Jubiläum: Ein Verein mit gesellschaftlichem Auftrag - der Männerturnverein (MTV) Marxen feiert sein hundertjähriges Bestehen.

Marxen. Klein, aber oho: Der 410 Mitglieder zählende MTV Marxen feiert sein 100-jähriges Bestehen und ist für die Zukunft gerüstet. Um 1840 bildeten sich in Deutschland die ersten Turnvereine. So gesehen war der MTV Marxen spät dran. Doch die Ideale von Turnvater Jahn, der in seinen "Turngesetzen" Sittsamkeit und Kameradschaft einforderte, waren noch nicht verpufft und fanden vor 100 Jahren Einzug in das kleine Heidedorf. Dort kamen am 15. Juni anno 1912 insgesamt 18 aktive Turner und zehn passive Initiatoren, die sogenannten "Maulturner", zusammen und gründeten im Menck's Gasthaus den Männer-Turn-Verein Marxen.

Die Gründungsmitglieder entstammten dem Bürgertum und hatten als Schulvorsteher oder Gemeindevorsteher tragende Rolle im Dorf inne. Die Gesinnung war patriotisch, konservativ und kaisertreu. Man entrichtete einen "Kostenbeitrag" und verpflichtete sich, "anständig, das heißt, nach bürgerlichen und christlichen Grundsätzen moralisch einwandfrei und gut deutsch zu benehmen". Ausgeübte Sportarten waren damals Turnen und Leichtathletik, geturnt wurde zunächst im besagten Gasthaus, das noch 80 weitere Jahre als Vereinslokal dienen sollte. Geturnt wird im Verein zwar immer noch, doch bis heute sind Fußball, Badminton, Tennis, Karate, Tischtennis, Tanzen und Trendsportarten wie Aerobic, Seniorensport, Rückenschulung und Fitness dazugekommen. Aber mit 72 Mitgliedern ist nicht mehr die Turnabteilung die größte, sondern die Sparte Fitness. "Ein deutliches Zeichen dafür, dass wir sehr stark breitensportlich orientiert sind", sagt der Vorsitzende Carsten Schulz, 48. Heute stehe die "Gesunderhaltung" im Mittelpunkt, erzählt Schulz, der auch die informative Chronik zum Vereinsjubiläum verfasst hat: "In der Gründerzeit dominierte nationales Gedankengut, der Sport wurde vor allem als Körperertüchtigung und Vorbereitung zur Wehrhaftigkeit gesehen." Diese Anschauung ist ebenso auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet, wie die Ausübung der "Sportart" Sackhüpfen nicht mehr angesagt ist. 1923 wurden die besten Hüpfer noch mit einem "Eichenkranz mit Schleife" geehrt. Und von der "Treue" als "Mark der Ehre" mag heute auch niemand mehr schwadronieren, wie noch 1925 und in den Folgejahren anlässlich der "Fahnenweihe". Der Wandel der Zeiten lasse sich aber auch an der stark veränderten Zusammensetzung der Mitglieder ablesen, so Schulz: "Früher waren es nur Männer, keiner jünger als 16 oder 17 Jahre, heute haben wir einen starken Frauenüberschuss." Außerdem seien viele Mitglieder im Kinder- und Jugendalter.

Daraus ergebe sich auch ein gesellschaftlicher Auftrag, betont der Vorsitzende: "Der Sportverein ist heute eine wichtige Institution, die Motorik und Beweglichkeit von früh auf vermitteln sollte." Besonders die körperliche Flexibilität der Kinder habe in den vergangenen zehn Jahren "erschreckend" nachgelassen. Auch deshalb hat sich der MTV Marxen dazu entschlossen, den mitten im Dorf gelegenen Sportplatz allen Interessierten zu öffnen. "Wer Lust hat, zu bolzen, kann das bei uns jederzeit tun - auch ohne Mitglied zu sein", sagt Schulz, "Gatter, Schranken und Platzwarte, die die Jugendlichen wegjagen, gibt es bei uns nicht." So modern kann ein 100 Jahre alter Verein sein...

Termine: 7. Oktober: Wandertag, 9. November: Filmnacht für Kinder, 1. bis 24. Dezember: Weihnachtskalender im Dorf