäusern. Von den 27.500 Quadratmeter Straßenflächen sollen 10.000 Quadratmeter eingespart werden. Karen Pein schlug auch vor, besonders begehrte Wohnprojekte, wie das Waterhouse, aus dem Programm der Internationalen Bauausstellung zu übernehmen. Es könnte zum Beispiel im Regenwasser-Rückhaltebecken des Kasernengeländes stehen.

Besonders große Zustimmung fand Karen Pein auf ihren Beitrag zur notwendigen Kampfmittelsondierung auf dem Gelände. Rein theoretisch müsste das gesamte Gelände nach Bombenblindgängern und Munitionsresten bis in mehrere Meter Tiefe abgesucht werden, was hohe Kosten verursachen würde. Pein: "Das gesamte Gelände ist Verdachtsfläche. Aber wir müssen nicht alles untersuchen lassen, wenn wir durch Auswertung aller verfügbaren Unterlagen ausschließen können, dass die Fläche belastet ist. So lassen sich erhebliche Kosten einsparen." Das oberste Ziel heißt, trotz Kampfmittelsuche möglichst alle alten Bäume auf dem Gelände stehen zu lassen.

Muammer Kazanci (SPD), Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses: "Alle Fraktionen haben die neuen Überlegungen positiv aufgenommen. In einem Monat haben wir das weitere Vorgehen auf der Tagesordnung zur Beschlussfassung."