Sehr viele Menschen haben in ihrem Schulleben eine Ehrenrunde gedreht.

Darunter waren auch sehr prominente und prägende: Reichskanzler Otto von Bismarck blieb sitzen, so wie der bayerische Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber, Außenminister Guido Westerwelle und Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Ein Jahr länger zur Schule gingen auch der TV-Moderator Johannes B. Kerner und der Entertainer Harald Schmidt. Selbst der Literaturnobelpreisträger Thomas Mann drehte eine Runde.

Sitzenbleiben in der Schule, das zeigt diese beeindruckende Gruppierung gestandener Persönlichkeiten, hält viele Menschen nicht davon ab, ihren Weg im Leben zu gehen und sogar Spitzenpositionen im Berufsleben einzunehmen. Keine Frage: Eine Ehrenrunde zu drehen, ist für viele Schüler mit einer Schmach verbunden. Außerdem verliert man weder in der Grundschule noch in der weiterführenden Schule gern seine Freunde und Freundinnen, mit denen man durch Dick und Dünn gegangen ist.

Das Sitzenbleiben grundsätzlich abzuschaffen, so wie es die niedersächsische Landesregierung plant, ist aber problematisch. Wenn ein Schüler etwa fünf oder sechs Fünfen vor sich herschiebt, dürfte kaum die Aussicht bestehen, dass er noch einen halbwegs akzeptablen Abschluss gebacken bekommt. Hier ist eine Ehrenrunde oder ein Schulwechsel sicherlich sinnvoll. Für Schüler mit nur ein bis zwei Fünfen gilt indes: Individuelle Förderung ist das A und O für die Schule der Zukunft.