Drei christliche Verbände sind in der Samtgemeinde vertreten

Tostedt. Pfadfinder sind auch im gesamten Landkreis Harburg aktiv. Doch Tostedt gilt als das Mekka der Pfadfinder. In keinem anderen Ort im Landkreis Harburg tummeln sich so viele Pfadfinder wie hier. Drei christliche Verbände - die katholische Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), der evangelische Verband Christlicher Pfadfinder (VCP) und die Royal Rangers buhlen mit Feuer und Fahrten um Jugendliche in der Samtgemeinde.

Die Royal Rangers, die in der Trägerschaft der freien Christengemeinde sind, sind dabei besonders erfolgreich. Im Jahr 1998 zählte der Pfadfinderbund noch 32 Mitglieder, inzwischen ist der Bund auf 103 Pfadfinder angewachsen. Hauptstammleiter Gerhard Wagner schreibt den Erfolg den zahlreichen Fahrten zu, den der Verband jedes Jahr unternimmt. Die wecken meistens die Abenteurer in den Kindern und Jugendlichen. Denn es geht beispielsweise mit einer Kletterausrüstung in die Alpen oder zu Fuß durch Sardinien. "Wer will, kann nächstes Jahr 31 Tage mit uns unterwegs sein", sagt der 52-Jährige. "Pfadfinderschaft lebt von Leidenschaft. Die Stämme, die ordentlich was los machen, bleiben auch."

Zwar sagt Wagner, Mitglieder zöge sich der Verband fast ausschließlich über Mund-zu-Mund-Propaganda, doch die ersten Kontakte knüpft er schon früh - und clever. Unter anderem haben die Royal Rangers fünf Jahre lang Pfadfinder-AGs an der Grundschule Hollenstedt geleitet.

Diese Art der Präsentation liegt den Pfadfindern der anderen christlichen Verbände fern. Bei ihnen läuft die Mitgliederwerbung auf subtile Art. "Unsere Pfadfinder sind zum Beispiel Schulsprecher, also Persönlichkeiten, die auffallen und eine Vorbildfunktion übernehmen", sagt Hans-Peter Wacker, 62, Diakon in der evangelischen Johannesgemeinde in Tostedt und Leiter des Stammes "Julius Neuendorf" der VCP. Meistens übernehmen die Eltern die Initiative und suchen die Pfadfinder auf, um ihre Kinder anzumelden.

Anders als die Royal Ranger beklagen aber die DPSG und VCP einen starken Mitgliederrückgang. Beim Stamm Arche Noah, der dem DPSG angehört, ist die Zahl der Mitglieder von 25 auf 15 gesunken. Auch der beim VCP organisierte Stamm beklagt einen Mitgliederschwund. Hier hat sich der Kreis der Pfadfinder in der jüngsten Zeit von 40 auf 30 Mitglieder verringert. Die katholischen und evangelischen Stammesleiter glauben jedoch nicht, dass die Art und Weise, wie sie auf sich aufmerksam machen, schuld am Mitgliederschwund sein könnte.

"Die Nachfrage ist nach wie vor da", sagt Wacker. "Was fehlt, sind die Gruppenleiter." Vor zehn Jahren hatte der VCP noch rund 15, inzwischen ist die Zahl auf drei Leiter geschrumpft. Und beim katholischen Pfadfinderbund bestreitet Frank Heiermann, 47, aus Tostedt alleine das Feld. Zuvor waren die Gruppenleiter noch zu dritt.

Der Schuldige für den Gruppenleiterschwund ist schon ausgemacht: Die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur. "Die Jugendlichen sind zwar bereit, Gruppen zu übernehmen", sagt Wacker. "Aber seitdem sie schon nach zwölf Jahren Abitur machen, haben sie keine Zeit mehr."

Heiermann und Wacker schätzen den Aufwand eines Gruppenleiters auf vier bis fünf Stunden pro Woche. Ein Leiter unternimmt mit den Pfadfindern Exkursionen in die Natur, spielt, singt und liest mit den Kindern. Und am Wochenende stehen Zeltlager an, bei denen die Gruppenleiter zeigen, wie man Feuer macht und ein Zelt aufbaut.

Ziel ist, den Kindern und Jugendlichen gewisse Werte zu vermitteln - aufrichtig zu sein, verantwortungsbewusst zu handeln, sich zu engagieren und mit der Natur auf Du und Du zu gehen. Da gibt es keine großen Unterschiede zwischen den Verbänden.

Dennoch fühlt sich Gerhard Wagner von den Royal Rangers als Konkurrent wahrgenommen. Er wünscht sich einen stärkeren Schulterschluss mit den anderen Pfadfinderverbänden. "Anderen die Pfadfinder abzuwerben, ist das letzte, was wir wollen", sagt er. "Es sollte stattdessen mehr Pfadfindergruppen geben, damit auch jedes Kind mit dem Fahrrad zu einem Pfadfindertreffen gelangen kann."