Auf dem Gelände des Elbe-Klinikums hat eine Außenstelle der Psychiatrischen Klinik Lüneburg eröffnet – für Kinder und Jugendliche.

Stade. Eine Versorgungslücke im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie ist mit der Eröffnung einer neuen Tagesklinik auf dem Gelände des Elbe-Klinikums Stade nun geschlossen worden. Als Außenstelle der Psychiatrischen Klinik Lüneburg (PKL) bietet die Tagesklinik mit stationärer Ambulanz zwölf Behandlungsplätze für Sechs- bis 14-Jährige.

In ihren Festreden bezeichneten Siegfried Ristau, Geschäftsführer des Elbe-Klinikums, und Rolf Sauer, Geschäftsführer der PKL, dies als wichtigen Schritt, um bislang unterversorgten Patienten im Landkreis Stade medizinische Hilfe auf hohem Niveau anbieten zu können. Eine nicht oder zu spät erfolgte Behandlung psychischer Störungen könne schlimme Folgen haben, so Sauer. Und auch wenn vieles von der Wunschliste beim Bau der Tagesklinik habe gestrichen werden müssen, so sei in den entscheidenden Punkten im Landkreis Stade eine Anlaufstelle geschaffen worden, die den jungen Patienten den Weg zu der bisher zuständigen Lüneburger Klinik erspare.

+++++Musiktherapie sorgt für Hygiene im Kopf+++++

Auch die Chefärzte der Abteilung Kinder- und Jugendmedizin des Elbe-Klinikums, Dr. Volker Berg, und der Abteilung Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik, Professor Martin Huber, hoben hervor, dass mit dem neuen Kooperationspartner die Gesamtversorgung deutlich verbessert wurde, sowohl personell als auch qualitativ.

Dr. Berg verglich den Weg zum Ziel mit einem Langstreckenlauf, bei dem das Ankommen vom Willen und der Motivation abhängig sei. Er sei nun sehr glücklich, dass Kinder und Jugendliche in Stade umfassend versorgt und therapiert werden können. "Nach einem solchen Marathon bleibt die Erkenntnis: Der Schmerz geht, der Stolz bleibt." Professor Huber sieht in der neuen Kooperationsmöglichkeit von Hausärzten, Kinderpsychologen und dem Team der Tagesklinik ideale Voraussetzungen für erfolgreiche Therapien.

Die hellen, in Weiß, Orange und Grün gestalteten Räumen des 660 Quadratmeter großen Neubaus, sind für spezielle Therapien, etwa Musik, Budo, Ergotherapie, Meditation oder Yoga ausgestattet. Bauherr ist das Elbe-Klinikum. Von den zwei Millionen Euro Gesamtkosten zahlte das Land Niedersachsen 1,6 Millionen, das Elbe-Klinikum steuerte 400 000 Euro bei.

Das Angebot wird bereits intensiv genutzt. Ebenso die Ambulanz für Kinder und Jugendliche bis zum Alter von 18 Jahren. Mehr als 50 Patienten haben bereits Termine vereinbart. "Unsere Einrichtung ist für die Patientenversorgung eine wichtige Verbesserung, denn bislang waren Patienten aus dem Landkreis Stade davon weitgehend abgeschnitten", sagte Oberärztin Karin Kamps, Leiterin der Tagesklinik. Dabei sei der Bedarf enorm, so Dr. Alexander Naumann, Chefarzt der PKL. Das zunehmende Wissen der Fachärzte und die Sensibilisierung vieler Eltern höben psychische Erkrankungen immer mehr aus der Tabuzone. "Sehen Eltern, welche fachlichen und medizinischen Angebote es in ihrer Nähe gibt, steigt auch die Motivation, gute Behandlung in Anspruch zu nehmen."

Die Warteliste in der Lüneburger Klinik sei immer voll, sagte Dr. Kamps. 80 Prozent der Patienten sind Jungen, die meisten kommen mit Störungen des Sozialverhaltens, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörungen. Die Mädchen leiden überwiegend an Depressionen und Angststörungen. Nur etwa 20 Prozent der jungen Patienten leiden an klassischen psychischen Störungen wie schizophrenen Psychosen, Zwangserkrankungen, Essstörungen oder Autismus.

In der neuen Tagesklinik sind 17 Fachkräfte für die Mädchen und Jungen da. Das Team besteht aus Ärzten und Kinderkrankenschwestern, Psychologen, Musik- und Sporttherapeuten sowie Pädagogen. Zum täglichen Therapieplan gehören Konzentrationstraining, Entspannungsübungen, Übungen fürs Sozialverhalten und Einzeltherapiesitzungen. "In der Regel kommen unsere Patienten für etwa drei Monate zur Therapie. Sie beginnt morgens um 8 Uhr und endet um 15.30 Uhr, auch Unterricht gibt es im Rahmen der therapeutischen Programme", sagte Dr. Kamps. Ein wichtiges Ziel des Therapeutenteams sei es, auch die Eltern einzubeziehen. "Ohne die Mitarbeit der Eltern geht es nicht."

Wer Fragen zu der neuen Tagesklinik hat, erreicht die Mitarbeiter in Stade auf dem Gelände der Elbe-Kliniken, Bremervörder Straße 107, und unter Telefon 04141/529 90 81.