Kreisbrandmeister Dieter Reymers sieht sofortigen Handlungsbedarf beim Ausbau der Zentrale. Der könnte bis zu vier Millionen Euro kosten.

Hittfeld. Einst war sie das Vorzeigeobjekt der gesamten Region, doch mittlerweile hat die Feuerwehrtechnische Zentrale (FTZ) im Seevetaler Ortsteil Hittfeld Staub angesetzt. Was Mitte der 90er-Jahre noch zukunftsweisend war, ist 20 Jahre später nun mal zwangsläufig veraltet. "Andere Landkreise haben uns längst überholt", bringt es Kreisbrandmeister Dieter Reymers auf den Punkt. Aus seiner Sicht ist es deshalb dringend notwendig, das 1982 erbaute und 1997 erweiterte Gebäude, seine Gerätschaften und die Außenanlagen einer kompletten Frischzellenkur zu unterziehen - um so letztlich die Sicherheit der Bürger weiterhin gewährleisten zu können.

Dem Ausschuss für Ordnung und Feuerschutz des Landkreises Harburg hat Reymers am Dienstag die Notwendigkeit eines Ausbaus so überzeugend dargelegt, dass nun für circa 50 000 Euro ein erstes Raumkonzept inklusive einer vorläufigen Kostenschätzung erarbeitet werden soll. Einstimmig votierten die Politiker mit Ja, das letzte Wort hat aber der Kreistag. Im September soll der Ausschuss dann erneut über das Thema beraten, um bis November über den kompletten Plan zu entscheiden. Für die Ausarbeitung des fertigen Raumprogramms würden dann noch weitere Kosten anfallen.

Sie werden jedoch nur ein Bruchteil dessen sein, was für den Ausbau der FTZ anfallen wird. Drei bis vier Millionen Euro könnten möglich sein. Friedrich Goldschmidt, Leiter des Fachbereichs Ordnung beim Kreis, betonte jedoch, dass das ein gefühlter und bisher durch nichts gedeckter Wert sei.

Warum aber ist der Ausbau überhaupt so dringend notwendig? Dieter Reymers nannte dafür zunächst einige Zahlen. So seien die 108 Feuerwehren im Landkreis mit ihren knapp 4500 aktiven Mitgliedern im vergangenen Jahr zu etwa 3000 Einsätzen ausgerückt, die vom Feuerlöschen bis zum Wasserabpumpen aus vollgelaufenen Kellern reichten. Statistisch gesehen komme jede Feuerwehr im Kreis auf 27 Einsätze im Jahr. Einsatzschwerpunkte seien Brände auf den Heideflächen, die hochwassergefährdeten Gebiete an der Elbe, die A 1 bei Hollenstedt und die A 7 bei Egestorf. In letzter Zeit hätten außerdem Einsätze in Gewerbeparks und bei Fabriken zugenommen.

Die FTZ müsse dabei die Aufgabe eines modernen Dienstleistungszentrums für Brand- und Katastrophenschutz erfüllen, in dem die Feuerwehrleute umfassend geschult und auf die Einsätze praktisch vorbereitet werden, sagte Reymers. Außerdem müssten hier alle Geräte wie Atemschutzmasken, Schläuche oder Lungenautomaten gewartet werden können.

Bisher sieht das Bild noch anders aus. Wenn sich beispielsweise jährlich rund 800 Feuerwehrleute aus den Gemeinden zu Lehrgängen in der FTZ anmeldeten, müsse fast der Hälfte aus Platzmangel abgesagt werden. Es gibt nämlich nur einen Schulungsraum im Obergeschoss. Gerade für junge Leute, die frisch in die Feuerwehr eingestiegen sind, sei das natürlich frustrierend. "Dabei müssen wir die Leute doch eigentlich gerade motivieren", betonte Reymers. In einer neuen FTZ müssten deshalb genügend Räume vorgehalten werden, die nicht zuletzt auch über einen Beamer und eine Kantine zur Versorgung der Mitglieder verfügen.

Auch bei den Messgeräten wird es derzeit häufig knapp. Aus Kapazitätsgründen könnten weniger als die Hälfte in der FTZ gewartet werden. Stattdessen müssten die Gemeindewehren umständlich nach externen Firmen suchen und die Geräte zu ihnen schicken.

Zudem fehlten unter anderem die Möglichkeit für das Gefahrguttraining an Geräten und eine sogenannte Brandgewöhnungsanlage, in der sich die Feuerwehrleute an die bis 1000 Grad in brennenden Gebäuden gewöhnen können. Nur wenn man das regelmäßig bei einem echten Brand trainiere, sei die Feuerwehr auf den Notfall bestens vorbereitet. Derzeit müssen die Feuerwehren im Landkreis nach Hamburg fahren, um den Ernstfall zu proben. Auch in Soltau gibt es eine solche Anlage sowie eine etwas kleinere in Lüneburg.

"Handlungsbedarf besteht nicht mittel- oder langfristig, sondern kurzfristig", sagte Reymers. Er entkräftete ebenfalls die kritische Nachfrage aus den Reihen der Grünen, ob die Feuerwehr nicht eher dezentral als zentral organisiert werden müsste und deshalb eine Konzentration auf den Standort Hittfeld gar nicht so sinnvoll sei. Schulungen oder Übungen an unterschiedlichen Orten seien mit einem großen logistischen Aufwand verbunden, weil die Geräte dann immer wieder an andere Orte geschafft werden müssten, sagte er. Außerdem liege Hittfeld in der Mitte des Landkreises und sei aus allen Richtungen schnell zu erreichen.

Bei einer ehrenamtlichen Feuerwehr, wie es sie im Landkreis gebe, müsse man die Belastungen für die Mitglieder so gering wie möglich halten. Schließlich hätten fast alle erst nach Feierabend Zeit. Wenn die Leute dann erst noch lange Fahrten zu den Übungsorten in Kauf nehmen müssten, verliere das Ehrenamt schlicht an Attraktivität.