“Das SeeveViertel im Wandel der Zeit“ wird in Bücherhalle zu sehen sein. Ausstellung dokumentiert Wandel des Viertels von 1895 bis heute.

Harburg. Bauarbeiten am Gloria-Tunnel, Aufbruchstimmung im Harburg Center - Jörn Hansen registriert das alles mit stiller Freude. Allzu lange herrschte Stillstand im Quartier rund um das Kulturzentrum Rieckhof, das Hansen seit der Eröffnung 1984 als Geschäftsführer leitet. In diesen drei Jahrzehnten ist er zum engagierten Chronisten geworden. Und weil die vielen Veränderungen in Bildern buchstäblich am besten sichtbar werden, hat der 56-Jährige die Fotoausstellung "Das SeeveViertel im Wandel der Zeit" auf den Weg gebracht. Ab Freitag, 8. Februar, wird sie in der Bücherhalle Harburg zu sehen sein.

"Obwohl das Viertel - das seinen offiziellen Namen übrigens erst 1984 vom Hamburger Amt für Stadterneuerung bekam - überaus lebendig und sehr zentral gelegen ist, wird es von vielen Harburgern kaum wahrgenommen", sagt Hansen. Der Rieckhof-Chef erklärt sich das mit der "Insellage" des Areals. Das Kino CinemaxX an der Ecke Moorstraße/ Wilstorfer Straße sowie das Harburg Center und das Hotel Panorama am Harburger Ring würde fast jeder kennen. "Aber dass es dahinter auch noch jede Menge zu entdecken gibt, wissen schon deutlich weniger", so Hansen

Architekten und Stadtplaner sprechen in solch einem Fall von der "2. Belegenheit", also der rückwärtigen Bebauung hinter Gebäuden in der "ersten Reihe" zur Straße. Im konkreten Fall sind dort keine Grünflächen oder Parkplätze zu finden, sondern ein ganzes eigenständiges Viertel. Statt einer Hauptstraße gibt es eine lang gestreckte Fußgängerzone, die sich vom Marktkauf-Center bis zum Gloria-Tunnel zieht.

Das war freilich nicht immer so. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gehörte das Quartier zu den "feineren Vierteln" Harburgs. Dort waren in der Gründerzeit mehrstöckige Bürgerhäuser mit teilweise aufwendigen Fassaden entstanden. "Aus dieser Zeit ist nur die ,Stumpfe Ecke' an der Rieckhoffstraße erhalten geblieben", berichtet Hansen. Es sei das einzige Haus im Viertel, das alle Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstanden habe. Allerdings präsentiere sich die Fassade heute weit weniger prächtig, weil das Haus vor einigen Jahren von außen gedämmt worden sei.

"Das SeeveViertel hat sich seit 1895 extrem verändert", so Hansen. "Es ist aber bis heute ein besonders spannendes Quartier im Herzen Harburgs. Nicht zuletzt wegen seiner wichtigen Scharnierfunktion zwischen dem benachbarten Phoenix-Center und den anderen Einkaufszentren rund ums Rathaus."

Hansen sieht die Fotoausstellung deshalb auch als wichtigen Teil der Projektarbeit zur Aufwertung des Quartiers. Bereits seit Anfang 2012 sind in Kooperation mit den Elbewerkstätten sogenannte Stadtbildpfleger regelmäßig im Viertel unterwegs, die sich um Ordnung und Sauberkeit kümmern. Gerade ist dieses von Hansen initiierte Projekt um weitere drei Monate bis Ende März dieses Jahres verlängert worden. Seine Zukunft hängt jetzt vor allem davon ab, ob es vom Bezirksamt auch weiterhin finanziert wird.

Dass diese Quartiersarbeit wichtig und notwendig ist, hat auch die Stiftung Nachbarschaft der SAGA GWG erkannt, die die Projekte mit 5000 Euro unterstützt. Im Vorjahr hatte sich auch die Sparkassen Harburg-Buxtehude mit 2500 Euro beteiligt.

Arbeit und Freizeit, Wohnen und Einkaufen, Bildung und Kultur sind im SeeveViertel dicht beieinander. Dennoch stehen die rund 600 Bewohner, darunter rund 100 Studenten in einem großen Wohnheim, etwa ebenso viele Senioren in einer Altenwohnanlage und viele Migranten, kaum in Kontakt miteinander. "Sie leben eher nebeneinander her, es gibt kaum einen Austausch", sagt Hansen. Diese urbanen Strukturen aufzubrechen, sieht Hansen als weiteres Anliegen. "Die Bilderschau könnte dabei hilfreich sein", hofft er.

Insgesamt 41 Fotos hat er zusammengetragen. Das Gros stammt von ihm selbst, einige historische Aufnahmen hat er von zwei privaten Sammlern erworben. "Seit 1981 habe ich die Veränderungen im Viertel selbst fotografiert, entsprechend groß ist inzwischen mein Fundus an Bildern. Es ist schön, dass ich sie nun erstmals einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann. Und wenn dadurch Menschen ins Gespräch kommen, umso besser", sagt Jörn Hansen, der am Donnerstag ab 20 Uhr selbst den Einführungsvortrag in der Bücherhalle halten wird.

Fotoausstellung "Das SeeveViertel im Wandel der Zeit" , Freitag, 8. Februar, bis Sonnabend, 23. März, in der Bücherhalle Harburg, Eddelbüttelstraße 47a. Einlass zu den Öffnungszeiten, Di. bis Fr. von 11 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 14 Uhr. Der Eintritt zur Ausstellung und zum Vortrag ist frei.