Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt stimmt den Plänen für die Erweiterung des Harburger Einkaufszentrums nicht zu.

Harburg. Die geplante Erweiterung des Harburger Phoenix-Centers stößt in Hamburg auf Kritik. Nach Informationen des Hamburger Abendblatts liegen dem Bezirksamt Harburg zwei vertrauliche Schreiben der Hamburger Fachbehörden vor. Der Absender des einen ist die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU). Die Fachbehörde muss der Änderung des Bebauungsplanes zustimmen. Das hat die Behörde in dem Schreiben nicht getan. Absenderin des zweiten Schreibens ist die Hamburger Wirtschaftsbehörde. Die äußert in ihrem Brief die gleichen Bedenken gegen eine Erweiterung des Phoenix-Centers wie die BSU. Zum einen befürchten beide Behörden durch die Erweiterung eine weitere Schwächung der Harburger Innenstadt, insbesondere der Lüneburger Straße. Zum anderen, und das scheint an alle Hamburger Bezirke adressiert zu sein, haben beide Behörden Bedenken, dass die Hamburger Innenstadt durch eine Stärkung der Einkaufszentren in den Bezirken, leiden könnte.

Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) bestätigte dem Abendblatt die Existenz der beiden Schreiben. "Wir sind derzeit in Gesprächen mit der BSU. Geklärt werden muss, wie wir weiter verfahren", sagt Völsch. Thomas Krause, Center-Manager des Phoenix-Centers, wollte sich auf Nachfrage zu dieser Absage an seine Erweiterungswünsche nicht äußern. Er kenne die Schreiben noch nicht, so Krause. Wie berichtet, hatte die Bezirksversammlung vor einiger Zeit zugestimmt, dass die Betreiberfirma des Phoenix-Centers, ECE, die Planungen für eine Erweiterung aufnehmen könne.

In der Harburger Kaufmannschaft stieß diese Entscheidung nicht auf ungeteilte Zustimmung. Die Angst vor dem Kaufkraftabfluss ist groß. Die Leerstände in den Arcaden und in der Lüneburger Straße sind nicht zu übersehen. Die BSU selbst möchte sich derzeit noch nicht zu dem Vorgang äußern. "Die Erweiterung des Phoenix-Centers ist nur ein Teil des Problems der Harburger Innenstadt. Wir möchten für den gesamten Bereich eine Lösung finden. Dazu befinden wir uns derzeit in einem laufenden Prozess in Abstimmung mit der Wirtschaftsbehörde und dem Bezirk", sagt BSU-Sprecher Volker Dumann. Dieses Vorgehen der Hamburger Fachbehörde, so Jürgen Heimath, SPD-Fraktionschef in der Harburger Bezirksversammlung, sei "äußerst unüblich. Wir hätten uns gewünscht, dass die Fachbehörde im Vorwege mit uns das Gespräch gesucht hätte."

Der Bezirk Harburg müsste für die Erweiterung des Einkaufszentrums den Bebauungsplan ändern. Dieser Änderung muss jedoch die BSU zustimmen. Ohne Zustimmung aus Hamburg können weder ECE noch der Bezirk weiter planen. Hinter dieser Absage, so ein Abgeordneter der Bezirksversammlung, der namentlich nicht genannt werden will, stecke wohl die Kaufmannschaft der Hamburger Innenstadt, die Angst um ihre Pfründe habe und "über die Handelskammer Druck auf die Behörden" ausgeübt habe. Es sei wohl kaum anzunehmen, so ein Mitglied der Bezirksversammlung, dass "die Fachbehörde plötzlich ein wachendes Auge für die Lüneburger Straße haben soll".

Die Hamburger Handelskammer hält sich derweil noch bedeckt. "Wir erarbeiten im Moment unsere Position in der Angelegenheit. Dazu führen wir Gespräche mit den Befürwortern und Gegnern der Erweiterung in Harburg", sagt Heiner Schote, Leiter der Abteilung Handel bei der Handelskammer.

"Ich räume ein, dass eine solche Reaktion zwischen den einzelnen Behörden äußerst unüblich ist, und ich bin überrascht von diesen Schreiben der Fachbehörden. Aber Kritik und die Bedenken der Behörden", so Jürgen Heimath, müssten in Harburg ernst genommen werden. Bislang seien die Gutachter, so der SPD-Abgeordnete, nicht zu dem Schluss gekommen, dass das Phoenix-Center die Ursache für die Leerstände in der Harburger Innenstadt sei. Jetzt, sagt Heimath, müssten Verträglichkeitsprüfungen zeigen, ob die Bedenken der Fachbehörden zutreffen. In Auftrag gegeben sei diese Prüfung noch nicht, so Heimath.

Gelingt es dem Bezirk Harburg, wenn er denn an den ECE-Plänen festhalten will, nicht, die BSU umzustimmen, bleibt dem Bezirksamt Harburg nur noch der Weg vor die Senatskommission. Sie fungiert in Fällen, in denen sich die Behörden nicht einigen können, als eine Art Schiedsstelle. Allerdings, so ein Harburger Bezirkspolitiker, dürfe sich da niemand etwas vormachen, denn in der Senatskommission sei Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) die zentrale Person. Und es werde wohl kaum jemand ernsthaft davon ausgehen wollen, dass Scholz die Hamburger Kaufmannschaft mit Entscheidungen gegen die Hamburger City verprellen werde.