Glückliches Ende: Der Disney-Konzern einigt sich mit der Kleinen Jorker Bühne auf Sonderkonditionen, Tantiemen für wohltätigen Zweck.

Jork/München. So ein glückliches Ende sollten alle Weihnachtsgeschichten für Kinder haben. Nach der tränenreichen Enttäuschung bei dem jungen Ensemble der Kleinen Jorker Bühne über das Verbot der Aufführung ihres diesjährigen Weihnachtsstückes "Magic Nanny"von den Anwälten des Konzerns "Disney Enterprises" (das Abendblatt berichtete), ist nun der Jubel umso größer. "Wir sind überglücklich, dass das Blatt sich nun doch noch zum Guten gewendet hat", sagt Erik Ahrens, Vorsitzender der Theatervereins Kleine Jorker Bühne. Er konnte gestern Mittag verkünden, dass Disney und die Kleine Jorker Bühne sich über die Aufführung einigen konnten.

Nach mehreren internen Gesprächen am Montag und gestern erlaubt Disney dem Kinder-Theater, das Stück wie geplant mit sechs Vorstellungen in der Weihnachtszeit aufzuführen, so Ahrens. Die Tantiemen aus den Einnahmen sollen einem wohltätigen Zweck zugeführt werden.

Für die rund 60 Darsteller, der jüngste ist vier Jahre alt, heißt das, dass ab sofort die Probenarbeit wieder aufgenommen wird, um wie geplant vom 14. bis 20. Dezember "Magic Nanny" in der Altländer Festhalle in Jork aufführen zu können.

Besonders groß ist die Freude bei der Kleinen Jorker Bühne, dass ihre 32-jährige Tradition, ein Weihnachtsstück aufzuführen, nun nicht unterbrochen werden muss. Und für rund 2000 Kindergartenkinder, Grundschüler, Eltern und Erzieher, die alljährlich aus dem Elbe-Weser-Raum vor Weihnachten zum Kindertheater nach Jork kommen, ist die Freude wohl ebenso groß wie bei den Akteuren auf der Bühne und hinter den Kulissen.

Denn viele fleißige Vereinsmitglieder und Helfer hatten die Kostüme geschneidert, die Kulissen gebaut und die Probenarbeit unterstützt.

Ein großer Stein ist auch dem Regisseur Florian Rohloff vom Herzen gefallen. "Ich bin so glücklich, dass es zu einer gütlichen Einigung zwischen Disney und der Kleinen Jorker Bühne gekommen ist", sagt der 33-jährige Jorker, der mit "Magic Nanny" sein sechstes Bühnenstück mit dem Ensemble einstudiert. "Die letzten Tage und Wochen des Bangens waren eine harte Zeit für mich, nun bin ich mit allen Theaterfreunden froh und stolz, dass es auch nach 32 Jahren wieder ein Weihnachtsstück von Kindern für Kinder gibt", sagt Rohloff.

Dieses Stück sei etwas ganz Besonderes, sagt der Regisseur, der in seiner Freizeit mit dem ganzen Herzen Theatermensch ist. "Bei Magic Nanny haben wir 60 Kinder auf der Bühne, die singen, tanzen und ihre Rollen mit Hingabe spielen", sagt Rohloff. Seit Februar waren sie mit Enthusiasmus und Fleiß bei den Proben. Und nach der drohenden Absetzung der Aufführung sei nun der Ansporn umso größer, die verlorene Probenzeit aufzuholen. "Und dieses Stück, mit dem ich quasi aufgewachsen bin, hat gerade zur Weihnachtszeit die Botschaft, das Fest der Liebe in der Familie vor Augen zu führen, Zeit für einander zu haben und nicht alles der Arbeit unterzuordnen. So ein Stück mit Happy End und glücklichen Gesichtern der kleinen und großen Zuschauer ist wirklich etwas Besonderes", sagt der Regisseur.

Claudia Hedrys, Deutschland-Sprecherin der "Walt Disney Company Germany, Switzerland and Austria" sagte dem Abendblatt, dass es klare Regeln für das Stück, das doch große Anlehnung an den Erfolgsfilm Mary Poppins zeige, geben müsse. "Aber es war nicht unsere Intention, einen Urheberrechtsstreit zur deutschen Theaterfassung zum Schaden der Kleinen Jorker Bühne und auf dem Rücken des Kinder-Theaters auszutragen", sagt Hedrys. "Wir haben uns am Montag sofort mit den Kollegen zusammengesetzt, um eine Lösung zu finden und zudem lange Gespräche mit Erik Ahrens und Michaela Frank-Götze von der Kleinen Jorker Bühne geführt."

Nicht allein, dass die Kinder seit Februar in den Probenarbeiten steckten, habe den Ausschlag gegeben, sondern auch, dass die Kleine Jorker Bühne in Treu und Glauben, alles habe seine Ordnung mit den Aufführungsrechten, an die Vorbereitung gegangen sei.

"Wir freuen uns mit den Jorkern über den glücklichen Ausgang dieser Geschichte", sagt auch Fabian Bauer, Sprecher des Berliner Verlages RazzoPENuto, der dem Club der Autoren für Kindertheater und Kindermusical vorsteht. "Dieses wunderbare Theaterstück sollte eine Zukunft haben und möglichst noch vielen Kindern ein schönes Theatererlebnis bieten." Und letztlich sei es auch ein Vorschlag des Verlages gewesen, die Tantiemen einem wohltätigen Zweck zuzuführen, da sich am Kindertheater niemand bereichern wollte.

Jorks Bürgermeister Gerd Hubert sagte, dass er sich von Herzen über dieses Happy End freue und zwar für jedes einzelne Kind, sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum. "Die Kleine Jorker Bühne ist eine feste Institution in Jork, die Laien-Theater immer wieder auf einem hohen Niveau erlebbar macht. Wohl jedes Kind hier in der Region war zu den Weihnachtsaufführungen und hat sich von den alljährlichen Highlights in Jork verzaubern lassen", so Hubert.