Politik diskutiert über Strategiepapier der Feuerwehr. CDU sieht großen Handlungsbedarf. 135 zusätzliche Einstellungen pro Jahr nötig.

Harburg. Die Harburger CDU will im neuen Jahr Druck machen und eine dritte Feuerwehrwache für den Bezirk fordern. Es geht um eine zusätzliche Wache für die Berufsfeuerwehr. Einen entsprechenden Antrag an die Bezirksversammlung kündigt CDU-Fraktionschef in der Bezirksversammlung Harburg Ralf-Dieter Fischer jetzt an. Das Strategiepapier 2010 der Hamburger Feuerwehr, so Fischer, habe für Harburg in "großen Teilen Handlungsbedarf, was die Einsatzzeiten angeht, die vor allem im Bereich Süderelbe nicht eingehalten werden können, aufgezeigt. Es muss also in Harburg etwas passieren. Es reicht nicht, dass auf Ebene der Bürgerschaft endlos lange über das Papier diskutiert wird", sagt der CDU-Politiker. Bei Harburgs Sicherheit dürfe es keine Kompromisse geben, so Fischer weiter.

Hintergrund dieses Vorstoßes der CDU ist das rund 800 Seiten starke Strategiepapier 2010 der Feuerwehr Hamburg, das in der kommenden Woche wieder auf der Tagesordnung des Innenausschusses der Hamburger Bürgerschaft steht. In ihrem Bericht fordert die Hamburger Feuerwehr zusätzliches Personal, die Verlegung einiger Wachen und sechs zusätzliche Wachen für Hamburg, damit die Feuerwehr im Ernstfall das sogenannte Rendezvous-System einhalten kann: Innerhalb von acht bis neun Minuten nach Alarm sollten acht Feuerwehrleute am Einsatzfahrzeug sein, weitere drei bis fünf Kollegen sollten wenige Minuten später am Einsatzort ankommen.

"Damit wir diese Regel in 85 Prozent der Einsätze erfüllen könnten, bräuchten wir 135 zusätzliche Einstellungen pro Jahr. Für diese Forderung aus unserem Strategiepapier hätten wir natürlich gerne eine Zusage", sagt Feuerwehr-Sprecher Manfred Stahl.

Aber weder Stahl, Harburgs Politiker noch der Sprecher der Hamburger Innenbehörde, Frank Reschreiter, rechnen damit, dass der Innenausschuss in dieser Sache einer Entscheidung der Politik einen ernsthaften Schritt näher kommen könnte.

Rechreiter verweist auf die bereits angeschobene Ausbildungsoffensive bei der Hamburger Berufsfeuerwehr, adäquat zur Ausbildungsoffensive bei der Hamburger Polizei. Für die Jahre 2013 und 2014 würden, so der Sprecher, 57 zusätzliche Feuerwehrleute für Hamburg ausgebildet. Der Neubau von ganzen Feuerwachen allerdings, so Reschreiter, könne lediglich mittelfristig beurteilt werden. Das sei natürlich auch eine Frage der vorhandenen Finanzen. Solche Strategiepapiere, sagt Frank Reschreiter, könnten in den seltensten Fällen zu 100 Prozent berücksichtigt und umgesetzt werden. Als Beispiel führt der Sprecher der Innenbehörde den Neubau der Feuerwache Finkenwerder an, der erst für das Jahr 2016 geplant werden könne.

Aus Sicht des Harburger CDU-Fraktionschefs Fischer aber muss es in absehbarer Zeit zu einer positiven Entscheidung für Harburg kommen. Das Papier der Feuerwehr habe deutlich gezeigt, dass der Handlungsbedarf im Raum Süderelbe am größten sei.

"Die Feuerwache Süderelbe an der Waltershofer Straße ist in Richtung Hafen orientiert. Gerade mit all den Neubaugebieten im Süderelbebereich muss Harburg eine dritte Wache der Berufsfeuerwehr möglichst im Neugrabener Zentrum haben. Damit könnte sich die jetzige Wache Süderelbe eher in Richtung Hafen konzentrieren, denn wir haben einige Betriebe ohne eine Werksfeuerwehr wie Beiersdorf, Daimler und mehrere Raffinerien, die ein nicht zu unterschätzendes Gefährdungspotenzial darstellen", sagt Ralf-Dieter Fischer. Vom Großmoorbogen aus, hier hat die Feuerwache Harburg ihren Standort, seien der Binnenhafen, aber auch der Kernbereich von Harburg gut zu erreichen, so Fischer.

Dringenden Handlungsbedarf sieht auch Fischers Kollege in der Bezirksversammlung, SPD-Fraktionschef Jürgen Heimath. Allerdings denkt Heimath über eine Verlegung der Feuerwehrwache vom Großmoorbogen nach, weiter in Richtung Harburger Kerngebiet. Die Anfahrtszeiten vom Großmoorbogen seien unter Umständen zu lang, so Jürgen Heimath. Flächen für einen Neubau gebe es, so der SPD-Fraktionschef, der aber nicht konkret werden will. Als die Wache damals im Großmoorbogen gebaut worden sei, sei diese Überlegung sicherlich richtig gewesen, das müsse aber, glaubt Heimath, heute nicht unbedingt mehr zutreffen.

"All diese Dinge müssen genau überlegt und geplant werden. Und dann muss man natürlich auch die derzeitige Standortsuche der Freiwilligen Feuerwehr Harburg in das Gedankenspiel einbeziehen", sagt Jürgen Heimath. Derzeit noch provisorisch im Binnenhafen untergebracht, muss die Freiwillige Feuerwehr in diesem Jahr ein neues Quartier gefunden haben, weil der Pachtvertrag im Binnenhafen ausläuft.