Nicht alle Wochenmarktbeschicker vom Sand stehen hinter Veränderungsplänen des Wochenmarkts. Auch die Polizei meldet Bedenken an.

Harburg. Der Harburger Wochenmarkt auf dem Sand soll schöner werden, mit mehr Angebotsvielfalt zusätzliche Kundschaft anziehen. Für neue Kundschaft mit Auto sollen Kurzzeitparkplätze direkt am Markt eingerichtet werden. Dafür müssten die Händler ihre Transporter künftig etwa 600 Meter entfernt auf dem öffentlichen Parkplatz am Martin-Leuschel-Ring unter der Seehafenbrücke abstellen. Der Parkplatzwechsel ist als erster Schritt der Verbesserungen gedacht und soll im März erfolgen. Aber längst sind nicht alle Probleme gelöst. Nicht alle Markthändler wünschen den Wechsel, und auch die Polizei meldet Bedenken an.

Dietmar Thoden, beim Harburger Polizeikommissariat 46 zuständig für verkehrsbehördliche Angelegenheiten: "Unsere Stellungnahme war von der Harburger Verwaltung erst zu einem sehr späten Zeitpunkt abgefragt worden. Wir haben der Verwaltung mitgeteilt, dass sichergestellt werden muss, dass die Marktbeschicker ab morgens vier Uhr ihre Fahrzeuge unter der Seehafenbrücke abstellen können und dort keine Fremdparker stehen. Dafür muss auf dem öffentlichen Parkplatz ein gesonderter Bereich abgegrenzt und ausgeschildert werden. Das hatte die Verwaltung so zuvor nicht eingeplant. Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner hatte für die notwendige Ausschilderung ein sogenanntes Entwidmungsverfahren vorgesehen, weil der Parkplatz in Teilen oder gesamter Größe nicht mehr öffentlich zur Verfügung steht. Weil das Verfahren möglicherweise zu lange dauert, kündigte er nun eine zeitlich befristete, halbjährige Sperrung des Parkplatzes für die Öffentlichkeit an. Das halbe Jahr gilt als Versuchszeitraum um festzustellen, ob die Veränderung auch zur Verbesserung des Marktgeschehens führt.

Für Kartoffelhändlerin Dörte Peters, die schon seit 29 Jahren auf dem Sand ihre Kundschaft bedient, kommt der bevorstehende Parkplatzwechsel einer Katastrophe gleich, und sie fürchtet gar um ihre Existenz. "Ich bin darauf angewiesen, dass unser Transporter hier am Marktplatz steht. Da habe ich den Nachschub parat und kann auch Kunden versorgen, die eine größere Menge abnehmen wollen. Wie soll denn das künftig in der Praxis aussehen. Soll ich hier meinen Stand und die Kasse allein lassen und die Ware zu Fuß von der Seehafenbrücke holen. Das geht überhaupt nicht."

Fischhändlerin Anuschka Blockhaus hat auch ihre Bedenken: "Wenn der holländische Matjes von Juni bis August verkauft wird, muss sichergestellt sein, dass die im Auto gelagerte Ware gekühlt wird." Weil die Transporter unter der Seehafenbrücke nicht mit laufendem Motor alleingelassen werden können, muss dort für die Kühlung ein elektrischer Anschluss her. Den gibt es bislang aber noch nicht.

Gerd Blockhaus, Bruder von Anuschka, ebenfalls Fischhändler und einer von fünf Obleuten der Marktbeschicker: "Ich stehe hinter den geplanten Veränderungen. Nur so können wir dazu beitragen, dass der Wochenmarkt künftig für noch mehr Menschen interessant wird. Unsere Kundschaft ist zumeist älter und heimisch. Wir müssen an die Zukunft denken und jüngere Leute ansprechen, die kurz mit dem Auto vorfahren und auf dem Markt einkaufen wollen." Gerd Blockhaus erinnert an den seit fünf Jahren laufenden Planungsprozess und die sehr positiven Gespräche zwischen den Obleuten und der Harburger Verwaltung. Seit zwei Jahren liegt das von der Verwaltung in Auftrag gegebene HCU-Gutachten vor, das die verschiedenen Schritte für Verbesserungen beschreibt - neben der Stellplatzverlagerung unter anderem gastronomische Angebote/Mittagstisch mit Sitzbereich.

Henner Schönecke, Sprecher der Obleute: "Der Wochenmarkt ist schon ein Frequenzbringer für diesen Teil des Stadtgebiets. Das haben Politik und Verwaltung erkannt und unterstützen uns. Wenn wir nichts verändern, können wir aber auch nichts verbessern."

Kommende Woche wollen Obleute und Verwaltung ein neues Stellplatzkonzept für die Marktstände besprechen. Derzeit gibt es etwa 30 Stände, im Sommer, zur Erdbeer- und Spargelsaison, etwa 60 Stände. Die CDU will mit einem Antrag in der Bezirksversammlung über den Sachstand informiert werden.