Jugendliche zeigen wenig Interesse an “Tag des Handwerks“ in Winsen. Kaum Jobs für schwache Schüler. Fleischerhandwerk leidet stark.

Winsen. "Daumen hoch. Die Auftragslage im Handwerk ist gut", betont Andreas Baier, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft des Kreises Harburg. Das hängt zusammen mit der schon Jahre dauernden Bankenkrise und den Euro-Rettungsbemühungen. Viele Menschen investieren wegen der unsicheren Entwicklung in Sachwerte wie Immobilien, lassen Häuser bauen oder renovieren. So hat das Handwerk gut zu tun.

Bernd Hintze, Lehrlingswart der Tischlerinnung Harburg Land, sieht trotz der zumeist in den Baugewerken festzustellenden guten Auftragslage mit gemischten Gefühlen in die Zukunft. Schon jetzt zeichne sich wachsender Fachkräftemangel ab. Hintze: "Lehrlingszahlen stagnieren, und es gibt bereits Probleme, vakante Stellen mit geeigneten Fachkräften neu zu besetzen."

+++ Ohne Handwerk läuft nichts +++

Bundesweit wurde zum zweiten Mal als Imagekampagne der "Tag des Handwerks" ausgerufen. Betriebe der Harburger Kreishandwerkerschaft präsentierten sich am Sonnabend mit Aktions- und Informationsständen vor dem Rathaus in Winsen und auf dem Wochenmarkt in Buchholz.

Junge Leute, die sich hätten informieren können, waren allerdings eher selten zu sehen.

"Die Imagekampagne ist gedacht, junge Leute für das Handwerk zu interessieren. Es folgt am kommenden Sonntag und Montag noch eine Berufsinformationsmesse in der Buchholzer Berufsschule Sprötzer Berg, zu der alle in Frage kommenden Schulklassen bereits eingeladen worden sind", sagt Hintze. "Am Sonntag können die Schüler in Begleitung ihrer Eltern zur Messe kommen. Das ist für Ausbilder der Handwerksbetriebe der effektivere Tag. Da wird zumeist gezielt gefragt, und es kann konkret auf Fragen eingegangen werden. Am Montag, wenn die Schulklassen kommen, sind Schüler in Fragen der Berufsinformation leider vielfach unvorbereitet."

Hintze bedauert, dass es zu viele junge Menschen gibt, die in der Schule zu wenig auf eine künftige Berufsausbildung vorbereitet werden. "Früher wurden noch Knechte und Handlanger beschäftigt. Aber heute gibt es auch im Handwerk kaum noch Jobs für schwache Schüler", erklärt Hintze. "Elektronische Geräte müssen bedient werden können. Gutes Lesen, Schreiben und Rechnen sind dabei Grundvoraussetzungen für die Berufsausbildung."

Kreishandwerks-Geschäftsführer Andreas Baier zählt mehr als 2300 Handwerksbetriebe im Landkreis Harburg. Besondere Not Auszubildende zu finden, leidet seinen Worten nach das Fleischerhandwerk. Aber auch Ausbildungsplätze für Zimmerleute, Dachdecker, Installateure für Heizung, Wasser, Gas oder auch Maurer seien nur schwer zu besetzen. "Dabei liegt der Verdienst beispielsweise eines Maurers schon in der Ausbildungszeit über den Einkünften von Bürokaufleuten", sagt Baier.

Mit wuchtigen Hammerschlägen auf glühenden Stahl und den Amboss zog Metallbaumeister Jan Jürgens aus Winsen die Blicke der Ausstellungsbesucher am Tag des Handwerks auf sich. Nägel und Türbeschläge formte er. Anzuschauen waren auch schon fertiggestellte Fensterrahmen oder auch Treppengeländer. "Viele Menschen schlagen heutzutage ihre Zeit am Computer oder mit dem Smartphone tot", sagt Jürgens. "Ich stelle mit Stahl und Hammerschlägen lieber Dinge her, die im praktischen Leben zu gebrauchen sind. Ich liebe meinen Beruf."