Unbekannte hatten vorsätzlich Reizgas freigesetzt. Polizei bittet um Hinweise.Gewalttätige Jugendliche sind keine Seltenheit.

Hittfeld. Beim Polizeikommissariat Seevetal sind am Dienstag erste Hinweise eingegangen, wer hinter dem Angriff mit Reizgas stecken könnte, bei dem am Sonntagabend knapp ein Dutzend Besucher des Freibades Hittfeld verletzt wurde. Ob es sich dabei um die Gruppe von zehn bis 15 Besuchern "südländischen Aussehens" im Alter von zehn bis 20 Jahren handelt, die kurz zuvor ein Hausverbot erhalten hatte, sagte der Sprecher der Polizeiinspektion Harburg auf Anfrage des Hamburger Abendblatts nicht. Kriminalhauptkommissar Michael Düker: "Es gibt noch keine Ergebnisse, die für die Öffentlichkeit bestimmt sind."

Wie berichtet, hatten Unbekannte das Reizgas nach Angaben der Polizei gegen 18.30 Uhr vorsätzlich in den Duschen und Umkleidekabinen freigesetzt und waren unerkannt geflüchtet. Die alarmierten Rettungskräfte brachten neun Badegäste im Alter zwischen acht und 39 Jahren mit Atembeschwerden und Reizungen der Schleimhäute per Krankenwagen in Krankenhäuser nach Harburg und Winsen.

+++ Reizgas-Attacke in Hittfelder Freibad: Zehn Verletzte +++

"Eine der verletzten Personen mit tränenden roten Augen und leichter Atemnot wurde vom Notarzt im Freibad behandelt und konnte direkt nach Hause gehen", sagt Matthias Köhlbrandt, Sprecher der Feuerwehr Seevetal. Die Winsener Rettungsleitstelle hatte die Ortswehren Hittfeld und Fleestedt angefordert, um die vernebelten Räume mit einem Überdruckbelüfter von dem gesundheitsgefährdenden Gas zu befreien. "Die Einsatzkräfte schützten sich selbst dabei durch Filtergeräte, die einen Kontakt der Atemwege mit Reizgas verhindern", so Feuerwehrsprecher Köhlbrandt weiter.

"Alle Geschädigten sind inzwischen wieder wohlauf und werden jetzt von uns angeschrieben, um sie um eine Zeugenaussage zu bitten", sagt Polizeisprecher Düker. Weitere Hinweise für ihre Ermittlungen wegen vorsätzlicher Körperverletzung erhoffen sich die Beamten auch von den etwa 500 Menschen, die den bislang heißesten Tag des Jahres im Schwimmbad an der Peperdiekshöhe verbrachten.

"Wir wissen beispielsweise noch nicht, wie die Gruppe der zehn bis 15 Tatverdächtigen zu dem Freibad gekommen ist", so Düker weiter. "Sehr hilfreich wäre beispielsweise ein Autokennzeichen." Möglicherweise seien die Störer aus dem Hamburger Stadtgebiet in die benachbarte Gemeinde im Landkreis Harburg gekommen. Den Hittfelder Bademeistern, die sie des Freibades verwiesen hatten, waren die Besucher unbekannt. Negativ aufgefallen waren sie dem Aufsichtspersonal, weil sie die Sicherheit anderer Gäste durch Sprünge von einer Wasserrutsche gefährdeten.

"Wir kennen solche Probleme mit aggressiven Jugendlichen auch von anderen Anlässen", sagt Markus Wölfel, Vorsitzender der Seevetaler Ortsgruppe der Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Freiwilligen der Hilfsorganisation sind auch bei öffentlichen Veranstaltungen wie dem Horster Mühlenfest als Notfallhelfer im Einsatz. Beim Hittfelder Dorffest versorgten die DLRG-Kräfte in der Vergangenheit pro Nacht mitunter bis zu 20 Personen, von denen jeder Vierte per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht wurde. Auf dem Dorffest 2010 beispielsweise kümmerten sie sich ebenfalls um die Opfer einer Reizgasattacke. Wölfel: "Die Stimmung schlägt oft dann um, wenn zum Veranstaltungsende die Musik ausgestellt und die Getränkeausgabe gestoppt wird."

Damit bei der 32. Auflage des Hittfelder Traditionsfestes, die vom 14. bis 16. September wieder mehrere Hundert Besucher anlocken dürfte, keine Ausschreitungen unter Jugendlichen zu befürchten sind, soll es wieder verschärfte Kontrollen des Alkoholverbots für Minderjährige geben. DLRG-Sprecher Wölfel ist froh, dass er mit jungen Trinkern nur indirekt zu tun hat, wenn sie Erste Hilfe brauchen. "Ansonsten hätten wir sicherlich noch mehr Probleme, Freiwillige zu rekrutieren."

"Bei unserem regelmäßigen Wasserrettungsdiensten am See im großen Moor in Hörsten bei Meckelfeld haben wir nur wenige Probleme mit störenden Jugendlichen", so der DLRG-Vorsitzende weiter. "Das Gelände ist sehr weitläufig, sodass die bis zu 300 Besucher an den Wochenenden nicht auf engem Raum zusammenkommen und sich gegenseitig stören können."

Zu Körperverletzungen kam es dagegen in der Nacht zu Mittwoch, als eine zunächst fröhliche Poolparty in Betzendorf im Landkreis Lüneburg aus dem Ruder lief. Aus einem Streit zwischen mehreren Gästen im Alter von 19 bis 22 Jahren entwickelte sich eine Schlägerei, die erst von der Polizei geschlichtet werden konnte.