Die neue Greifvogel-Voliere im Wildpark Schwarze Berge wurde offiziell eröffnet. Das Gebäude bietet Platz für zehn verschiedene Arten.

Rosengarten. An Zeus kommt niemand vorbei. Wer in die neue Greifvogel-Voliere am Waldsee des Wildparks Schwarze Berge möchte, muss ihn höflich um Erlaubnis bitten. Denn der Weißkopfseeadler wacht über den Schlüssel zur Eingangstür, durch die er und seine gefiederten Kollegen ab sofort in Begleitung ihrer Falkner zur Flugshow ins Freigehege gelangen. Doch Thomas Wamser, Geschäftsführer der Eventfalknerei aus Bomlitz, hat scheinbar einen guten Draht zu dem König der Lüfte. Pünktlich zur offiziellen Eröffnung des Gebäudes öffnete Zeus bereitwillig die Krallen und gewährte den Besuchern einen Blick in seine neue Wohnstube.

Zwei Jahre haben sich die Mitarbeiter des Wildparks und das Team der Eventfalknerei ordentlich ins Zeug gelegt, um Uhu, Buntfalke, Bussard, Kronenkranich und Co. ein kuscheliges Zuhause zu bauen. Ein Jahr ging für die Planungen ins Land; ein weiteres war notwendig, um die Bretter und Nägel an die richtige Stelle zu bringen. "Wir haben uns Zeit gelassen, weil wir es gut machen wollten. Den Großteil der Baumaßnahme haben wir selbst in Eigenleistung umgesetzt", sagte Arne Vaubel, Geschäftsführer des Wildparks, gestern in seiner Ansprache zur Eröffnungsfeier.

Alle hätten mit großem Eifer und Elan mitgemacht, Ideen eingebracht, Hammer und Pinsel geschwungen, gestrichen und gewerkelt. Insgesamt verbauten die Handwerker 47.627 Euro. "Für ein Bauprojekt dieser Größe ist das aber nicht viel, habe ich mir sagen lassen", betonte Vaubel. "Und ich denke, das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen."

Das unterstrich auch Thomas Wamser. Die neue Greifvogel-Voliere bezeichnete der Chef der Eventfalknerei aus Bomlitz als "großartig und gigantisch". Sie sei eine vorbildliche Kompaktanlage, die den Falknern bei ihrer Arbeit viele neue Möglichkeiten biete. So könnten jetzt mehr Vögel in die Flugschauen integriert werden. "Wir müssen sie nicht mehr täglich mit dem Auto in den Wildpark bringen. Sie sind jetzt hier zu Hause", erklärte Wamser.

Außerdem hätten die Vögel nun die Möglichkeit, sich in ihren Pausen zwischen den Flugschauen frei zu bewegen. Bislang warteten sie - wie in der Falknerei üblich - angebunden auf einem Baumstamm auf ihren nächsten Auftritt. "Die Vorstellung, den Vögeln ein bisschen mehr Freiheit zu geben, war schon lange unser Wunsch. Für mich ist der Bau der Greifvogel-Voliere deshalb ein wichtiger Meilenstein. Ich habe so ein Projekt schon vor sechs Jahren angeregt. Zunächst haben wir einen Tisch und einen Stuhl bekommen. Dann wurde der Falknershop gebaut, und jetzt ist endlich die Voliere da", sagt der Falkner.

Insgesamt bietet die Anlage Platz für zehn verschiedene Vogelarten. Zu den neuen Bewohnern gehören beispielsweise der Wüstenbussard "Jane", die Uhu-Dame "Lotta", ein Buntfalke und eine Gruppe junger Kronenkraniche. Die sechs Monate alten Tiere sind im Wildpark aufgewachsen und mit der Baustelle groß geworden. "Sie haben sich bereits an ihr neues Zuhause gewöhnt. Alle anderen Vögel brauchen wohl noch ein bisschen Zeit", sagte Wamser.

Ihren ersten großen Auftritt hatten die Kronenkraniche übrigens während der Eröffnungsfeier der Volieren-Anlage. In Begleitung ihres Falkners Daniel Volpert zeigten die Vögel, die Ugandas Staatsemblem zieren und in freier Wildbahn in Westafrika und in der Sahelzone vorkommen, einige Flugmanöver, bevor es wieder zurück in die vertraute Umgebung ging.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Wildpark Schwarze Berge und der Eventfalknerei von Thomas Wamser besteht mittlerweile seit dem Jahr 2006. Zunächst ließ der Bomlitzer seine Vögel von März bis Oktober immer am letzten Sonntag im Monat zweimal im Freigehege fliegen. Schon im darauffolgenden Jahr steigerte sich die Anzahl der Flugschauen, auch, weil die Resonanz der Besucher durchweg positiv war. Ab Juni 2007 fanden bereits täglich außer montags zwei Vorführungen statt. Seit 2010 sind die Tiere zweimal pro Tag um 12 und 15 Uhr in der Luft und fliegen auch im Winter von November bis Februar täglich um 14 Uhr eine Schau. "Das ist für Norddeutschland tatsächlich einmalig", sagte Arne Vaubel.

Um den Besuchern des Wildparks in Rosengarten darüber hinaus auch ein wenig Abwechslung am Himmel zu garantieren, werden die fliegenden Stars in regelmäßigen Abständen mit den trainierten Tieren, die bei der Eventfalknerei untergebracht sind, ausgetauscht. Zu dem gefiederten Bestand gehören auch Vögel aus der Nachzucht des Wildparks, darunter Kolkraben und Schleiereulen.

Das Team um Thomas Wamser trainiert zudem Greifvögel, Eulen und Papageien für Film- und Fernsehaufnahmen und präsentiert die Vögel in Kindergärten, Schulen und Seniorenheimen. Sie klären ihre Zuhörer über die Lebensbedingungen der Tiere in freier Wildbahn auf und beantworten Fragen zur Aufzucht und zum Training der eindrucksvollen Vögel.