Mehr Eigenständigkeit: Der Chef des Harburger Helms-Museums will wieder selbstständig das eigene Profil stärken und das Budget verwalten.

Harburg. Das Helms-Museum will die Stiftung Historische Museen Hamburg (SHMH) verlassen und wieder selbstständig arbeiten. Voraussetzung ist, dass die Bürgerschaft dem Austritt des Harburger Museums zustimmt. Allerdings wird kaum bezweifelt, dass die Politiker dies auch tun werden, denn in einer Bürgerschaftsdrucksache, die dem Hamburger Abendblatt vorliegt, heißt es: "Die mit dem Zusammenschluss verbundenen Ziele, insbesondere die nachhaltige strukturelle und inhaltliche Weiterentwicklung, wurden aus unterschiedlichen Gründen nicht erreicht. Neben der mangelnden Stringenz in der Organisationsentwicklung hat insbesondere eine sich selbst blockierende Leitungsstruktur das Zusammenwachsens der Stiftung verhindert." Außer Harburg will auch das Bergedorfer Museum den Verbund verlassen.

Prof. Rainer-Maria Weiss, Direktor des Helms-Museums, bringt seine Sicht auf den Punkt: "Die Hamburger Stiftung ist aus meiner Sicht von vorne bis hinten gefloppt. Es wurden damals Synergien erhofft, die nie eingetreten sind, ein Sparmodell mit Denkfehlern. Für uns ist es der einzig richtige Weg, wieder in die Selbstständigkeit zu gehen. Aus verschiedenen Gründen. Wir haben im Grunde nie in diesen Verbund gepasst. Künftig können wir uns besser auf unsere Aufgaben als archäologisches Museum, als Museum für Stadtgeschichte sowie die Bodendenkmalpflege für Hamburg und den Landkreis Harburg konzentrieren und eine klare Profilierung vorantreiben."

Es sei ein Fehler gewesen, das Helms-Museum in diesen Verbund der stadtgeschichtlichen Museen zu integrieren, erklärt Rainer-Maria Weiss. Das Helms-Museum mit seinen Aufgabengebieten und einem Theater "tickt ganz anders", so der Harburger Landesarchäologe.

2008 war der Verbund der Hamburger Museen, die SHMH, installiert worden, um Synergien zu schaffen. Das heißt aber auch, dass Häuser, die schwarze Zahlen schreiben, ihre Überschüsse an defizitäre Museen abgeben müssen. "Bevor wir 2008 zur Hamburger Stiftung kamen, schrieben wir schwarze Zahlen und kamen mit unserem Budget hin", sagt Weiss. "In der Hamburger Stiftung können wir unsere eigenen Überschüsse nicht wieder in eigene Aufgaben investieren. Aber wir haben zusätzliche Aufgaben, die auch finanziert werden müssen. Das Helms-Museum hat den gesetzlichen Auftrag der Bodendenkmalpflege und den Auftrag, als archäologisches Museum auch Ausgrabungen zu machen." Allein das seien schon zwei Bereiche, die das Helms-Museum von den anderen im Verbund organisierten Häusern unterscheide.

Bei der Verteilung des Geldes, so Weiss, würden diese zusätzlichen Funktionen nicht berücksichtigt. Dem Helms-Museum steht ein Budget von drei Millionen Euro zu, bei der Zuteilung aber habe es keine Rolle gespielt, dass die Bodendenkmalpflege allein schon mit rund 700 000 Euro Kosten zu Buche schlage. Ein weiterer Aspekt, so Weiss, warum der Verbund für Harburg keinen Sinn mache, sei die Tatsache, dass das Helms-Museum für Ausgrabungen einen enormen Durchlauf an Personal habe. Weiss: "Mit dieser schnellen Fluktuation an Personal ist die Hamburger Stiftung schlicht überfordert. Das bremst uns natürlich in der Organisation vor Ort." Künftig, so Weiss, könne sich die eigenständige Stiftung Helms-Museum auch wieder selbst "und selbstbewusst" um Fördermittel aus dem Ausstellungstopf bewerben. Bei dem jetzigen Konstrukt könne sich lediglich die SHMH um Fördermittel aus diesem Topf bemühen, und die würden, so der Harburger Museumsdirektor, dann eben unter den der SHMH angehörigen Hamburger Museen verteilt.

Weiss hofft darauf, dass der Austritt des Helms-Museums im kommenden Jahr umgesetzt wird. "Dann wird sich auch für unsere Besucher eine Menge ändern", sagt er. "Wir werden dann als zwei getrennte Museen firmieren, das Stadtmuseum Harburg, das in unser Haupthaus einziehen soll, und das archäologische Museum Hamburg." Mit einem deutlicheren Bezug auf Harburg sei dann ohne den Hamburger Verbund SHMH eine klarere Profilierung für das Helms-Museum möglich. Dazu gehörten, sagt Weiss, stadtgeschichtliche Ausstellungen über Harburg.