Mit Theaterblut verschmiert mimen Aktivisten auf der Fahrbahn Verkehrsopfer und prangern so die Verkehrspolitik des Hamburger Senats an. Zu makaber? Nein, denn die theatergleiche Protestform ist Satire. Übertreibung ist dabei ein kulturell anerkanntes Stilmittel.

Effekthascherei? Nein, auch das nicht. Denn die Bürgerinitiative Engagierte Wilhelmsburger schafft mit ihren öffentlichen Inszenierungen eine Form der politischen Kommunikation, die ins You-Tube-Zeitalter passt.

Politik-Theater auf der Straße, die Occupy-Bewegung schaffte es so bis in die Hauptnachrichten, ist ein alarmierendes Zeichen dafür, dass die institutionell vorgesehene Bürgerbeteiligung in unserem demokratischen Rechtsstaat immer weniger zu funktionieren scheint. Bürger äußern Bedenken - Experten der Verwaltungen bügeln diese als unbegründet ab. Allzu oft passiert Bürgerbeteiligung nach diesem Muster - frustrierend. Demokratische Partizipation verliert so an Bedeutung. - das ist gefährlich.

Die kritische Bürgerinitiative Zukunft Elbinsel soll schon vorsorglich einen Aufsehen erregenden Demo-Termin für den Tag angemeldet haben, an dem Bundespräsident Joachim Gauck im nächsten Jahr Wilhelmsburg besuchen wird. Beim Präsidenten will sich die Initiative dafür entschuldigen - er könne ja nichts für die Politik des Hamburger Senats. Das ist weitsichtiger Protest mit Stil!