Der Strompreis steigt stärker als im Bundesschnitt. Stadtwerke können die Umlagen des Bundes nicht ausgleichen. Kunden verärgert.

Norderstedt. Nun sind sie da und verärgern die Kunden: Die Stadtwerke Norderstedt haben die Rechnungen mit den neuen Strompreisen verschickt. Und die steigen zum 1. Januar kräftig. 16,9 Prozent mehr muss beispielsweise Hansjürgen van Dyk für den Sondertarif McWatt zahlen. Das bedeutet bei einem Verbrauch von 3500 Kilowattstunden pro Jahr eine jährliche Mehrbelastung von 133 Euro. "Nun müssen wir wieder bluten, damit die Stadt ihre teuren Image-Projekte verwirklichen kann", sagt van Dyk.

Bei einem Verbrauch von mehr als 4757 Kilowattstunden pro Jahr klettert der Preis sogar um 17,7 Prozent. Die Steigerung liegt deutlich über dem Bundesschnitt. Die Energieversorger verlangen zum Jahreswechsel knapp zwölf Prozent mehr. Auch Axel Schulz gehört zu den Kunden, die jetzt 16,9 Prozent mehr bezahlen sollen. Er fragt: "Warum kassieren die Stadtwerke Norderstedt noch mehr als beispielsweise Vattenfall oder LichtBlick?"

Der McWatt ist knapp kalkuliert, davon haben die Kunden bisher profitiert

"Dass die Preise für unseren Sondertarif kräftiger steigen, liegt daran, dass er bisher im Vergleich zu anderen Anbietern und Tarifen relativ günstig war", sagt Theo Weirich, Leiter der örtlichen Stadtwerke. Da fast alle Positionen, die zu den höheren Tarifen führen, Festbeträge sind, schlage die Summe bei einem niedrigeren Ausgangspreis prozentual stärker zu Buche als bei einem hohen. Der McWatt sei knapp kalkuliert, die Kunden hätten bisher davon profitiert und müssten nun im Verhältnis mehr zahlen als diejenigen, die ihren Strom nach dem Grundversorgungs-Tarif beziehen. Hier liege die Tariferhöhung bei 13 Prozent und damit nur knapp über dem Durchschnitt in Deutschland.

"Um es nochmals ganz klar zu sagen: Wir müssen die Kosten an die Verbraucher weitergeben, die uns durch neue gesetzliche Regelungen entstehen", sagt Weirich und nennt die Bestandteile: Die Kunden müssten für die Umlage nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz für 2013 aufkommen. Und die liegt mit 5,277 Cent pro Kilowattstunde um 1,69 Cent höher als die bisherige Umlage. Des Weiteren setzt sich die Erhöhung aus den von der Bundesnetzagentur vorgegebenen Abgaben für die Nutzung der Stromnetze zusammen. Gegenüber 2012 steigen diese Gebühren um 0,71 Cent.

Hinzu kommen die Kosten für die von den Netzentgelten befreiten energieintensiven Industrieunternehmen. Kleine Unternehmen und Endverbraucher tragen diese über eine Umlage, die ab Januar um 0,18 Cent steigt. Und dann ist da noch die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz, die von 0,002 Cent auf 0,12 Cent erhöht wird, und die Offshore-Umlage, die für die Reduzierung von Haftungsrisiken für Übertragungsnetzbetreiber dient und die 0,25 Cent der Gesamterhöhung ausmachen wird.

Die Erhöhung könne durch den günstigeren Einkauf an der Leipziger Strombörse nicht ausgeglichen werden, sagt Weirich zu dem immer wieder genannten Argument, dass die Einkaufspreise für Strom gefallen seien. Zwar seien die Bezugspreise in der letzten Zeit gesunken, aber: "Wir dürfen als Stadtwerke weder spekulieren noch von der Hand in den Mund leben", sagt der Werkleiter.

Die Stadtwerke mussten den Strom kaufen, als die Preise höher waren

Das bedeute, dass der Strom deutlich früher eingekauft als verbraucht wird. Die elektrische Energie, die jetzt die Lampen zum Leuchten bringt und die Waschmaschine antreibt, haben die Stadtwerke schon vor einem bis zwei Jahren bestellt. Und damals, so Weirich, sei der Einkaufspreis höher gewesen als jetzt. So habe der örtliche Versorger vor gut einem Jahr noch 5,72 Cent pro Kilowattstunde für den Basisstrom bezahlt, vor einem Monat kostete die Kilowattstunde nur noch 4,9 Cent.

Der örtliche Energieversorger will offensiv mit den Preissteigerungen umgehen. "Wir werden noch vor Weihnachten eine öffentliche Veranstaltung anbieten, zu der wir die Norderstedter einladen. Dort werden wir ihre Fragen zum Thema gern beantworten", sagt Weirich.

Auch in Bad Bramstedt erhöhen die Stadtwerke zum Jahreswechsel die Strompreise. Die Erhöhung fällt mit 13,4 Prozent für den Grundversorgungs-Tarif ähnlich aus wie in Norderstedt. "Ursache sind die diversen Umlagen, die wir als örtlicher Versorger nicht beeinflussen können", sagt Marc Fischer, bei den Stadtwerken verantwortlich für Handel und Vertrieb. Er hat aber auch eine gute Nachricht: "Durch den etwas günstigeren Bezug können wir die Steigerung etwas abfedern." Das bedeutet: Die Kilowattstunde wird nicht um 3,57 Cent, sondern um 3,5 Cent teurer. Das bedeutet für den Durchschnittshaushalt Mehrkosten von knapp 135 Euro im Jahr.

Von den Stadtwerken Kaltenkirchen war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.