Mitglieder des Arbeitskreises Astronomie freuen sich auf den Meteorstrom der Leoniden, der in Kürze einen Höhepunkt erreicht.

Handeloh. Nachtschwärmer hatten gestern mit etwas Glück bis zu zehn Wünsche pro Stunde frei. Denn der Meteorstrom der Leoniden schickt jedes Jahr Mitte November zahlreiche Sternschnuppen zur Erde. Am Dienstagmorgen erreicht er gegen 7 Uhr mitteleuropäischer Zeit ein weiteres Maximum seiner Aktivität. An solchen Tagen werden selbst erfahrene Astronomen zu sentimentalen Sternguckern. Auch Achim Tribelhorn, Vorsitzender des Arbeitskreises Astronomie aus Handeloh, freut sich auf das Ereignis. Mit Liegestuhl, Kaffeekanne, Kuscheldecke und Fernglas bewaffnet, will er sich bei klarem Himmel mit Gleichgesinnten auf dem Beobachtungspunkt am Hahnenkamp treffen.

"Das ist doch eine schöne Sache", sagt Achim Tribelhorn. "Aber auf der Suche nach den Sternschnuppen werde ich nebenbei sicher auch nach den Planeten unseres Sonnensystems Ausschau halten. Zurzeit steht Jupiter im Sternbild des Stiers und ist gut zu sehen." Denn mehr noch als für die Kometentrümmer oder die unzähligen Fixsterne am Firmament interessiert sich der 53-Jährige für Mars, Venus, Saturn und Co. "Das ist schon immer so gewesen", sagt er. "Die Himmelskörper und die unendliche Weite des Weltalls faszinieren mich einfach."

Angefangen hat alles mit den ersten bemannten Raumflügen zum Mond. "Seit Apollo 8 bin ich Astronomie-Fan. Das Weltraumbild von unserer Erde hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen", sagt Achim Tribelhorn. Am Tag der Mondlandung blieb seine Schule geschlossen. Als Zehnjähriger durfte er die ganze Nacht aufbleiben und schaute gemeinsam mit seinen Eltern fern. "Ich war also quasi live dabei, als Neil Armstrong als erster Mensch seinen großen Sprung für die Menschheit tat."

Dass der berühmte amerikanische Astronaut tatsächlich da war, davon ist Achim Tribelhorn überzeugt. Von den Verschwörungstheorien, die in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder für Furore sorgten, hält er nichts. Viel wahrscheinlicher als eine getürkte Landung auf dem Mond sei da schon anderes Leben, irgendwo im Universum. "Ich glaube aber nicht, dass wir jemals ein Lebewesen aus einem anderen Sonnensystem zu Gesicht bekommen. Die Menschen werden die Lichtgeschwindigkeit nicht wie Captain Kirk und Mister Spock mit ihrer Enterprise durchbrechen können, um in fremde Galaxien zu reisen. WARP-Felder sind rein rechnerisch zwar möglich. Technologisch gesehen würde ich aber sagen: Haken dran machen", betont Achim Tribelhorn.

Selbst ein Ausflug zu Proxima Centauri, der mit einer Entfernung von 4,2 Lichtjahren der sonnennächste Stern ist, würde mit den heute erreichbaren Geschwindigkeiten für Raumsonden etwa 70 000 Jahre dauern. "Wenn wir jetzt sofort mit einem Raumschiff losfliegen würden, wären wir genauso lange unterwegs. In dieser Zeit würden 2 500 Generationen leben und sterben. Für die müssten wir dann schon ein sehr großes Schiff bauen, damit die sich alle miteinander vertragen", unkt Achim Tribelhorn.

Trotz seiner lebenslangen Leidenschaft für das Weltall studierte der gebürtige Süddeutsche nicht etwa Astronomie oder Astrophysik, sondern Geologie in Karlsruhe. Nach einem schweren Unfall brach Achim Tribelhorn dann das Studium ab. Heute arbeitet er in Hamburg als IT-Spezialist im Großrechnerumfeld. Sein neues Zuhause fand er 1991 in Handeloh. In vielerlei Hinsicht. Denn der Ort in der Samtgemeinde Tostedt ist mittlerweile ein kleines Mekka für Astronomie-Anhänger geworden. "Bei uns scheinen die Straßenlaternen nicht so hell, und man kann auf dem Hahnenkamp wunderbar den Himmel beobachten", sagt der 53-Jährige.

Das macht er mittlerweile in regelmäßigen Abständen mit zahlreichen Gleichgesinnten, die sich vor dreizehn Jahren zum Arbeitskreis Astronomie zusammenschlossen. Aus den ehemals elf Aktiven wurden 35. Sie kommen aus Zeven, Soltau und Harburg nach Handeloh, um gemeinsam in den Himmel zu schauen. "Wir stellen keine mathematischen Berechnungen an, sondern sprechen über die Basics, bauen unsere Teleskope auf und erzählen uns, was wir da oben so sehen", sagt Achim Tribelhorn. Jeden dritten Montag im Monat treffen sich die Mitglieder zudem um 20 Uhr im Vereinslokal, der Gaststätte Heidekrug in Handeloh-Höckel, um organisatorische Dinge zu klären und Veranstaltungen zu planen.

Dass der Arbeitskreis "kein Haufen überalterter Spinner ist, sondern auch was für das Leben in der Gemeinde tut", wollten die Astronomen mit der Installation eines Planetenlehrpfads in Handeloh unter Beweis stellen. Auf dem Timmerloher Weg, einem alten "Holzweg", machen Schau- und Infotafeln die gewaltige Dimension unseres Sonnensystems im Maßstab 1:5 Milliarden begreifbar. Seit 2001 können die Besucher auf einer Strecke von 1,2 Kilometern von der Erde bis zum Pluto reisen, zu dem Gestirn, das seit dem 24. August 2006 ganz offiziell nur noch ein Zwergplanet ist. Immer dabei: die Sonne. Die thront auf einem Sockel und dient den Fußgängern auf dem Planetenweg als Orientierungshilfe. "Hier können Sie die 750 Millionen Kilometer zum Jupiter ganz bequem und ohne große Anstrengung zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen", sagt Achim Tribelhorn. Wer sich die einzelnen Stationen und Planeten erklären lassen will, für den bietet der Verein nach Vereinbarung auch Führungen an.

Pläne für die Zukunft gibt es viele: Nachdem die Gemeinde vor vier Jahren den Plattenweg verbreiterte und damit behindertengerecht gestaltet hat, möchten die Astronomen den Lehrpfad künftig auch Sehbehinderten zugänglich machen. Die Schilder müssten dafür umgestaltet werden; auch ein sprachgesteuertes Programm ist angedacht. "Wir haben viele Ideen. Auch ein kosmologischer und ein erdgeschichtlicher Lehrpfad wären sicher toll. Aber da denken wir noch drauf rum."