Am Donnerstag wird das Weihnachtsmärchen zum letzten Mal aufgeführt. Für die kommenden Jahre gibt es keine Genehmigung vom Disneykonzern.

Jork. Die Jorker Festhalle erbebt unter dem Jubel von rund 300 Kindern. Die Mädchen und Jungen rufen und singen, bangen und freuen sich mit den Helden auf der Bühne, klatschen spontan Beifall. Strahlende Kinderaugen verfolgen gebannt zwischen Spaß und Spannung, Singen und Stepptanz eines der schönsten Weihnachtsmärchen, das die Laienschauspieler der "Kleinen Jorker Bühne" (KJB) meisterlich aufführten.

Heute fällt der letzte Vorhang für "Magic Nanny", die nach einer Entscheidung des Konzerns "Disney Enterprises" künftig nicht mehr von Theatergruppen als Weihnachtsstück aufgeführt werden darf. Weil der Disney-Konzern seine Eigentumsrechte verletzt sieht, wird zahllosen Kindern diese Weihnachtsfreude künftig nicht mehr in Theateraufführungen erlebbar sein.

Claudia Hedrys, Deutschland-Sprecherin der "Walt Disney Company Germany, Switzerland and Austria" sagte dem Abendblatt, dass es klare Regeln für das Stück, das doch große Anlehnung an den Erfolgsfilm Mary Poppins, zeige, geben müsse. Disney hält an dem Märchenfilmklassiker die Rechte.

Immerhin erlaubte Disney nach Verhandlungen dem Jorker Bühnen-Ensemble die diesjährigen Weihnachtsaufführungen und rettete somit eine 32-jährige Tradition in Jork.

Seit Februar hatte das Jorker Ensemble das Stück geprobt, und es gab Tränen bitterer Enttäuschung, als Ende September die Absetzung des Stückes drohte.

Die 35 Darsteller und ihre 25 Helfer vor und hinter der Bühne beschenkten nun in den sechs ausverkauften Vorstellungen die kleinen und großen Zuschauer mit hinreißend schönen Aufführungen, für die es von allen Seiten großes Lob gab.

"Schön wie im Märchen ist das, das könnte ich noch ganz oft ansehen", sagte Rieke Fiedler aus Hechthausen, die mit ihrer Oma Birgit Fiedler das Stück sah. "Das ist wirklich grandios, was die jungen Darsteller neben den Erwachsenen hier leisten", lobte Birgit Fiedler. "Alles ist harmonisch abgestimmt, das Licht passt, die Musik reißt mit und die Dialoge beflügeln die Fantasie der Kinder." Magic Nanny, hinreißend von Sonja Müller aus Steinkirchen gespielt, und die Mitwirkenden zogen das junge Publikum ebenso wie die Eltern und Lehrer im Zuschauerraum in jeder Szene in ihren Bann. Zu schauspielerischer Höchstform liefen in den Hauptrollen Marcel Döscher aus Hamburg als Ben und die Kinder Nele Arriens aus Steinkirchen als July sowie Felix Vollmer aus Jork als Miky auf.

Meisterlich hat der Jorker Regisseur Florian Rohloff das Stück kindgerecht auf die Bühne gebracht. In liebevoll gestalteten, farbenfrohen Kulissen und Kostümen agierten die Darsteller unter seiner Anleitung und brachten die Botschaft des Weihnachtsstückes singend und tanzend in die Herzen der Zuschauer. Sie führten Weihnachten als das Fest der Liebe in der Familie vor Augen und zeigten in brillantem Spiel, wie glücklich es macht, Zeit für einander zu haben und nicht alles der Arbeit unterzuordnen. Der Probenfleiß aller Darsteller und die einfühlsame Inszenierung mit viel Liebe zum Detail, wurde immer wieder mit spontanem Szenenapplaus und Kinderjubel belohnt. Die Mitglieder der Jazz-Dance-Gruppe vom Turn und Sportverein Jork, steppten und tanzten sportlich und ästhetisch auf hochkarätigem Niveau.

Auch die kleinen Nachwuchsakteure dieser Gruppe, von denen der jüngste gerade fünf Jahre alt ist, bezauberten mit ihren Tanzeinlagen ihre gleichaltrigen Zuschauer. Die Trainingsleitung dieser choreografischen Darbietungen hatte die Jorkerin Lucy Vollmer, die auch für die fantasievollen Kostüme, die viele fleißige Helfer in ihrer Freizeit extra für das Stück genäht haben, verantwortlich zeichnete.

Hochzufrieden, wie das Publikum, sah auch Erik Ahrens, Vorsitzender des Vereins "Kleine Jorker Bühne" die Aufführungen des Weihnachtsstückes.

"Nach der Aufregung im Vorfeld und der Sorge, dass es erstmals seit 32 Jahren kein Weihnachtstheater für die Kinder in Jork geben könnte, sind wir nun besonders glücklich. Es war Freude und Herausforderung zugleich alle Vorstellungen vor ausverkauftem Haus zu spielen", sagte Ahrens dem Abendblatt. "Dass sie am Ende das Stück doch noch aufführen durften, war für das Theaterensemble besonderer Ansporn bei den umfangreichen Proben."