Bei dem “Tag der Legenden“ singen unter anderem auch 70 Jungen und Mädchen der Stadtteilschule Neuwiedenthal mit. 26.000 Zuschauer werden erwartet.

Harburg. Das Lampenfieber war förmlich zu spüren. Hochkonzentriert folgten die rund 40 Unterstufenschüler der Stadtteilschule Neuwiedenthal den Anweisungen ihrer Lehrerin Bettina Schuldt. Die Chorprobe am gestrigen Nachmittag im Musikraum am Neumoorstück war aber auch nicht irgendeine. Am Sonntag werden die jungen Sänger nämlich 26 000 Zuhörer haben. Und zwar nicht irgendwo, sondern im St.-Pauli-Stadion am Millerntor - beim "Tag der Legenden".

Nationale Fußball-Legenden wie Matthias Sammer, Bernd Schuster und Felix Magath haben sich diesmal angesagt, um für die Projekte von NestWerk e.V. Geld zusammeln. Die Initiative von TV-Star Reinhold Beckmann hat sich auf die Fahnen geschrieben, an sozialen Brennpunkten für kostenlose Sport- und Freizeitangebote zu sorgen. Bei der achten Auflage des Fußball-Spektakels wird es erneut auch eine grandiose Stadionshow für Groß und Klein geben - bei dem die Mädchen und Jungen aus Neuwiedenthal, ebenso wie 30 Kinder der Stadtteilschule Fischbek und 40 der Stadtteilschule Bahrenfeld eine besondere Rolle spielen werden.

"Viel verraten dürfen wir ja nicht", sagt Julia Werdier, 13. "Doch so viel darf ich wohl sagen: Wir werden nicht nur singen. Zur WM-Hymne von 2006 ,Zeit, dass sich was dreht' von Herbert Grönemeyer wird es eine tolle Choreografie geben, zu der wir uns im Stadion auch bewegen werden."

Schon heute werden die insgesamt 140 Schüler der drei Stadtteilschulen nach St. Pauli fahren, wo eine erste Stellprobe angesetzt ist. Am Sonnabend folgt dann die Generalprobe mit allen Solisten, zu denen auch Volkan Baydar (Orange Blue) zählt. Damit am Sonntag alles perfekt klappt.

Rein stimmlich sind die Neuwiedenthaler schon bestens in Form, wie sich das Abendblatt überzeugen konnte. Mit Inbrunst, vor allem aber ausgefeilter Gesangstechnik, schmetterten sie einen Song nach dem anderen. Nicht ganz überraschend: Die Unter- und Oberstufensänger gehören zu inzwischen 40 aktiven Schulchören des Projekts "The Young ClassX" von Peter Schuldt. Mit dem der Spaß am gemeinsamen Singen zu einer neuen Blüte geführt werden soll.

"Ich bin sehr stolz, dass unsere Schule am Sonntag gleich mit 70 Sängern vertreten sein wird, das sind immerhin acht Prozent unserer insgesamt 840 Schüler", sagt Schulleiter Sven Nack. Der 44-Jährige hat bei den beiden Chören bereits mehrfach hospitiert und war von den rasanten Fortschritten der Schüler schwer beeindruckt. "Die Arbeit der Chorleiter zahlt sich ja nicht nur hörbar aus", so Nack. "Durch das Singen werden ja auch Sekundärtugenden wie selbstbewusstes Auftreten, Pünktlichkeit und Disziplin geschult. Wie sich unser Unterstufen-Chor jüngst beim Dorffest Neugraben präsentiert hat, das war schon sehr überzeugend."

Dass Nack seine Schützlinge nun auch noch im Stadion seines Lieblingsvereins erleben kann, freut ihn um so mehr. Seit 1999 habe der frühere Bremer eine Dauerkarte des FC St. Pauli. Diese Freude vermag Julia Werdier indes nicht ganz zu teilen. Als beinharter HSV-Fan ist ihr das Stadion am Millerntor eher suspekt. "Warum machen die den Tag der Legenden nicht im Volkspark", sagte die Achtklässlerin. Was weniger eine Frage, als vielmehr eine Feststellung war.

Akhil Gawri hingegen findet es irre aufregend, dass er sich bei seinem siebten Auftritt gleich in so einem großen Stadion präsentieren darf. Auch deshalb, weil er selbst leidenschaftlicher Kicker ist und beim FTSV Altenwerder am liebsten im Mittelfeld dem Fußball nachjagt. Und ein großer Fan des amtierenden deutschen Meisters Borussia Dortmund und der brasilianischen Seleção ist. "Das Singen im Chor macht mir aber mindestens genauso viel Spaß", versichert der Zwölfjährige mit indischen Wurzeln.

"Wenn man Kinder richtig fordert und fördert", kommt die Leistung von ganz allein", sagt Peter Schuldt, der das Projekt "The Young ClassX" auf den Weg gebracht hat. Er schätzt auch die integrative Wirkung des gemeinsamen Singens. Chorsolisten seien Kinder von Migranten aus Chile, Kroatien oder den Philippinen, die oft hoch motiviert und willensstark seien und so auch ihre deutschen Gefährten förmlich mitrissen. Für Julia Werdier jedenfalls gibt es gar keinen Zweifel, dass es kaum etwas Schöneres gäbe, als gemeinsam zu singen: "Ohne Chor wäre mein Leben langweilig und leer."