Miriam Ewald vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin über Lebensmittelvergiftung und Haltbarkeitsdatum

Winsen. Das Konservieren von Lebensmitteln ist eine heikle Angelegenheit. Werden dabei Fehler gemacht, kann das gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit des Verbrauchers haben. Miriam Ewald vom Bundesinstitut für Risikobewertung in Berlin erklärt, was passieren kann, wenn beim Aufbewahren, beim Zubereiten und beim Verzehr von Nahrungsmitteln Fehler gemacht werden.

Abendblatt:

Wann spricht man von einer Lebensmittelvergiftung?

Miriam Ewald:

Umgangssprachlich wird unter einer Lebensmittelvergiftung eine Erkrankung verstanden, die tatsächlich oder wahrscheinlich auf den Verzehr von Lebensmitteln zurückzuführen ist, die mit Krankheitserregern oder Toxinen verunreinigt sind. Streng genommen sind Lebensmittelinfektionen also Übertragungen von krank machenden Mikroorganismen wie Bakterien, Parasiten oder Viren über Lebensmittel jedoch keine Lebensmittelvergiftungen. Lebensmittelbedingte Erkrankungen sind meistens mit Magen-Darm-Beschwerden wie Magenkrämpfen, Durchfall oder Erbrechen verbunden.

Wer ist erster Ansprechpartner bei Vergiftungserscheinungen? Welche Dienste leisten Notrufzentralen?

Ewald:

Die meisten Lebensmittelinfektionen heilen von selbst aus. Vor allem für Menschen mit geschwächtem Immunsystem, dazu gehören kleine Kinder, Schwangere, ältere Menschen oder Personen mit Vorerkrankungen, können sie im Extremfall aber auch lebensbedrohlich sein. Bei schweren oder lang anhaltenden Symptomen sollten die betroffenen Personen daher einen Arzt aufsuchen. Die Deutschen Giftinformationszentren beraten hingegen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Unfällen mit Haushaltschemikalien, giftigen Pflanzen und Medikamenten.

Gibt es unterschiedliche Arten der Infektionen, an denen Menschen durch den Genuss verunreinigter Lebensmittel erkranken können?

Ewald:

Die meisten Krankheitserreger, die in Lebensmitteln vorkommen können, verursachen Magen-Darm-Beschwerden. Besonders häufig sind Erkrankungen durch Campylobacter oder Salmonellen. Schwere Erkrankungen können beispielsweise durch EHEC oder Listerien ausgelöst werden. Infektionen mit EHEC können in schweren Fällen zum hämolytisch-urämischen Syndrom führen, das sich in akutem Nierenversagen, Blutgerinnungsstörungen und einer Zerstörung der roten Blutkörperchen äußert. Listerien können die sogenannte Listeriose verursachen. Diese Erkrankung tritt vor allem bei immungeschwächten Personen und Schwangeren auf und hat wegen des schweren und nicht selten tödlichen Verlaufs eine besondere Bedeutung.

Gibt es potenziell gefährliche Nahrungsmittel?

Ewald:

Insbesondere rohe Lebensmittel, die vom Tier gewonnen werden, sind häufig mit Krankheitserregern belastet. Dazu gehören rohes Fleisch, Rohwurstprodukte, roher Fisch, Rohmilch und Milchprodukte, die aus Rohmilch hergestellt werden.

Wie genau ist die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums? Und wie gefährlich ist der Verzehr danach?

Ewald:

Das Mindesthaltbarkeitsdatum gibt den Zeitpunkt an, bis zu dem der Hersteller bei verschlossener Verpackung die Haltbarkeit garantiert - vorausgesetzt, die Lebensmittel werden richtig gelagert. Wie lange Lebensmittel nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch verzehrt werden können, hängt vom Lebensmittel und den Aufbewahrungsbedingungen ab. Im Gegensatz zum MHD gibt das Verbrauchsdatum an, bis wann Lebensmittel höchstens haltbar sind.

Nach Ablauf dieses Datums sollte das Lebensmittel nicht mehr gegessen werden, weil diese Kennzeichnung bei Lebensmitteln erfolgt, die sehr leicht verderben und dann gesundheitsschädlich sein können.