Zu viele Billigläden. Besucher der Lüneburger Straße wünschen Geschäfte mit Qualitätsware zu bezahlbaren Preisen.

Harburg. Gut 40 Einzelhandelsgeschäfte stehen - wie vom Abendblatt berichtet - in der Harburger Innenstadt leer. Und die Aussichten auf einen baldigen Anstieg der Ladenvielfalt scheinen eher gering zu sein, trotz der Aktivitäten des Citymanagements und der Grundeigentümer-Gemeinschaft BID-Lüneburger Straße.

Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch gibt sich dennoch optimistisch und sieht keinen Grund zu resignieren. Er sagt: "Die Situation der Harburger Innenstadt hat viele verschiedene Ursachen. Monokausale Erklärungen helfen da wenig. Es gibt weder den einen Schuldigen noch die eine Lösung. Deshalb brauchen wir auch unterschiedliche Maßnahmen, angefangen beim Zustand des öffentlichen Raumes. Dazu leistet der Bezirk mit der Sanierung des Gloriatunnels jetzt einen Beitrag. Auch auf dem Wochenmarkt wird sich in der nächsten Zeit etwas tun. Aber auch andere Akteure sind gefordert. Das Citymanagement und das BID leisten engagierte Arbeit und verdienen weitere Unterstützung. Es sollte aber niemand erwarten, dass wir nur einen Schalter umlegen müssen. Wir brauchen einen langen Atem."

Da stellt sich die Frage, was die Besucher der Harburger Innenstadt überhaupt noch zum Shoppen in die Lüneburger Straße zieht und vielleicht auch noch, was sie an Attraktionen vermissen? Wir haben uns in der Fußgängerzone umgehört. Die Meinungen sind unterschiedlich. Aber eine Forderung wurde immer wieder laut: Alle wollen Qualität zu angemessenem Preis und keine Billigware.

Rainer Maashöfer, 45, ist gebürtiger Marmstorfer, wohnt jetzt in Neu Wulmstorf und parkt, wenn er zum Einkaufen nach Harburg fährt, im Karstadt-Parkhaus. "Ich kaufe hauptsächlich alles bei Karstadt ein und halte dem Kaufhaus die Treue. In der Fußgängerzone kaufe ich nicht. Da gehe ich heute nur durch, weil ich ausnahmsweise im Phoenix Center bei Media Markt was geholt habe. Eigentlich könnte die Fußgängerzone wie zu meiner Kindheit zur Autostraße zurückgebaut werden."

Gülsüm Luzius und Sandra Faber aus Harburg und Eißendorf waren gemeinsam in der Fußgängerzone. "Man findet hier kaum etwas. Für Kinderbekleidung gehe ich zu Ernsting's Family", sagt Sandra Faber. Gülsüm Luzius: "Wenn wir hier sind, gehen wir zum Einkaufen in die Arcaden oder ins Phoenix Center." Beide junge Frauen sagen, es fehlten Geschäfte in denen es preiswerte und dennoch qualitativ gute Bekleidung zu kaufen gibt. Mathias Murawski, 17, aus Harburg zeigt auf einen Jeans-Laden in der Lüneburger Straße. "Ich kaufe hier gelegentlich Klamotten oder esse auch mal einen Döner. Was mir in der Harburger Innenstadt fehlt, ist ein Geschäft wie der Textildiscounter Primark. Im Internet würde ich nicht kaufen. Ich muss die Sachen vorher anfassen können."

Doreen Klumbach, 34, aus Wilstorf: "In der Fußgängerzone sind zu viele Billiggeschäfte mit Dauerausverkauf. Ich sage, wer billig kauft, kauft zweimal. Aber manches ist auch zu teuer, wie die Schuhe bei Schüttfort. Da gehe ich dann ins Phoenix Center zu Reno oder Schuh Kay. In der Fußgängerzone fehlen mir kleine Boutiquen."

Dieter Greve, 73, aus Langenbek: "Ich bin etwa einmal pro Woche mit meiner Frau Karin in der Lüneburger Straße. Meine Frau geht in Boutiquen. Ich würde mir hier keine Garderobe kaufen. Wir gehen hier zum Bäcker und sind sehr gern bei Karstadt - auch zum Essen. Ich vermisse in Harburg Geschäfte wie früher Dyckhoff oder P&C. Wenn ich einen Anzug brauche, fahre ich in die Hamburger Innenstadt."

Jürgen Heimath, 67, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Bezirksversammlung: "Ich kaufe bewusst beim kleinen Einzelhändler, Harburg hat nur noch zwei Schlachter. In der Fußgängerzone gehe ich zu Bäcker Becker und auch zu Schüttfort. Mir fehlt hier ein Bekleidungsgeschäft wie früher P&C."