Investoren diskutieren verschiedene Ideen und Pläne, um das Heim der Boxlegende Max Schmeling in der Nordheide vor dem Verfall zu bewahren.

Dierstorf-Heide. Gibt es am Ende doch noch ein Nutzungskonzept für das zum Verkauf freigegebene Wohnhaus von Max Schmeling, das das Gebäude in Dierstorf erhält und der Boxlegende ein würdiges Denkmal setzt? Mit dieser Frage beschäftigt sich nun auch der Hotelier und ehemalige Buxtehuder Handballtrainer Hans Dornbusch. Er traf sich kürzlich mit Wenzendorfs Bürgermeister Manfred Cohrs und dem stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse Harburg-Buxtehude, Frank Jäschke, zu einem ersten Gespräch im Hamburger Hotel Engel.

"Wir sind gerade sehr kreativ und versuchen, eine für alle akzeptable Lösung zu finden. Aber momentan stecken wir noch mitten im Brainstorming. Es wäre noch zu früh, um etwas Konkretes über unsere Ideen zu sagen. Das Ergebnis ist außerdem völlig offen, aber wir sind zuversichtlich, dass am Ende etwas Gutes steht", sagte Frank Jäschke dem Abendblatt.

Der Sparkassenvorstand war es, der den Besitzer des Baltic-Hotels auf Usedom an den Runden Tisch nach Hamburg holte. Zuvor hatte sich Jäschke gemeinsam mit Manfred Cohrs sowie dem Ersten Kreisrat Rainer Rempe, Werner Marnette und Gerhard Kopke drei Jahre lang für den Erhalt des Wohnhauses der Boxlegende stark gemacht. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe bemühten sich immer wieder darum, in großer Runde ein öffentliches Nutzungskonzept anzustoßen. Von einer Tagungsstätte mit musealem Charakter war beispielsweise die Rede.

Doch bislang scheiterten alle Vorschläge. So ist die Umsetzung schwierig, weil zum Beispiel die Max-Schmeling-Stiftung alle Persönlichkeitsrechte hält. Einer kommerziellen Nutzung hat sie eine klare Absage erteilt. "Wir werden den Namen von Max Schmeling nicht für etwas so Billiges wie ein Café oder Restaurant hergeben", sagt Vorstand Dr. Florian Asche.

Auch die einst ist ins Feld geführten Überlegungen, ein Museum im Gebäude einzurichten, stießen bislang auf wenig Gegenliebe. "Ein Museum ist kostenintensiv, man benötigt ein Konzept und einen Betreiber, zudem Ausstellungsstücke, die wir aber schon lange an verschiedenen Standorten in Deutschland zeigen", so der Hamburger Rechtsanwalt.

Am liebsten wäre es der Stiftung, das alte Wohnhaus würde entweder renoviert und dann vom neuen Inhaber bewohnt oder abgerissen. "Max Schmeling wollte, dass die Gemeinde von seinem Grundstück profitiert. Er wollte, dass seine Lebensleistung sich darin widerspiegelt, was er für andere Leute getan hat. Deshalb hätte er nichts dagegen, wenn das Haus verkauft und abgerissen würde", sagt Asche.

Herbert Woltmann, langjähriger Vertrauter von Max Schmeling und ehemaliges Vorstandsmitglied der Stiftung, ist skeptisch: "Max wusste nicht, was er am besten mit dem Gelände anfangen sollte. Er wollte sich aber auf keinen Fall zu Lebzeiten ein Denkmal setzen und ist deshalb meinem Rat gefolgt, es der Gemeinde zu überschreiben. Ob er im Nachhinein ein Museum gut gefunden hätte oder ob ihm ein Verkauf recht gewesen wäre, vermag ich nicht zu beurteilen."

Dass es bei dem Gespräch mit Hans Dornbusch nicht um die Etablierung eines Schmeling-Museums in Dierstorf gegangen sei, gab Manfred Cohrs bereits bekannt. Ansonsten hielt sich der Bürgermeister der 1400-Einwohner-Gemeinde Wenzendorf bedeckt. Auch, weil er in der Vergangenheit mit seinen Bemühungen um das Schmeling-Haus ständig in der Kritik gestanden habe - ohne, dass es konstruktive Vorschläge gegeben hätte. "Und ich möchte nicht, dass eine gute Sache schon im Vorfeld zerredet wird, bevor sie überhaupt die Chance hatte zu reifen."

Grundlegende Idee sei aber, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, das eine neue Nutzung des Wohnhauses mit Sport und Erinnerungsstätte kombiniert. Der Abriss des alten Wohnhauses solle dabei unbedingt vermieden werden. "Und uns gefällt die Arbeit der Max-Akademie sehr gut", sagt Cohrs. Sie bietet unter anderem ein schulergänzendes Bildungs- und Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche.

Sollte es tatsächlich gelingen, Hans Dornbusch für die Sache zu gewinnen - ob als Mäzen, Investor oder Kontakteknüpfer - hätte die Gemeinde künftig einen engagierten und couragierten Partner an ihrer Seite. Der 74-Jährige machte das "Baltic" in Zinnowitz auf Usedom zu einem begehrten Sport- und Ferienhotel. Seit vielen Jahren bereiten sich bei ihm prominente Sportler aus ganz Deutschland auf ihre Wettkämpfe vor oder machen bei ihm Urlaub an der Ostsee. Die Klitschko-Brüder gehören ebenso zu Dornbuschs Freunden wie die HSV-Legenden Uwe Seeler und Willi Schulz. In der Region ist Dornbuschs Name vor allem mit der Sportart Handball verknüpft: 1989 führte er als Trainer die Buxtehuder Damen bis in die Bundesliga. Seit 2010 ist der Unternehmer darüber hinaus Träger des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

"Ich bin nach Hamburg gekommen, weil ich darum gebeten wurde - und weil ich es will, nicht, weil ich es müsste. Denn es gibt viele andere Dinge, für die ich mich schon persönlich engagiere", sagt Hans Dornbusch auf die Frage, warum er sich nun neben seinen vielen anderen Aufgaben mit der Zukunft des Max-Schmeling-Hauses beschäftige. Dass Dornbusch durchaus an einer Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis interessiert sei, bestätigt Manfred Cohrs. Ein weiteres Gespräch soll es schon im Oktober geben.