Der Hittfelder Gebäudekomplex wächst durch Anbauten für eine Prüfhalle, Lehrgangsräume und eine Brandgewöhnungsanlage.

Hittfeld/Winsen. Die mehr als 4500 ehrenamtlichen Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis Harburg können in Zukunft damit rechnen, schneller einen von ihnen gewünschten Lehrgang belegen zu können. Der Ausschuss für Ordnung und Feuerschutz des Harburger Kreistags stimmte bei seiner Sitzung am Dienstagabend mit einer Enthaltung des Grünen-Abgeordneten Joachim Bartels für ein Raumprogramm der Winsener Kreisverwaltung, das auf der Grundlage eines Konzeptes von Kreisbrandmeister Dieter Reymers erstellt worden war. Demnach soll die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) im Seevetaler Ortsteil Hittfeld drei komplett neue Vortragsräume erhalten.

"Unser bislang einziger Gruppenraum für Fortbildungen ist voll ausgelastet", sagt Kreisbrandmeister Reymers. Vor allem an den Wochenenden und werktags in den Abendstunden wird es voll in dem Altbau aus dem Jahr 1982 an der nördlich vom Maschener Autobahnkreuz gelegenen Straße Am Bauhof. "Derzeit erhält jeder zweite Lehrgangsbewerber von uns eine Absage", so Reymers weiter. Daher benötige die Hittfelder Zentrale der Rettungskräfte im Landkreis Harburg dringend weitere Lehrsäle.

"Wenn man jetzt anfängt zu bauen, sollten schon einmal im Voraus Kapazitätspuffer eingeplant werden", sagt Kreisbrandmeister Reymers. Denn es seien heutzutage sehr viel mehr Teilnehmer von Ausbildungsveranstaltungen zu erwarten als noch vor 30 Jahren. "Es hat ein großer Mentalitätswandel bei der Freizeitgestaltung stattgefunden", so Reymers. Früher hätten sich viele Ehrenamtliche für zwei oder drei sechsjährige Amtszeiten verpflichten lassen, heute nur noch für eine. "Wir müssen wegen der zunehmenden Fluktuation unseres Personals immer mehr Leute für eine immer kürzere Dienstdauer ausbilden."

Außerdem spüren die Feuerwehren in den Städten und Gemeinden stärkere Konkurrenz um die Gunst von Bürgern, die sich ehrenamtlich für das Gemeinwohl engagieren wollen. "Man muss den Leuten heute schon etwas bieten", sagt Reymers zu den Problemen der Brandbekämpfer, freiwillige Helfer zu finden. Die Lebensretter müssten aber nicht nur motiviert, sondern auch topfit und für ihre jährlich insgesamt 3000 Einsätze im Landkreis Harburg technisch geschult sein. "Die Ausrüstung muss auf der Höhe der Zeit sein", sagt Reymers. Dazu zähle auch, dass die Fortbildungen in modernen Unterrichtsräumen stattfinden.

Neu im Ausbildungsprogramm der Hittfelder FTZ ist die so genannte Brandgewöhnungsanlage, in der die Feuerwehrleute einen Einsatz bei 600 Grad Celsius üben sollen. Sie ergänzt eine Atemschutzstrecke, auf der eine Energiemenge von 80 Kilojoule verbrannt werden soll. Diese Belastungsprobe mit Pressluftatmer ist jährlich von allen Feuerwehrleuten zu wiederholen, die sich im Ernstfall unter Atemschutz zum rauchgasbelasteten Brandort vorkämpfen.

Für die L-förmige Brandgewöhnungsanlage, die neben dem rund zwei Millionen teuren Lehrgangs- und Verwaltungsgebäude mit 1500 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen soll, hat Christian Dederke vom beauftragten Architekturbüro Juraschek und Partner 600 000 Euro angesetzt. "Als aktiver Feuerwehrmann ist es mir ein Vergnügen gewesen, die neue Zentrale zu planen", sagt der Winsener. Knapp 400 000 Euro dürften seinem Kostenplan zufolge Pflasterarbeiten auf den Rasenflächen kosten, damit sie für alle Fahrzeuge der Feuerwehr befahrbar sind. Jeweils etwa 140 000 Euro fallen für eine Remise in Holzbauweise mit Waschplatz sowie Umbaute und Sanierungen im Altbau an.

Für FTZ-Leiter Tobias Schneider ist es besonders wichtig, dass für weitere 142 000 Euro die bestehende Fahrzeughalle und der Prüfstand um kleine Anbauten erweitert werden sollen. "Wir sollen mit den Freiwilligen Feuerwehren Leistungen wie eine Berufsfeuerwehr erbringen und brauchen daher größere Fahrzeuge, um mehr Werkzeuge und mehr Material mitnehmen zu können", sagt Schneider. Um die in den vergangenen Jahren angeschafften Leiterwagen in der Prüfhalle aus dem Baujahr 1982 durchchecken zu können, bleiben die Fahrzeuge mit einem Teil in der Einfahrt stehen.

"Wenn das Rolltor in Zukunft bei der Prüfung geschlossen werden kann, dürfte sich der Verbrauch der Gasheizungsanlage verringern und damit die Betriebskosten senken", sagte Kreisbrandmeister Reymers bei der Ausschusssitzung zu einer Nachfrage des Grünen-Abgeordneten Joachim Bartels zum Energiekonzept der FTZ. Mit zusätzlichen Kosten für das neue Zentrum der Landkreis-Feuerwehren ist aber zu rechnen, weil sich die Kommunalpolitiker den Einbau eines Fahrstuhls und Behinderten-WCs wünschen.