Mehr als 3000 Pistengänger ziehen bei der 2. Sued-Kultur Music Night durch zehn Musikclubs. Ausweitung für 2013 geplant.

Harburg. Mehr als 3000 Pistengänger haben nach Angaben des Veranstalters am Sonnabend die 2. Sued-Kultur Music Night in insgesamt zehn Clubs, Bars und Cafés besucht. "Das Publikum war neugierig, die Stimmung ausgelassen", zeigt sich Sued-Kultur-Sprecher Heiko Langanke am Sonntag zufrieden. Im brechend vollen Marias Ballroom hätten "bürgerliche Leute neben Altrockern" gestanden. "So soll es ein", sagt Langanke.

Mit der zweiten Auflage habe sich die "kleine Nacht der Clubs" in Harburg etablieren können. Im nächsten Jahr wird die Clubnacht voraussichtlich wachsen und fünf Spielorte in Wilhelmsburg mit einbeziehen. Das zeichnet sich laut Heiko Langanke nach ersten Vorgesprächen ab.

Am Sonnabend gegen 21 Uhr dominieren spitze Stiefel, Jeans, grün gefleckte Tarnhosen und schwarzes Leder die Kleiderordnung im Rieckhof. Auf den ersten Blick ist klar: Hier ist heute die Hardrockszene zu Hause. Die Band Hardbone steht auf der Bühne "Wir machen Rock'n'Roll, ihr betrinkt euch, und wir sind alle zusammen laut", erklärt Sänger Tim Dammann dem Publikum, wie er sich den Abend vorstellt. "Wir müssen ja Klischees bedienen", fügt er noch augenzwinkernd hinzu.

"Der Rieckhof ist eine super Location", sagt die Schauspielerin Sophie. Die 29-Jährige aus dem Hamburger Karolinenviertel würde hier gern selbst auf der Bühne Theater spielen. An diesem Abend überlässt sie Hardbone die Show und schwingt ihr langes blondes Haar. Sophie nennt sich einen Hardcore-Fan der Band und ist mit den Freunden zur Music Night nach Harburg gekommen. Sie wird im Rieckhof bleiben. "Ich würde auch zu einem anderen Club wandern", sagt sie, "wenn nicht alle Konzerte zeitgleich anfingen."

Auch Verena, 24, und ihre 19 Jahre alte Schwester Angelina nutzen die Gelegenheit nicht, für einmal fünf Euro Eintritt zehn Clubs ausprobieren zu können. "Wir sind nur wegen der Band hier", sagen sie. Hier - das ist der Veritas Beach Club, die Band mit den hübschen Fans heißt Jacke wie Hose.

Nur etwa 40 Besucher haben sich gegen 22 Uhr in das Festzelt des Strandclubs verirrt. Sechs, sieben, meist weibliche Fans von Jacke wie Hose tanzen zwar unerschrocken vor der Bühne. Die Leere wirkt aber doch etwas gespenstisch.

Ein ganzes anderes Bild nur fünf Gehminuten im Irish Pub "Old Dubliner": Beinahe jeder Quadratmeter ist besetzt. Die Geilen Partyvirtuosen spielen auf der kleinen Bühne - aber die Musik scheint eher Nebensache zu sein. Beim süffigen dunklen Bier feiern sich die Pistengänger selbst. Auch die drei Harburger Andreas, 40, Carsten, 40, und Ariane, 38, sind in die Souterrain-Kneipe in der Lämmertwiete eingekehrt. Die drei wandern durch die Clubs, waren zuvor im Stellwerk und in Marias Ballroom. Wo soll es diesen Abend noch hingehen? "Wir lassen uns treiben", sagt Ariane. Die Music Night sei eine tolle Sache für Harburg, sagt Carsten. Das Problem sei aber, fügt Andreas hinzu, dass die Konzerte meist zeitgleich beginnen. Viele Clubs aufzusuchen, sei deshalb schwierig.

Im Stellwerk stellt sich das Problem nicht. Die Supergroup spielt an diesem Abend gleich zweimal. Ansonsten stehen Rapper mit oder ohne Begleitung der Supergroup auf der Bühne: Es ist Freestyle-Session in dieser Nacht.

Gegen 23 Uhr wippen etwa 50 Gäste im HipHop-Rhythmus. Clubchef Stefan Röhler ist mit der Publikumsresonanz den ganzen Abend über gesehen zufrieden: "Die Sued-Kultur-Nacht hat uns mehr Besucher gebracht als sonst zu der Freestyle-Session kommen."

Den Rappern hört auch Rainer-Maria Weiss zu. Er sei ein Freund des Stellwerks, sagt der Direktor des Archäologischen Museums in Harburg. Vor allem schätze er Streetart. Eigentlich hatte Rainer-Maria Weiss gehofft, vorab schon einmal einen Blick auf Graffiti-Ausstellung werfen zu können, die das Stellwerk am Dienstag und Mittwoch zeigt - aber vergeblich: Die Exponate sind an diesem Abend noch nicht im Club. Rainer-Maria Weiss hat trotzdem Spaß: "Die sind gut", ruft er und zeigt in Richtung der Rapper. Die HipHop-Show filmt er mit seinem Smartphone - und schickt das Video sofort ans einen Sohn.