Schauspieler Gunther Veh kommt alle zwei Wochen als Klinik-Clown ins Krankenhaus Mariahilf und versucht dort, das Leiden der Patienten zu lindern.

Harburg. Er ist ein eher dezenterer Vertreter seiner Art. Zugegeben, der Anzug im Schottenmuster ist schon etwas Besonderes, und die Ringelsocken haben auch unterschiedliche Farben. Aber die Schuhe passen ihm und die Schminke ist nicht so dick aufgetragen wie bei anderen. Unter der Maske kann man sogar noch den Menschen erahnen - den Schauspieler Gunther Veh nämlich.

Das Menschliche ist so gewollt, denn jeden zweiten Dienstag kommt Veh als Klinik-Clown "Maximum" auf die Kinderstation des Mariahilf-Krankenhauses in Harburg. Kleine Patienten werden von ihm dann zwei Stunden lang professionell, aber ganz unaufdringlich, erheitert. Der Verein "KinderLicht e.V." macht es möglich, dass ein "Schnuggi", wie die zweite Vorsitzende, Stefanie Bürger, den Klinik-Clown nennt, "mal vorbeischauen kann".

Dass Gunther Veh in zwei Stunden mehr als "nur vorbeischaut", kann man aber schon im Flur der Station erahnen. Denn bereits hier wird er vom zweieinhalbjährigen Eryk abgefangen. Ganz neugierig guckt der kleine Blondschopf Maximum aus seinen großen Kinderaugen an, seine Mutter dabei aber fest an der Hand haltend. "Er hat noch nie einen Clown gesehen", erklärt seine Mutter Magdalena Zebinska die Schüchternheit ihres Sohnes.

Entsprechend vorsichtig ist die Annäherung zwischen Maximum und Eryk. Maximum beginnt mit kleinen Zaubertricks und macht immer wieder Frage-Antwort-Spielchen. Doch Eryk ist immer nur ein schüchternes Nicken zu entlocken. Dann holt Maximum seine "Elwira" heraus - eine Handpuppe in Form eines weißen Raben.

Die Handpuppe sei ein Hilfsmittel, erklärt Veh später, denn sie dürfe auch reden, wenn Maximum besser schweigt. Doch Elwira redet nicht nur, sie gibt auch jede Menge Geräusche von sich. Elwira brabbelt, quietscht und aus der schüchternen Zustimmung des Jungen wird endlich ein quietschvergnügtes Lachen - Hilfsmittel Elwira hat ihren Zweck erfüllt.

Der Rabe "Elwira" ist nur eines der Hilfsmittel, die Gunther Veh in seiner Ausbildung zum Klinik-Clown einzusetzen gelernt hat. Man könne schließlich nicht einfach in ein Krankenhaus gehen und sagen: "Tadaa, ich bin der Klinik-Clown". Es handele es sich um einen sensiblen Bereich. An zehn Wochenenden hat der Schauspieler in einer Zusatzausbildung an der Hochschule für Tanz und Theater in Hannover gelernt, kranke Menschen gesund zu lachen - oder, wie Veh selbst sagt "im Clown-Modus zu arbeiten".

Auch im nächsten Zimmer bahnt sich eine mögliche "Elwira-Situation" an. Denn obwohl die beiden kleinen Patientinnen eigentlich von Maximum besucht werden wollten, sieht man ihnen jetzt an, dass ein Clown für sie nun wirklich nicht der Gipfel der Glückseligkeit ist. "Na gucken wir mal", sagt Maximum ein wenig auch sich selbst motivierend. "Mäuschen, wollen wir ein bisschen Musik machen?" fragt er und hat schon die Mundharmonika an den Lippen. Denn auch Musik wirke, ähnlich wie seine Elwira, wie ein Eisbrecher, so Veh. Die Melodie von "Pippi Langstrumpf" stimmt er an. Immer wieder unterbrochen von einem unrhythmischen "Schacka, schacka, schacka" seinerseits.

Maximum und die Mundharmonika wirken. Die kleine Mirija jedenfalls hat aufgehört, leise Tränchen zu weinen. Nun schunkelt sie, wenn auch kaum erkennbar, im Arm ihrer Mama Anita Pschihoda. Als Maximum dann auch noch Luftballontiere in ihren Lieblingsfarben formt, scheint der Krankenhausalltag ein wenig ferner.

Dieses Ergebnis genügt Gunther Veh in seiner Rolle des Maximum schon. Ein zartes Lächeln oder sogar ein paar Minuten Lachen ist es, was er als Maximum schaffen kann. Das signalisiert er mit seiner Verkleidung, das zeigt er den Kindern mit seiner unaufdringlichen, sehr rücksichtsvollen Art.

Manchmal klappt es und manchmal eben nicht. "Ich habe gar nicht immer den Anspruch, das Kind unbedingt zum Lachen zu bringen", so Veh. Es sei zwar schön, wenn etwas Gemeinsames entstünde, aber manche Kinder fingen sogar ohne erkennbaren Grund an zu weinen. Die "große Seelennot der Kinder" könne er durch seine Clown-Besuche gar nicht lindern. "In den meisten Fällen können wir eben nur stimmungsaufhellend wirken". Bei Eryk, Mirija und all den anderen kleinen Patienten hat es an diesem Tag geklappt. Ihre Stimmung wurde ein wenig heller. Sie hatten ein paar Minuten Fröhlichkeit durch eine große Dosis "Maximum".