250 Menschen demonstrieren für das Neugrabener Bad und fordern eine langfristige Lösung, die das Bezirksamt in vier Wochen treffen will.

Neugraben. Die Kinder haben eine klare Meinung: "Gebt dem Freibad Geld!", forderten sie gestern während einer Demonstration für den Erhalt ihres Neugrabener Bades. Sie sind wütend und haben Angst, ihre Schwimmstätte im Viertel zu verlieren. 150 000 Euro jährlich kostet der Betrieb. Bislang hat der Bezirk Harburg jedes Jahr wieder die Förderung des Bades beschlossen und somit den Betrieb aufrechterhalten, teils mit eigenen Mitteln, teils mit Geld wie aus dem Programm Soziale Stadtförderung.

Jetzt aber hat der Betreiber, die Passage - eine gemeinnützige Gesellschaft für Arbeit und Integration -, den Vertrag gekündigt. Zum einen muss nun ein neuer Betreiber gefunden werden. Zum anderen fordern die Menschen, für die dieses Freibad ein wichtiger Treffpunkt im Sommer ist, endlich nach mehr als 20 Jahren eine endgültige Finanzierungslösung.

Rund 250 Demonstranten waren gestern dem Aufruf der Initiative "Rettet das Freibad" gefolgt. Mit Trillerpfeifen, Spruchbändern und Trommeln machten die Kinder aus den benachbarten Schulen und Kitas ihrem Ärger Luft. Mario Bugenhagen, Gründer der Initiative, hatte zu der Demo mit Handzetteln und über Facebook aufgerufen. "Unser Hauptproblem ist, dass wir jetzt keinen Träger mehr für das Bad haben", sagt Bugenhagen. Ein neuer Träger aber lasse sich natürlich nur finden, wenn die Finanzierung des Freibades gesichert sei, so der Neuwiedenthaler.

+++ Zitterpartie im Freibad Neugraben +++

Gemeinsam mit den Kindern demonstrierten auch Mitglieder des Fördervereins des Bades, Erzieher und Lehrer in der Neuwiedenthaler Straße. Für Lehrerin Cornelia Lux von der Schule Am Johannisland ist das Freibad Neugraben der einzige Ort, den Kinder in der näheren Umgebung in ihrer Freizeit nutzen können. "Gerade die Kinder in Neuwiedenthal, einem sozialen Brennpunkt, brauchen einen Ort, an dem sie ihre Sommerferien verbringen können oder auch die Zeit nach der Schule", sagt Lux. "Zu diesem geschützten und beaufsichtigten Ort, der auch von mehreren Schulen der näheren Umgebung genutzt wird, können die Kinder alleine am Nachmittag gehen. Sie sitzen dann nicht in einer Mietwohnung vor dem PC. Sie können hier Kontakte zu Kindern verschiedener Nationalitäten knüpfen."

So komme, meint die Pädagogin, "gelebte Integration zustande, denn die Kinder begreifen das Bad als ihren gemeinsamen Ort", den sie kennen und an dem sie sich wohlfühlen.

Auch Mitarbeiter des Freibades, denen der Verlust ihrer Jobs droht, wenn das Freibad keinen neuen Betreiber bekommt oder die Finanzierung eingestellt wird, waren bei der Demonstration dabei. Betriebsleiter Hartmut Ebert rechnet mit seiner Kündigung zum Saisonende. Sein Kollege Guido Hock, der Teamleiter im Neugrabener Freibad ist, sagt: "Meine Kündigung zum 31. Dezember wurde mir bei der jüngsten Betriebsversammlung bereits in Aussicht gestellt. Und ich soll sie nächste Woche Dienstag unterschreiben."

+++ Was meinen Sie? +++

Martina Gerlach, Leiterin der Kita Johannisland, ist einfach nur sauer: "Es ist ein Armutszeugnis, dass es diese Stadt nicht hinbekommt, dieses Bad zu erhalten!" Auch Immo von Eitzen (FDP) hält das Freibad Neugraben notwendig für das Viertel. Der Abgeordnete der Bezirksversammlung Harburg sagt: "Es ist aber Aufgabe der Sozialbehörde und nicht des Bezirks, sich um die Finanzierung des Ganzen zu kümmern."

Unterdessen zeigt sich Harburgs Bezirksamtsleiter Thomas Völsch (SPD) optimistisch was Finanzierung und Betreibersuche angeht. "Ich rechne damit, dass wir in etwa vier Wochen einen Träger haben und damit die Zukunft des Freibades gesichert ist." Es würden, so Harburgs Chef im Rathaus, unter anderem auch Gespräche mit der Passage und der Bäderland Hamburg GmbH geführt.

Die Passage stehe, sagt Völsch, vor Veränderungen. Und wenn die Bäderland, die das Neugrabener Freibad mal abgegeben hatte, übernehme, dann "sicher zu ihren Konditionen". Das hieße im Einzelnen, dass unter Umständen auch die Eintrittspreise erhöht werden müssten oder das Bad bei schlechtem Wetter geschlossen würde. "Ich weiß von einer Entscheidung der Bürgerschaft, die sich für das Freibad ausspricht", sagt Völsch. "Insofern bin ich sehr entspannt."