Region reagiert mit Sparkonzepten auf drohende Mehrkosten durch Tariferhöhungen des Markts. Versorger weisen Verantwortung ab.

Harburg/Buxtehude. Die unangenehme Post ist schon verschickt: Strom wird erneut teurer. Wegen der steigenden Ökostrom-Abgabe und der Netzentgelte schrauben Stromunternehmen ihre Preise spürbar nach oben. Die Zeche zahlen zum überwiegenden Teil Privatleute und der Mittelstand.

Etliche große Unternehmen hoffen dagegen auf eine Befreiung vom Netzentgelt - 3000 Anträge liegen derzeit der Bundesnetzagentur vor, davon sind 1000 schon bewilligt. EWE, der Grundversorger der Region Ems-Weser-Elbe, nennt grundsätzlich keine Namen von Unternehmen, die von den Netzentgelten befreit sind. Fakt ist: Die Kosten dieser Entlastungen, die die Bundesnetzagentur genehmigt, werden letztlich auf die Verbraucher verteilt.

Bei EWE mehren sich in diesen Wochen die Anrufe von Geschäfts- und Privatkunden. Um 3,67 Cent brutto pro Kilowattstunde hebt EWE die Preise ab dem 1. Januar für alle Produkte an, abgesehen von Festpreisen. Ein durchschnittlicher Haushalt wird so mit 10,70 Euro im Monat mehr belastet. "Wir haben keinen Einfluss auf diese Erhöhung, überbringen lediglich die schlechten Nachrichten", sagt Konzernsprecher Christian Bartsch. "Denn diese Strompreiserhöhung hat ihren Ursprung ganz klar im staatlichen Anteil des Strompreises, der mittlerweile bei über 70 Prozent liegt." Die Folgen sind dieselben wie jedes Jahr, wenn die Höhe der staatlichen Umlagen bekannt gegeben wird: "Ein Teil der Kunden wird aktiv und versucht einen günstigeren Anbieter zu finden. Gleichzeitig wechseln Kunden anderer Anbieter wiederum zu uns. Mit jeder Preiserhöhung gibt es diese Verschiebungen."

Die Geschäftskunden, die meist spezielle Tarife mit EWE ausgehandelt haben, fragten häufig nach, wie sie ihren Stromverbrauch senken könnten. "Vom Mittelstand hören wir dasselbe wie von den Privatkunden", sagt Christian Bartsch. "Nämlich, dass die Preise für Energie allmählich in Bereiche kommen, die schwierig zu schultern sind."

Was bedeutet das für die Kommunen - gehen in den Rathäusern bald die Lichter aus? In Buxtehude fügt man sich ins Unvermeidliche. "Natürlich denken wir immer mit Schrecken an die Strompreise", sagt Jürgen Badur, Bürgermeister der Stadt Buxtehude. "Das betrifft die Kommunen genauso wie die privaten Haushalte." Doch sei die jetzige Erhöhung eine mit Ansage gewesen: "Sie ist ja nicht von den Versorgern, unseren eigenen Stadtwerken, verursacht, sondern bedingt durch erhöhte Abgaben. Insofern war das absehbar", so Badur. "Wir haben die Konsequenzen gezogen und die Haushaltspläne angepasst. Einfach war das nicht." Die gute Nachricht: "Einschränkungen der Leistungen der Stadt sind nicht geplant."

Vorgesorgt hat auch die Gemeinde Seevetal. "Wir haben uns rechtzeitig an einer vom Landkreis initiierten Stromausschreibung beteiligt", sagt Lars Griese, Abteilungsleiter der kaufmännischen Gebäudewirtschaft im Rathaus Seevetal. "Dadurch bleiben unsere Preise bis Ende 2014 fix. Auch danach werden wir wieder landesweit die Vergabe ausschreiben." Damit nicht genug: In der Gemeinde treibt man den Ausbau von Blockheizkraftwerken stetig voran - entsprechende Mittel hat die Politik bewilligt. Im Schwimmbad in Hittfeld wurde außerdem eine Solarabsorber-Anlage auf dem Dach angebracht, die mit Sonnenenergie das Badewasser erwärmt. "Und wir lassen keine Gebäude verkommen, denn das kostet die meiste Energie. Bei uns wird energetisch saniert", so Lars Griese. Die Umlagen träfen die Gemeinde natürlich wie alle anderen auch. Im Harburger Phoenix Center sind die Strompreise seit mehreren Jahren ein Thema, sagt Heiko Wasser, technischer Manager des Einkaufszentrums. Genauso wie in der Unternehmensgruppe ECE Projektmanagement, die etliche Einkaufscenter in Deutschland betreut. "Für viele Center wird der Strom über die ECE am Strommarkt eingekauft. Dadurch bleibt der Preis auch im kommenden Jahr relativ stabil." Die Mieter im Center dagegen handeln ihre Verträge mit den Versorgern selbst aus. "Die EEG-Umlage bekommt jeder zu spüren", sagt Heiko Wasser. "Die kann man nicht umgehen. Die Kosten steigen dadurch massiv, wie wir selbst und die Mieter, mit denen wir uns regelmäßig austauschen, bei der Abrechnung feststellen werden."

Wie Privatleute und Gemeinden auch reagiert der Verwalter mit einem Stromsparkonzept. "Nachhaltigkeit ist ja nicht erst seit gestern ein Thema", so der technische Manager. "Wir verfolgen das als Center schon seit mehreren Jahren - nicht nur wegen der Kosten, sondern auch wegen der CO2-Belastung." So wurden beispielsweise Bewegungsmelder für das Licht in Nebengängen installiert. Aufzüge, die immer beleuchtet sein müssen, wurden mit LED-Leuchten umgerüstet. "Wir versuchen die Umlage durch Einsparungen aufzufangen", sagt Heiko Wasser, "doch irgendwann ist die Grenze des Machbaren erreicht." Die Kunden sollen von alledem nichts bemerken: Der Springbrunnen und die Weihnachtsdekoration strahlen hell erleuchtet - dank LED.