Ein neues Lokal öffnet in Harburg seine Pforten: Zwei Freunde verwirklichen mit dem Musikklub “Rockola“ in der Lämmertwiete ihren Jugendtraum.

Harburg. Der Countdown auf der Homepage im Internet läuft bereits. Keine 70 Stunden mehr, dann öffnet am kommenden Sonnabend in Harburg ein neues Lokal mit dem Namen "Rockola" seine Pforten. "Nein", versichern Matthias Köster, 43, und Christian Krause, 48, unisono, "wir sind keine Salatbar". Und wer die beiden, gern ganz in schwarz gewandeten Herren trifft, glaubt ihnen aufs Wort. Schon das schwarze Schild draußen vor der Tür lässt keine Zweifel aufkommen. Mitten in Harburgs Schlemmermeile Lämmertwiete wird es fortan rockig-rustikal zur Sache gehen. Denn unter dem Schriftzug "Rockola" sind zwei gekreuzte Gitarren und zwei Bierkrüge mit Totenköpfen zu sehen, umschlungen vom Tribal mit dem unzweideutigen Hinweis darauf, was den geneigten Besucher drinnen erwartet: "The Place of Rock"!

"So einen Laden wie unseren findest du im ganzen Süderelberaum nicht", stanzt Köster gleich mal ein Alleinstellungsmerkmal in den Schankraum im Untergeschoss. Wo das Interieur mit hölzerner Theke, rustikalem Mobiliar, Wänden im Feldstein-Look und gusseisernem Kronleuchter das ideale Ambiente für Mittelalter-Partys bietet. "Die sind schwer angesagt", versichert Köster und verweist auf das MPS, das "Mittelalterlich Phantasie Spectaculum", im Öjendorfer Volkspark. Der just an diesem Wochenende wieder Tausende Fans vereinen wird, denen archaisches Markttreiben, brachiale Musik und spektakuläre Ritterkämpfe näher liegen als alle "Segnungen" unseres Computerzeitalters zusammen. "Diese wachsende Sehnsucht nach dem Gestern ist schon ein interessantes Phänomen", findet Köster.

Die gute alte Zeit wird auch in der "American Rockbar" im Obergeschoss beschworen. Wo ein gut acht Meter langer Tresen mit 16 Hockern und eine Lounge mit zehn Plätzen locken. Hier soll es "hard & heavy" zugehen, zumindest akustisch. Und dann zählen die beiden auf, was es unterm Dach so alles auf die Ohren gibt: nämlich Kiss und Status Quo, Ted Nugent und Pink Floyd, Deep Purple und Uriah Heep. Also feinsten Rock aus einer Zeit, als Musik noch "handgemacht" war. Und nicht wie heute klinisch rein mithilfe von Computern und Soundmachines zusammengemixt.

"Musik ist mein Leben", sagt Köster - und Krause nickt. Dass sie vorrangig aus der Konserve kommen wird, kann ihren Enthusiasmus nicht bremsen. "Leider ist die kleine Holzbühne nur zwei Quadratmeter groß und eignet sich deshalb allenfalls für Unplugged-Auftritte von Solokünstlern", sagt Christian Krause, der Mitte der 80er-Jahre Schlagzeuger einer Amateurband in Billstedt war. Doch habe man schon mit dem nördlich der Elbe sehr bekannten DJ "Wolle" Kontakt aufgenommen, der sich dem Vernehmen nach ein Gastspiel in der Harburger Lämmertwiete sehr gut vorstellen kann. Und für einen ordentlichen Headbanger sei zwischen Tresen und Minibühne auch noch Platz. Schließlich ist ihre Konzession ja als "Bar mit Tanzgelegenheit" definiert.

Befeuert werden soll die nostalgische Stimmung mit harten Getränken, die es so nirgends sonst in Restaurationen dieser Stadt gibt. Zum Beispiel einem Klaren aus Düsseldorf namens "Qorn". 44 Umdrehungen habe der - und werde selbstredend nur "an ganze Kerle" ausgeschenkt, versichert Köster. Ebenso wie der ätzende Absinth, der als optische Vorwarnung aus einer Flasche in Form eines Totenkopfes kommt. Die Speisekarte nimmt sich dagegen recht überschaubar aus. Mit Bockwurst und Kartoffelsalat, Flammkuchen und Käse-Nachos kann allenfalls der "kleine Hunger" bekämpft werden. "Mehr wollen wir auch gar nicht: Restaurants mit vollwertigen Speisekarten gibt es links und rechts schließlich genug", sagt Krause.

Mit ihrem Musikklub "Rockola", dessen Namen sie einer Wurlitzer-Musicbox entlehnt haben, verwirklichen Christian Krause und Matthias Köster einen gemeinsamen Jugendtraum. Dabei könnten die beiden unterschiedlicher kaum sein. Krause, der gelernte Bauzeichner aus Geesthacht, misst nur ganze 1,68 Meter vom Kopf bis zur Sohle. Köster hingegen, ein gelernter Einzelhandelskaufmann aus Hamburg-Hamm, ist beeindruckende 2,10 Meter groß und bringt mehr als 180 Kilo auf die Waage. Seit 20 Jahren ist er in der Eventbranche unterwegs und wird auch gern als Komparse gebucht. So stand er schon als Henker in der Oper "Salomé" auf der Bühne, spielte mehrfach auch kleine Nebenrollen in der Krimiserie "Großstadtrevier" und zuletzt auch in dem Detlev-Buck-Film "Rubbeldiekatz" mit Matthias Schweighöfer. "Leider durfte ich bisher immer nur böse Jungs geben wie Türsteher, Zuhälter und Schläger. Den lieben Nachbarn von nebenan aber noch nie", bedauert Köster, alias "Big Eddy", aufrichtig.

Vielleicht klappt das ja nun als "Rockola"-Wirt. Seit die Entscheidung für das Projekt vor über einem Jahr gefallen war, hatten die Freunde, die sich über gemeinsame Bekannte bei Konzerten im "Docks" und der "Großen Freiheit" kennengelernt haben, fieberhaft nach der passenden Lokalität gesucht. "St. Pauli sollte es bewusst nicht sein, der Kiez ist einfach abgelutscht, hat seinen Reiz verloren", sagt Köster. Schließlich wurde das Duo in Harburg fündig. Krause: "Als wir die Räume Anfang Juni das erste Mal gesehen hatten, wussten wir sofort, das ist es. Es war Liebe auf den ersten Blick."

Für die Eröffnungsparty am Sonnabend haben sich bereits knapp 200 Leute angemeldet. Auf ihrer Facebook-Seite registrierten K&K bis zu 2700 Zugriffe am Tag. "Das zeigt, dass das Interesse an solch einem Klub groß ist", sagt Matthias Köster. Und verspricht: "Wir werden Harburg rocken."

Musikklub "Rockola", Lämmertwiete 9, 21073 Hamburg. Öffnungszeiten: Di. bis Do. 18 bis 2 Uhr, Fr. + Sa. 18 bis 5 Uhr, So. + Mo. Ruhetag