Erleichterung im Ort. Polizei und Verfassungsschutz behalten Szene weiter im Blick

Tostedt. Der Streetwear-Laden des Rechtsextremisten Stefan Silar im Tostedter Ortsteil Todtglüsingen schließt zum 1. Februar. "Großer Ausverkauf im Ladengeschäft. Kommt vorbei und sichert euch Top-Angebote!", ist auf der Internetseite zu lesen, die von Silar selbst betrieben wird. Damit ist das Geschäft, das im Jahr 2005 eröffnet wurde und laut niedersächsischem Verfassungsschutz Ausgangspunkt rechtsextremistischer Aktivitäten ist, Geschichte.

Für die Samtgemeinde Tostedt bedeutet das zunächst ein Aufatmen. "Wir sehen das positiv, die Rechten haben damit einen Anlaufpunkt weniger", sagt Ordnungsamtsleiter Dieter Hellberg. Gleichwohl geht er davon aus, dass Silar seine Produkte - darunter Pullover der Marke Thor Steinar und CDs rechtsradikaler Bands - über das Internet weiter verkaufen wird. Hinweise, dass der Vater dreier Kinder Tostedt verlassen will, soll es aber nicht geben.

Ulrich Graß, Lehrer am Tostedter Gymnasium und Mitglied vom Forum für Zivilcourage, freut sich ebenfalls über das Ende des Ladens. Er bedauert jedoch in gewisser Weise, dass es nicht die Mittel des demokratischen Rechtsstaats waren, die das Aus herbeigeführt haben. Damit spielt er auf das Gerichtsurteil vom Januar des vergangenen Jahres an, in dem das Schließen des Ladens aufgehoben worden war. Jetzt sollen Wohnhäuser in dem Gebäude an der Niedersachsenstraße entstehen, weshalb das Geschäft weichen muss. Graß befürchtet zudem, dass sich die Szene sicherlich neue Treffpunkte suchen wird. Präventionsarbeit will er deshalb weiterhin leisten.

Die Polizei im Landkreis Harburg sieht den Sachverhalt ähnlich. "Wir nehmen es zur Kenntnis, dass der Laden schließt", sagt Polizeisprecher Jan Krüger. Jetzt gehe es darum zu beobachten, ob es eine Auflösung oder Abwanderung der etwa 30 Personen zählenden Szene gebe.

Der Verfassungsschutz des Landes Niedersachsen sieht in dem Ende des Geschäfts keine wesentliche Veränderung der Lage. "Es deutete sich schon längere Zeit an, dass Silar schließen muss", sagt Sprecherin Maren Brandenburger. Für den Vertrieb der Szene-Produkte bedeute das lediglich, dass sie jetzt nur noch online und nicht mehr an der Ladentheke verkauft werden. Angesichts der Tatsache, dass das Geschäft für Silar nicht nur eine kommerzielle Bedeutung hatte, sondern auch eine ideologische, sei es schwer zu prognostizieren, ob es nun zu einer Verlagerung der Szene an einen neuen Ort komme. Die Frage selbst hält die Sprecherin aber für relativ unbedeutend, denn der Großteil der rechten Propaganda erfolge sowieso verstärkt über soziale Netzwerke im Internet. "Es muss gar keine physischen Treffpunkte geben."

Das Ende des Streetwear-Ladens wertet sie demzufolge auch nicht als Erleichterung für die Präventionsarbeit. In der Wahrnehmung der Bevölkerung werde es in Tostedt vermutlich dennoch ruhiger werden, weil beispielsweise auch Demonstrationen vor dem Laden nicht mehr möglich sind.