Der Direktor des Helms-Museums, Prof. Rainer-Maria Weiss, legt den Fokus auf die Stadtgeschichte des Bezirks und Sonderausstellungen.

Harburg. Nach dem Austritt aus der Stiftung Historische Museen Hamburg will Museumsdirektor Prof. Rainer-Maria Weiss durchstarten. Unter anderem soll Harburg ein eigenes Museum für Stadtgeschichte bekommen. Das Helms-Museum wird auch wieder Ferienprogramme in allen Schulferien für Kinder anbieten, die nicht in die Ferien fahren können. Und in Harburg werden wieder mehr und größere Sonderaustellungen zu sehen sein, als dies in den letzten fünf Jahren der Fall war. Das kündigen Museumsdirektor, Prof. Rainer-Maria Weiss, und sein Stellvertreter, Dr. Michael Merkel, an. Wie berichtet, werden das Helms-Museum und damit auch das archäologische Museum Hamburg aus der Stiftung entlassen. Für Weiss heißt das: "Wir sind jetzt wieder das Museum für Harburg und können uns wieder um Harburg kümmern." Daran, dass das Helms-Museum aus der Stiftung heraus gelöst wird, ändert auch nichts der Versuch der CDU-Fraktion in der Hamburger Bürgerschaft, den Prozess hinaus zu zögern. Jetzt hat die CDU sich mit der Forderung durchsetzen können, zu dem Thema eine Expertenmeinung zu hören. "Reine Verzögerungstaktik", hieß es aus der SPD-Fraktion in der Bürgerschaft.

Aus ihrer Sicht, so Weiss und Merkel, sei der Versuch Hamburgs, mit einer Fusion der Museen Einspareffekte zu schaffen, gänzlich gescheitert. Vielmehr sei das Helms-Museum in seinen Aktivitäten von der Stiftung gebremst worden. "Wenn man die selbst erwirtschafteten Einnahmen nicht für eigene Projekte ausgeben kann, ist das wenig Anreiz", sagt Weiss. Hatte das Helms-Museum zusätzlich zu seinen jährlichen Zuwendungen von 2,2 Millionen Euro Einnahmen von etwa 150 00 bis 200 000 Euro erwirtschaftet, mussten die in den großen Stiftungstopf für alle vier Museen abgegeben werden. Damit ist jetzt Schluss. Bereits konzipierte Projekte seien in der Stiftung "versickert, für keines unserer Projekte, die wir mit den fertigen Konzepten eingereicht haben in den letzten fünf Jahren gab es Geld aus der Stiftung. Jetzt können wir uns selbst für Fördergelder für eigene Projekte bewerben und unsere Ideen versanden nicht in irgendwelchen Planungsebenen wie in der Stiftung", so Rainer-Maria Weiss. "Bei allen Ideen, die wir anmeldeten, hieß es immer, wir sollten das Gesamtkonzept der Stiftung abwarten. Aber es gab nie ein Gesamtkonzept", sagt Michael Merkel.

Weiss wirkt geradezu erleichtert, wenn er von der wieder gewonnen Selbstständigkeit und den Plänen für die museale Zukunft erzählt. Die Stimmung unter den 33 Mitarbeitern des Harburger Museums sei ausgezeichnet. Jetzt gebe es wieder einen Ansporn. Er bemüht das Bild eines Tankers, um die fünf unfreiwilligen Stiftungsjahre zu beschreiben. Die Stiftung sei wie ein Tanker gewesen, zu groß, zu behäbig, um manövrierfähig zu sein. Er und seine Mitarbeiter könnten jetzt endlich "durchstarten". Es werde definitiv keine Entlassungen geben, sagte der Museumschef. Und auch sein Stellvertreter und Ausstellungsleiter scheint befreit vom Bürokratiemonster Stiftung, das per Order die Mufti dem Helms-Museum verordnet worden sei. "Wir sind ein kleineres, dadurch aber eben auch enorm flexibles Museum. Diese Flexibilität, was Ausstellungen und Projekte angeht, haben wir jetzt wieder gewonnen", sagt Weiss. Das und die Tatsache, dass eigene Einnahmen wieder in eigene Projekte fließen könnten, motiviere ihn und seine Mitarbeiter gleichermaßen, so Rainer-Maria Weiss. Mit einem dieser Projekte macht das Helms-Museum gerade Furore: In Kooperation mit allen Hamburger Kitas schulen Harburger Museumspädagogen die Erzieher darin, wie schon Kleinkinder neugierig auf Museen gemacht werden können. Ein weiteres Projekt, das in Kürze vorgestellt werden wird, ist die Museums-App fürs Smartphone für Hamburg, an der gerade Michael Merkel mit Hochdruck arbeitet.

Das Helms-Museum wird jetzt wieder zu einer eigenständigen Harburger Marke, mit einem eigenen Profil und eigenem Marketing. Und mit dem Helms-Museum angegliederten archäologischen Museum Hamburg strahlt diese Marke auch weit in den nördlichen Teil der Elbe hinein. "In der Stiftung gab es immer wieder Streit darüber, wie wir die Museenbewerben wollen. Meistens fiel die Wahl auf dieses anonyme Gebilde Stiftung Historische Museen Hamburg", sagt Weis, und dieses abstrakte Gebilde ziehe weder bei potenziellen Besuchern in Hamburg noch im Umland. Derzeit werde am eigenen Logo gearbeitet.

Konkrete Umzugspläne werden im Helms-Museum auch schon diskutiert. "Die Stadtgeschichte soll in die Räume der jetzigen Sonderausstellungen im Haupthaus einziehen. Für die Sonderausstellungen brauchen wir neue, große Räume", sagt der Museumsdirektor. Er favorisiere die Räume im archäologischen Museum für diesen Zweck. Das Museum teilt sich derzeit die Räume in dem "Betonklotz", wie Weiss das Harburger Kundenzentrum nennt, mit dem Einwohnermeldeamt des Bezirksamtes. Wäre das WBZ erst fertig und die Abteilungen des Bezirksamtes dorthin umgezogen wäre der Leerstand ideal für die Sonderausstellungen, die Museumsachse aus zwei Gebäuden perfekt, sagt Weiss. Die archäologische Ausstellung, mit 40 000 bis 60 000 Besuchern pro Jahreiner der Frequenzbringer des Helms-Museums, gehörten seiner Ansicht nach in das Haupthaus. Weiss und seine Mitarbeiter wollen auch in Zukunft "kein Museum für ein ausgewähltes Fachpublikum, sondern ein Familien-Museum bleiben", so der engagierte Museumschef.