130 Fachbesucher bei der Zierfischbörse des Winsener Aquarienvereins. Hypancistrus sp. L 333 kostete zehn Euro.

Wenn Andreas Maiwald, 52, über Fische redet, leuchten seine Augen. "Wir sehen hier heute von Buntbarschen aus Afrika bis zu Zwergpanzerwelsen aus Südamerika eine breites Spektrum an Süßwasserfischen", sagt der 1. Vorsitzende des Winsener Aquarienvereins von 1996.

Es ist Sonnabendnachmittag, und wir sind zu Besuch bei der Zierfischbörse des Aquarienvereins in der Wolfgang-Borchert-Schule in Winsen. Elf Hobbyzierfischzüchter präsentieren in Dutzenden Becken ihren Tiernachwuchs - und 130 Fischfreunde aus der südlichen Metropolregion Hamburg begutachten die Wirbeltiere und kaufen sie für ihre Aquarien daheim.

Die Fische sind hier preiswerter als in einer Zoohandlung. Manche Guppys kosten nur einen Euro. Der teuerste Fisch dieser Zierfischbörse ist ein Fisch ohne deutschen Namen: Hypancistrus sp. L 333 aus Brasilien. Gezüchtet hat den zur Familie der Welse gehörenden Fisch Peter Köhler, 69, aus Adendorf. Der L 333 kostet zehn Euro, fünf Tiere sind für 45 Euro zu haben. Köhler ist ein Zierfischzüchter par exellence. Er ist Liebhaber der Aquaristik seit 52 Jahren. In seinem Keller in Adendorf stehen 40 Becken mit einem Volumen von insgesamt 7000 Litern.

"Mit 17 Jahren habe ich mir mein erstes Becken eingerichtet", sagt Peter Köhler. "Mein Kumpel hat dann die Fische gekauft: Skalare, Panzerwelse und Schleierschwänze. Aber die Skalare und die Schleierschwänze passten nicht zusammen. Als ich abends nach Hause kam, lebten nur noch die Panzerwelse."

Peter Köhler sagt, "das ist ein super Hobby, die Aquaristik". Er könne problemlos drei Wochen in den Urlaub fahren, wenn jemand ein Auge auf die Fische werfe, der "ein bisschen Ahnung von Technik" habe. Vor allem in den Wintermonaten kümmert sich Peter Köhler "intensiv" um seine Fische, in den Sommermonaten ackert er dann mehr in seinem 2000 Quadratmeter großen Garten in Adendorf.

Doch seit einiger Zeit, sagt Peter Köhler, da habe er mehr Probleme mit dem Fischnachwuchs. "Die Fische vermehren sich nicht mehr so gut wie früher." Der Adendorfer vermutet, dass sich die Leitungswasserqualität verändert hat. Andere Zierfischzüchter, die nicht genannt werden wollen, sprechen von Polyphosphaten, die jetzt im Leitungswasser enthalten seien.

Ralf Beszon, 46, aus Buchholz, 2. Vorsitzender des Winsener Aquarienvereins, verkauft an diesem Nachmittag drei goldene Antennenwelse mit blauen Augen an Gudrun Mahncke, 58, aus Marxen. Sie und ihr Mann Peter, 67, haben zu Hause ein 600-Liter-Becken mit 60 Fischen - "das ist ein Gesellschaftsbecken", sagt die Marxenerin und strahlt. "Die Fische", sagt Gudrun Mahncke, "sind sehr entspannend. Man ist der Natur sehr nahe." Neulich, da habe sie beobachtet, wie zwei Barsche sich gepaart haben, zwei Maulbrüter. "Da trägt das Männchen die Eier bis zum Schlüpfen im Maul und passt danach auch noch auf den Nachwuchs auf. Es ist wirklich sehr erbauend, das Verhalten der Fische zu beobachten."

Der Aquarienvereinsvorsitzende Andreas Maiwald weiß über das Paarungsverhalten der Hypancistrus sp. L 333 aus Brasilien zu berichten: "In unseren Aquarien platzieren wir eine Welshöhle aus Keramik. Die Weibchen legen die Eier an die Höhlenwand, und die Männchen geben den Samen über die Eier. Nach rund zwei Wochen schlüpft der Nachwuchs und wird noch einmal zwei Wochen vom Männchen betreut."

Es ist ein schöner und entspannter Nachmittag bei den Aquaristen in Winsen, aber dann ist da doch noch ein ernstes Thema, das Andreas Maiwald anspricht: der Nachwuchs. "Er fehlt, wie in so vielen Vereinen", sagt der Jesteburger. 14 aktive Mitglieder zählt der Winsener Aquarienverein, der einzige seiner Art im Landkreis Harburg. Andreas Maiwald guckt traurig auf den Boden: "Der Harburger Verein hat sich vor einigen Jahren aufgelöst, nach 99 Jahren!"

Aber die Winsener Aquarianer haben neue Ziele im Visier, mit denen sie auch jüngere Fischfreunde begeistern wollen: Sie werden sich an einem Erhaltungszuchtprogramm für Fische beteiligen, die in der freien Natur ausgestorben oder im Aussterben begriffen sind. "So leben die mexikanischen Hochlandkämpflinge nur noch in der Gefangenschaft, und auch von den Prachtguramis von Borneo gibt es nur noch wenige Fische. Um diese Tiere müssen wir uns kümmern!"